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Himmel und Hölle #0

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 EMANUEL SWEDENBORG

HIMMEL und HÖLLE

Visionen & Auditionen

Aus dem Lateinischen von Dr. Friedemann Horn SWEDENBORG-VERLAG ZÜRICH

Titel des lateinischen Originals von 1758:

DE COELO ET EJUS MIRABILIBUS, ET DE INFERNO

EX AUDITIS ET VISIS

Auflage 2005

© 1992 by Swedenborg-Verlag Zürich Satz: Swedenborg-Verlag Zürich Druck und Bindung: CPI Books, Ebner & Spiegel Buch GmbH, Ulm.

Printed in Germany ISBN 3-85927-241-1

INHALTSVERZEICHNIS

Vorwort des Übersetzers

I. DER HIMMEL

Vorbemerkungen des Verfassers

Der Herr ist der Gott des Himmels 2-6

Das Göttliche des Herrn bildet den Himmel 7-12

Dieses Göttliche ist die Liebe zu Ihm und zum Nächsten 13-19

Der Himmel besteht aus zwei Reichen 20-28

Es gibt drei Himmel. 29-40

Die Himmel bestehen aus unzähligen Gesellschaften 41-50

Jede Gesellschaft und jeder Einzelne ist ein kleinerer Himmel 51-58

Der Himmel im ganzen stellt einen einzigen Menschen dar 59-67

Jede Gesellschaft in den Himmeln stellt einen Menschen dar 68-72

Jeder Engel hat daher eine vollkommene menschliche Gestalt 73-77

All dies beruht auf dem Göttlich-Menschlichen des Herrn 78-86

Der Herr und sein Göttlich-Menschliches (Leitsätze aus den HG)

Die Entsprechung des Himmels mit dem Menschen 87-102

Die Entsprechung des Himmels mit den irdischen Dingen 103-115

Die Sonne im Himmel 116-125

Licht und Wärme im Himmel 126-140

Die vier Hauptrichtungen im Himmel 141-153

Zustandsveränderungen bei den Engeln im Himmel 154-161

Die Zeit im Himmel 162-169

Die Vorbildungen und Erscheinungen im Himmel 170-176

Die Gewänder der Engel

Wohnungen und Heimstätten der Engel

Der Raum im Himmel

Die Wirkung der Form des Himmels

Die Regierungen im Himmel

Vom Gottesdienst im Himmel

Die Macht der Engel

Die Sprache der Engel

Wie die Engel mit den Menschen reden

Himmlische Schriften

Die Weisheit der Engel

Der Zustand der Unschuld bei den Engeln

Der Zustand des Friedens im Himmel

Die Verbindung des Himmels mit dem Menschengeschlecht

Verbindung von Himmel und Mensch durch das Wort

Himmel und Hölle sind aus dem menschlichen Geschlecht

Heiden und andere Nichtchristen im Himmel

Die Kinder im Himmel

Weise und Einfältige im Himmel

Über die Wissenschaften (Leitsätze aus den HG)

Reiche und Arme im Himmel

Die Ehen im Himmel

Die Tätigkeiten der Engel im Himmel

Die himmlische Freude und Glückseligkeit

Die Unermeßlichkeit des Himmels

II. DIE GEISTERWELT

Was ist die Geisterwelt?

Jeder Mensch ist seinem Inneren nach ein Geist

Auferweckung von den Toten und Eintritt ins ewige Leben

Der Mensch hat nach dem Tod vollkommene Menschengestalt

Er hat dann alle Sinne, Gedächtnis, Denken und Neigungen

Der Mensch ist nach dem Tod so, wie sein Leben in der Welt war

Die Lebensfreuden verwandeln sich in ihre Entsprechungen

Erster Zustand des Menschen nach dem Tode

Zweiter Zustand des Menschen nach dem Tode

Dritter Zustand des Menschen nach dem Tode

Kein Einlaß in den Himmel durch unmittelbare Barmherzigkeit

Das zum Himmel führende Leben ist nicht so schwer

III. DIE HÖLLE

Der Herr regiert die Höllen

Der Geist selbst wirft sich in die Hölle

Die Höllischen sind aufgrund ihrer Selbst und Weltliebe im Bösen und in dem daraus entspringenden Falschen

Das höllische Feuer und Zähneknirschen

Bosheiten und verruchte Kunstgriffe der höllischen Geister

Äußere Erscheinung, Lage und Vielfalt der Höllen

Das Gleichgewicht zwischen Himmel und Hölle

Dieses Gleichgewicht erhält den Menschen in der Freiheit

Die Freiheit des Menschen (Leitsätze aus den HG)

Anmerkungen (Leitsätze aus den HG)

VORWORT DES ÜBERSETZERS

ZUR REVIDIERTEN AUFLAGE VON 1992

„Himmel und Hölle“ ist wahrscheinlich das populärste Werk des schwedischen Sehers. Im Jahre 1758 zu London in lateinischer Sprache veröffentlicht, hat es seither einige hundert Auflagen in den verschiedensten Sprachen erlebt. Schon Hyde’s „Bibliography of Swedenborg’s Works“ (Bibliographie der Werke Swedenborgs) vom Jahre 1906 erwähnt allein 95 verschiedene englische Ausgaben, dazu 1 arabische, 2 dänische, 2 holländische, 8 französische, 11 deutsche, 1 hindustanische, 1 italienische, 1 polnische, 1 russische, 6 schwedische, 1 walisische – nebst Dutzenden von Auszügen des Werkes in den genannten und weiteren Sprachen.

Da seit dieser Aufzählung 86 Jahre vergangen sind, kann man damit rechnen, daß die Anzahl der Auflagen in den verschiedenen Sprachen heute bei 200 liegt.

Was nun die deutschen Ausgaben des Werkes anbelangt, so ist die erste bereits 1774, also zwei Jahre nach Swedenborgs Tod, in Leipzig erschienen. Ihre Übersetzung war von keinem geringeren als dem berühmten „schwäbischen Vater“, nämlich Prälat Friedrich Christoph Oetinger veranlaßt, der als erster in deutschen Landen für eine vorurteilslose Prüfung Swedenborgs eingetreten und dafür von seinem Konsistorium recht übel behandelt worden war. Oetingers Übersetzung erlebte insgesamt 5 Auflagen, und es ist sicher, daß die großen Geister der deutschen Klassik und Romantik, sowie des Deutschen Idealismus ihre Swedenborg betreffenden Kenntnisse zumeist aus diesen und den anderen auf Oetinger zurückgehenden Swedenborg-Ausgaben bezogen haben. 1830 steuerte L. Hofaker eine weitere, freilich bei weitem weniger erfolgreiche Übersetzung des Werkes bei, bis endlich im Jahre 1854 die „klassische“, bis heute mindestens zehnmal nachgedruckte Übertragung des Tübinger Universitäts-Bibliothekars Prof. Immanuel Tafel erschien.

ZUR ÜBERSETZUNG

Was die Genauigkeit der Tafelschen Übersetzung angeht, so dürfte sie kaum zu übertreffen sein. Käme es allein darauf an, so hätte ein weiterer Nachdruck genügt. Aber 120 Jahre sind eine lange Zeit. Das Sprachgefühl hat sich wesentlich verändert. Tafels deutscher Stil, der sich so nahe als überhaupt möglich an Swedenborgs Latein hält, würde selbst bei gründlicher Revision dem heutigen Leser noch Mühe machen. Daher hatte die Verlagsleitung den Eindruck, daß – ähnlich wie bei dem Anfang der 60er Jahre neu herausgebrachten Werk „Die Wahre Christliche Religion“ – allein eine ganz neue Übertragung zweckdienlich wäre, eine Übertragung, die absolute Treue gegenüber dem Inhalt mit besserer Lesbarkeit verbindet.

Diesem obersten Grundsatz hatte sich alles andere unterzuordnen. Zunächst einmal galt es, die im Original oftmals schier endlosen „Schachtelsätze“ auseinanderzunehmen und den Zusammenhang der Ideen auf andere Weise, nämlich durch entsprechende Bindewörter oder auch durch Umstellungen durchsichtig zu machen. Das erforderte oftmals sehr langwierige Überlegungen, sollte auch nicht eine Schattierung dieser Zusammenhänge verloren gehen. Der Schachtelsatz ist ja an sich gerade für derart komplexe Ideen, wie sie Swedenborg vorbringt, das geeignetste Mittel der Darstellung. Nur wird man heutzutage kaum mehr mit der Bereitschaft der Leser rechnen dürfen, derartige Sätze zu lesen, zumal wenn sie massiert auftreten. Dies war die schwerste Hürde für den Übersetzer, der sich der Treue gegenüber dem Autor und der Rücksicht gegenüber dem Leser gleichermaßen verpflichtet fühlte.

Ferner galt es, für eine Reihe von lateinischen Wörtern andere deutsche Übersetzungen zu finden, vorweg für das fast auf jeder Seite vorkommende Wort charitas (= caritas). Tafel hat dafür von Oetinger die Wortbildung Liebtätigkeit übernommen, die sich jedoch im Deutschen in neuerer Zeit nirgends findet und die auch – von Ausnahmen abgesehen – nicht vollständig ausdrückt, was gemeint ist. Da bei uns das Wort Liebestätigkeit ein fest umrissener Begriff ist, der die praktische Ausübung von Nächstenliebe bezeichnet (man denke an das katholische Hilfswerk „Caritas“!), so können beim Lesen des Wortes Liebtätigkeit Irrtümer kaum ausbleiben. Swedenborg meint nämlich mit charitas fast durchwegs die der praktischen Ausübung zugrunde liegende wohlwollende Gesinnung, und diese ist nun einmal am allgemeinverständlichsten in dem gebräuchlichen Wort Nächstenliebe ausgedrückt. Deshalb habe ich charitas fast immer mit „Nächstenliebe“ wiedergegeben, ausnahmsweise auch mit „tätiger Liebe“.

Ein anderes Beispiel: Swedenborg spricht oft von der mit jeder Liebe oder Neigung – sie sei gut oder böse – verbundenen, besonderen Freude. „Omnia jucunda profluunt ex amore“. Man sieht, jucunda ist ein substantivisch gebrauchtes Adjektiv. Jucundus, -a, -um heißt eigentlich „förderlich“, und von daher „angenehm, erfreulich“. Eigentlich müßte man also den zitierten Satz und alle ähnlichen Stellen übersetzen: „Alles, was angenehm (erfreulich) ist, geht aus einer Liebe hervor“, oder auch: „Alle angenehmen (Dinge) gehen aus einer Liebe hervor.“ Tafel hat nun – mit Recht – übersetzt, als ob das Substantiv jucunditas dort stünde. Es ist nur nicht einzusehen, warum er dafür meist das in der neueren deutschen Literatur unbekannte Wort „Lustreiz“ verwendet. Das Wort ruft unwillkürlich Vorstellungen ungeistiger Art hervor. Ich habe mich im allgemeinen an Oetinger gehalten, der jucundus gewöhnlich mit „Freude“ übersetzt. Hin und wieder habe ich auch – mich enger an den eigentlichen Sinn des Wortes haltend – jucundus mit „das Angenehme“ oder mit „das, was angenehm ist“ wiedergegeben.

DIE IN KAUF ZU NEHMENDEN NACHTEILE

Der Nachteil, von Tafel in diesen und anderen Fällen abzuweichen, liegt auf der Hand: „Liebtätigkeit“ und „Lustreiz“ haben sich seit bald eineinhalb Jahrhunderten bei den Freunden Swedenborgs im deutschen Sprachbereich derart eingebürgert, daß sie diese Ausdrücke für „typisch neukirchlich“ und daher für unverzichtbar halten, obwohl das gar nicht zutrifft. Die Tatsache, daß die genannten Wörter außerhalb der deutschsprachigen Swedenborg-Literatur nicht begegnen, bestärkt sie noch in dieser Meinung.

Ich habe es mir reiflich überlegt, ob ich mit der von Tafel begründeten Tradition brechen sollte – auch aus einem weiteren, womöglich noch gewichtigeren Grunde:

Man hat des öfteren beklagt, daß Swedenborg bei seiner umwälzend neuen Formulierung der „Lehren des Herrn für Seine Neue Kirche“ nicht eine ebenso umwälzend neue Sprache benutzt hat, sich vielmehr fast ausnahmslos der von einer ganz anderen Theologie geprägten Ausdrucksweise bediente. Mißverständnisse konnten daher nicht ausbleiben, und vielleicht war sich Swedenborg – ohne es ändern zu können – auch darüber klar.

Möglicherweise haben wir hierin auch einen der wichtigsten Gründe dafür zu suchen, daß er in jedem neuen Kapitel seine von den herkömmlichen Begriffen so stark abweichenden, aber doch mit den herkömmlichen Fachausdrücken formulierten Anschauungen beharrlich – aber für manche Leser ermüdend – wiederholt. An einer Stelle seiner etwa 20000 Seiten umfassenden religiösen Werke sagt Swedenborg einmal sinngemäß: Um zu verhindern, daß man seine Werke irgendwo aufschlage und sich dann ein rasches und ungerechtes Urteil bilde, wiederhole er die Grundwahrheiten immer wieder – eben um zu zeigen, daß der von ihm benützte traditionelle theologische Wortschatz in seiner Sicht eine ganz neue Bedeutung erhält.

ALTE WÖRTER MIT NEUEM INHALT

Einige Beispiele zur Verdeutlichung: Herkömmlicherweise stellt man sich unter den „Engeln“ Wesen vor, die als solche von Gott erschaffen wurden und den „Himmel“ bevölkern. Ab und zu kommen sie zur Erde herab, um eine Botschaft von Gott auszurichten. Man stellt sie gewöhnlich mit Flügeln dar, einmal um verständlich zu machen, daß sie vom Himmel herab auf die Erde kommen können, zum anderen, um sie von den Menschen zu unterscheiden, die an die materielle Welt gebunden sind.

Seit Renaissance, Barock und Rokoko die Engel gern als „Putten“, d.h. als eine Art Mischung zwischen den antiken Eroten und christlichen Engeln darstellten, wurde es üblich, verniedlichend von den „Engelchen“ zu reden und sie als eine Art frommer Märchenfiguren in der Welt der kindlichen Psyche anzusiedeln. Rilkes Aussage in der 1. Duineser Elegie, „ein jeder Engel ist schrecklich“ (nämlich übermächtig) bezeichnet so etwas wie eine Wende in der langanhaltenden Abwertung der Engel im christlich-jüdischen Kulturkreis. Da Rilke von Swedenborgs „Himmel und Hölle“ so beeindruckt war, daß er es einst seinem mir bekannten Freunde, dem Maler RR Junghanns, schenkte, dürfen wir in dem zitierten Wort eine Einwirkung von Swedenborgs Engellehre vermuten.

Aber Swedenborg hat die Engel nicht nur als wirkliche und höchst wirkungsmächtige Wesen beschrieben, deren Verniedlichung geradezu kindisch erscheinen muß – damit hätte er im Grunde nichts Neues gesagt –, vielmehr hat er die Kühnheit besessen, ihre Herkunft und ihr Wesen völlig neu zu begründen: In Swedenborgs Schau sind Engel Menschen, d.h. sie sind auf unserem oder einem der zahllosen anderen Erdkörper im Weltall geboren und nach ihrem Tode für tauglich befunden worden, in den Himmel einzugehen. Swedenborg zufolge gibt es also keine als solche erschaffenen Engel.

Das zweite Beispiel: In der traditionellen Theologie ist der „Himmel“ ein Zustand „ewiger Seligkeit“, in dem die Engel samt allen „selig“ Verstorbenen Gott schauen, preisen und loben. Kein Wunder, daß viele Menschen wenig mit der „ewigen Seligkeit“ anzufangen wissen und den Teufel samt seiner Hölle im Grunde „interessanter“, zumindest anschaulicher, finden! Swedenborg bedient sich zwar derselben Ausdrücke – doch wie ganz anders ist, was er „aufgrund von Gehörtem und Gesehenem“ unter dem Himmel und der Hölle versteht! Leiden die herkömmlichen Schilderungen des Himmels, ganz im Gegensatz zu den höchst anschaulichen Darstellungen der Hölle und des Teufels, gewissermaßen an Blutleere, so ist es bei Swedenborg eher umgekehrt: bei ihm erscheint der Himmel im Grunde anschaulicher als die Hölle. In seiner Darstellung sind die Engel Menschen, die auf der Stufenleiter der Entfaltung des wahren Menschentums zum „Bilde Gottes“ ein gutes Stück weiter sind als wir, aber im Prinzip sind auch wir dazu bestimmt, Engel zu werden.

„Nutzwirkungen“ hoher und höchster Art verleihen dem Leben der Engel im Himmel Inhalt und Wert, geradeso wie die bescheideneren Nutzwirkungen, die wir verrichten, unser Leben lebenswert erscheinen und als Vorbereitung für den Himmel dienen lassen. Swedenborgs Engel plagt nicht jene gähnende Langeweile, die den traditionellen Himmel so wenig attraktiv macht. Oetinger hat einmal das himmlische Leben, wie es von Swedenborg geschildert wird, „die intensivere Seinsweise“ genannt.

Was die „Hölle“ betrifft, so ist sie herkömmlicherweise ein Zustand ewiger Qual, der „Teufel“ aber jenes bocksbeinige, geschwänzte Wesen, das uns, wenn wir auf Erden nicht zum Glauben hindurchgedrungen waren, „drüben“ in Ewigkeit im höllischen Feuer spießen, braten und sieden werde. Natürlich gibt es auch weniger primitive Vorstellungen. Swedenborg kennt keinen Teufel als eine Art Gegen-Gott, sondern versteht unter dem Teufel die Hölle im Inbegriff. Des weiteren ist in seinen Augen die Hölle „der Himmel für die Bösen“. Gott verdammt niemanden zur Hölle, aber wer sein irdisches Leben dazu mißbraucht hat, das Böse zu bevorzugen, der stürzt sich nach dem Tode selber in die Hölle, weil er es im Himmel gar nicht aushielte. Die Qualen, die nun einmal zur Hölle gehören, sind das Ergebnis jener Liebe zum Bösen, die das unveränderliche Grundwesen ihrer Bewohner darstellt. Da es deren größte Freude (hier wäre Tafels „Lustreiz“ eher angebracht!) ist, ihren Mitgeschöpfen Schaden und Leid zuzufügen, kann es nicht ausbleiben, daß dasselbe auch ihnen geschieht. Dieses Gesetz der „Wiedervergeltung“ ist universal, es gilt auch im Himmel, nur ist es dort nicht die Selbstund Weltliebe, sondern die Liebe zum Herrn und zum Nächsten, die alle beseelt.

Wir könnten Beispiel auf Beispiel häufen, um zu zeigen, daß Swedenborg den übernommenen theologischen Begriffen einen derart neuen Inhalt gegeben hat, daß – zumindest in vielen Fällen – die Verwendung einer neuen Ausdrucksweise angebracht gewesen wäre. Es kann jedoch nicht die Aufgabe des Übersetzers sein, diesem Mangel abzuhelfen.

ZUM INHALT

Der Leser dieses Buches sollte sich von vorneherein über drei Dinge klar sein:

1. Es ist wichtiger denn je, sich mit dem zu beschäftigen, was mit unserem unvermeidlichen Tode auf uns zukommt. Die Weigerung vieler heutiger Theologen, das Thema auch nur anzuschneiden, beruht auf einem verhängnisvollen Mißverständnis – oft genug übrigens auch auf mangelndem Glauben. „Vor einigen Jahren schrieb ein Theologe: «Der Tod ist kein Thema mehr für uns». Das war töricht. Und wie töricht es war, zeigt die Fülle von Literatur, die inzwischen zum ‹Thema Tod› erschienen ist“ (Theo Schaller, pfälz. Kirchenpräsident i. R., 1975). Die Gründe für die Verdrängung des Todes und aller damit zusammenhängenden Fragen aus dem Denken vieler heutiger Theologen sind komplex und können hier leider nicht besprochen werden. Sicher ist aber, daß der bedeutende Seelenforscher C. G. Jung weiß, was er sagt, wenn er schreibt: „Der Mensch sollte einen Mythus vom Tode haben, denn die ‹Vernunft› zeigt ihm nichts als die dunkle Grube, in die er fährt. Der Mythus aber könnte ihm andere Bilder vor Augen führen, hilfreiche und bereichernde Bilder des Lebens im Totenland“ („Erinnerungen etc.“, S. 308).

2. Swedenborg war ein Seher, kein Spiritist, d.h. ihm wurde gegeben, während der Spiritist von sich aus in die Geheimnisse hinter dem „Vorhang“ einzudringen trachtet. Das ist ein grundlegender Unterschied. Wie sehr sich Swedenborg des Offenbarungscharakters seiner Schau bewußt war, zeigt nicht zuletzt auch die Tatsache, daß er sich soweit als nur irgend möglich auf die biblische Offenbarung abstützt. Seine Grundthesen sind samt und sonders biblisch fundiert.

3. Swedenborg blieb sich auch bewußt, daß die Erscheinungen der geistigen Welt nicht beschrieben werden können, wie sie an sich sind, sondern nur durch entsprechende Bilder aus dem irdischen Erfahrungsbereich des Menschen. Es ist wichtig, dies bei der Lektüre stets vor Augen zu haben, dann vergißt man nicht, daß Swedenborg Geistiges bildhaft darstellt, und man wird vermeiden, daß einem die geschilderten Einzelheiten den Blick für die allein wichtigen Gesetzmäßigkeiten des uns alle erwartenden nachtodlichen Daseins verschleiern. Was Swedenborg über den „Zustand des Friedens im Himmel“ schreibt, gilt im Grunde für seine ganze Darstellung des Lebens im Himmel und in der Hölle:

„Wer den Frieden des Himmels nicht selbst erlebt hat, kann den Frieden nicht begreifen, in dem sich die Engel befinden. Solange der Mensch im Körper lebt, kann er diesen Frieden auch gar nicht in sich aufnehmen und begreifen, weil die Erkenntnis des Menschen dem Natürlichen verhaftet ist. Wer ihn begreifen will, muß so beschaffen sein, daß sein Denken erhoben und er vom Körper weggeführt, in den Geist versetzt werden und dann bei den Engeln sein kann. Da ich nun auf diese Weise den Frieden des Himmels empfunden habe, kann ich ihn auch beschreiben – freilich nicht wie er an sich ist, denn menschliche Worte reichen dazu nicht aus –, sondern nur durch den Vergleich mit der Seelenruhe derer, von denen es heißt, daß sie in Gott vergnügt seien.“ (Nr. 284).

Wer das Buch des „gewürdigten Sehers unserer Zeiten“ (Goethe) unter den genannten Voraussetzungen liest, wird ohne Zweifel reichen Gewinn davon tragen und über das, was ihn nach dem Tode erwartet, „im Bilde“ sein.

Großen Dank schulde ich meiner lieben Frau für ihre aufopfernde Mitarbeit, sowie Herrn Grob für das Lesen der letzten Korrektur der revidierten Auflage von 1992 und seine zahlreichen stilistischen Verbesserungsvorschläge, die der Lesbarkeit sehr zugute kommen. Friedemann Horn

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Arcana Coelestia #9926

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9926. ‘Et audietur vox ejus’: quod significet influxum veri apud illos qui in caelis et qui in terris, constat ex significatione ‘audiri’ quod sit receptio et perceptio, de qua n. 5017, 5471, 5475, 7216, 8361, 9311, inde quoque influxus, nam quae recipiuntur et percipiuntur influent; et ex significatione ‘vocis’ cum de Aharone, per quem repraesentatur Dominus, quod sit Divinum Verum, de qua n. 8813; vox enim est annuntiatum ejus, et quia est annuntiatum, est apud illos qui in caelis et in terris; nam Divinum Verum implet omnia caeli, et facit omnia Ecclesiae; tale annuntiatum repraesentabatur per vocem ex tintinnabulis auri cum Aharon intrabat ad sanctum coram Jehovah, et cum exibat, ut dicitur in 1 nunc sequentibus in hoc versu.

[2] Quod ‘vox’ in Verbo significet Divinum Verum, quod auditur et percipitur in caelis et in terris, constat a sequentibus his locis:

apud Davidem,

Vox Jehovae super aquis; vox Jehovae in virtute; vox Jehovae cum honore; vox Jehovae frangit cedros; vox Jehovae incidens ut flamma ignis; vox Jehovae trepidare facit desertum; vox Jehovae parturire facit cervas; sed in templo Ipsius quivis dicit gloriam, Ps. 29:3-9;

agitur in illo Psalmio de Divino Vero, quod destruit falsa et mala; Divinum illud Verum est ‘vox Jehovae’; gloria autem quae dicitur, est Divinum Verum in caelo et in Ecclesia; quod ‘gloria’ sit Divinum Verum, videatur n. 9429, et quod ‘templum’ sit caelum et Ecclesia, n. 3720:

[3] apud Johannem,

Qui Pastor ovium est, huic ostiarius aperit, et oves vocem illius audiunt: oves Ipsum sequuntur, quia sciunt vocem Ipsius: alienum non sequuntur, quia non sciunt alienorum vocem. Et alias oves habeo quae non sunt ex ovili hoc, etiam illas oportet Me adducere, et vocem Meam audient: sed vos non estis ex ovibus Meis, nam oves Meae vocem Meam audiunt, et Ego cognosco 2 illas, et sequuntur Me, 10:2-5, 16, 26, 27; quod hic ‘vox’ sit Divinum Verum procedens a Domino, ita Verbum, manifeste patet; ‘alienorum vox’ est falsum:

[4] apud Esaiam,

Vox clamantis in deserto, Parate viam Jehovae, revelabitur enim gloria Jehovae: vox dicit, Clama; super montem altum ascende, evangelizatrix Zion, extolle cum virtute vocem tuam, evangelizatrix Hierosolyma; extolle, Ecce Dominus Jehovih in forti venit, 40:3, 5, 6, 9, 10; Joh. 1:23;

‘vox’ ibi est annuntiatum ex Verbo de Adventu Domini, ita quoque est Divinum Verum, quod Verbum annuntiat; ‘desertum’ est status Ecclesiae tunc, quae sicut in deserto, quia Verbum non amplius intellectum; ‘gloria quae revelabitur’ est 3 Verbum quoad interiora ejus; quod id sit ‘gloria’, videatur n. 9429; quod Jehovah, Cui via 4 pararetur, et 5 Dominus Jehovih, Qui in forti venturus, sit Dominus, patet, 6 nam clare dicitur:

[5] 7 apud Esaiam,

Vox speculatorum tuorum, tollent vocem, cum oculo ad oculum viderint, quod 8 revertatur Jehovah Zionem, 52:8;

‘speculatores’ pro illis qui scrutantur scripturas de Adventu Domini; ‘vox’ illorum est Verbum, quod est Divinum Verum ex quo:

apud Jeremiam,

Factor terrae, per intelligentiam Suam extendit caelos, ad vocem quam dat Ille, multitudo aquarum in caelis, 10:12, 13, 51:[15, ] 16; ‘vox’ pro Divino Vero, 9 'aquae' pro veris quae in caelis et ex caelis; quod ‘aquae’ in Verbo sint vera, videatur n. 2702, 3058, 3424, 4976, 5668, 8568, 9323, ut quoque in Apocalypsi,

[6] Vox Filii hominis sicut sonitus aquarum multarum, 1:15: Audivi vocem e caelo tanquam vocem aquarum multarum, 14:2:

et apud Davidem,

Vox Jehovae super aquis, Jehovah super aquis magnis, Psalmi 29:3:

apud Joelem,

Jehovah edidit vocem Suam coram exercitu Suo, quia innumerus qui facit Verbum Ipsius, 2:11;

‘vox’ etiam ibi pro Divino Vero, etiam Verbum quod faciunt:

apud eundem,

Jehovah ex Hierosolyma dabit vocem Suam, ut contremiscant caeli et terra, 4:16 10 [KJV 3:16]:

apud Davidem,

Regna terrae, psallite Domino, equitanti super caelo caeli antiquitatis, ecce dabit in voce vocem roboris, Ps. 68:33, 34 [KJV Ps. 68:32, 33]:

apud Johannem, Dico vobis quod veniet hora quando mortui audient vocem Filii 11 Dei, et qui audient vivent, 5:25;

quod ‘vox’ ibi sit Divinum Verum, proinde Verbum Domini, patet:

[7] apud Ezechielem,

Sustulit me Spiritus, et audivi post me vocem terrae motus magni, Benedicta gloria Jehovae, et vocem alarum animalium, et vocem rotarum, et vocem terrae motus magni, 3:12, 13: et dein, Vox alarum cheruborum audita est usque ad atrium exterius, sicut vox Dei Schaddai cum loquitur, 10:5;

‘vox’ etiam ibi est Divinum Verum, ‘cherubi’ enim significant providentiam et custodiam Domini ne accessus sit ad Ipsum, et in caelum, nisi per bonum quod amoris, n. 9277 fin. , 9509; ‘vox alarum et vox rotarum’ sunt vera spiritualia.

[8] In hoc versu, 12 in quo de Aharone agitur, est sonus seu clangor 13 ex tintinnabulis, qui dicitur vox; etiam alibi in Verbo sunt soni et clangores ex 14 buccinis, ut et sonitus et clangores ex tonitribus, qui dicuntur voces, et per 15 illos pariter significantur Divina Vera, videatur n. 7573; praeterea etiam soni instrumentorum musicorum varii generis 16 significant similia, sed quae 17 sonum edunt stridulum et discretum, 18 significant Divina Vera spiritualia, quae autem sonum edunt continuum, Divina Vera caelestia, n. 418-420, 4138, 8337; inde patet quod per ‘sonos’ seu ‘voces tintinnabulorum’ significentur Divina Vera spiritualia; nam vestes Aharonis, et in specie pallium, in cujus fimbriis circumcirca erant, repraesentabant regnum seu caelum spirituale Domini, n. 9814, 9825.

Footnotes:

1. The Manuscript deletes nunc, and inserts mox.

2. The editors of the third Latin edition made a minor correction here. For details, see the end of the appropriate volume of that edition.

3. The Manuscript inserts Divinum Verum seu.

4. parabitur

5. The Manuscript inserts quoque.

6. quia

7. The Manuscript inserts similiter alibi.

8. revertetur, in the First Latin Edition and in the Second Latin Edition

9. aquae quae in coelis, sunt vera ibi, nam aquae in Verbo significant vera,

10. The editors of the third Latin edition made a minor correction here. For details, see the end of the appropriate volume of that edition.

11. hominis, in the Manuscript, the First Latin Edition.

12. ubi

13. The editors of the third Latin edition made a minor correction here. For details, see the end of the appropriate volume of that edition.

14. The Manuscript inserts tubis seu.

15. The editors of the third Latin edition made a minor correction here. For details, see the end of the appropriate volume of that edition.

16. The following two (or in some cases more) words are transposed in the Manuscript.

17. sonant stridule et discretim

18. The Manuscript places this after continuum, .

  
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This is the Third Latin Edition, published by the Swedenborg Society, in London, between 1949 and 1973.

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Himmlische Geheimnisse #10574

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10574. „Und er sprach: Laß mich doch Deine Herrlichkeit sehen“, 2 Mose 33:18, bedeutet die Wahrnehmung des inneren göttlich Wahren im Äußeren.

Dies erhellt aus der vorbildlichen Bedeutung Moses hier, sofern er das Äußere der Kirche, des Gottesdienstes und des Wortes darstellt, das nicht so getrennt ist vom Inneren, wie bei jener Völkerschaft selbst, wovon Nr. 10563, 10571; aus der Bedeutung von sehen lassen, sofern es heißt, wahrnehmen lassen, wovon Nr. 2150, 3764, 4567, 4723, 5400 und aus der Bedeutung der Herrlichkeit Jehovahs, sofern sie das Innere des Wortes bezeichnet, wovon in der Vorrede zu

1. Mose Kapitel 18 und Nr. 5922, 9429. Hieraus erhellt, daß durch „Mose sprach: Laß mich doch Deine Herrlichkeit sehen“ bezeichnet wird die Wahrnehmung des Inneren im Äußeren des Wortes, der Kirche und des Gottesdienstes. Daß dieses durch jene Worte bezeichnet wird, kann man auch aus dem Vorhergehenden in diesem Kapitel erkennen, denn daselbst wird im inneren Sinn von der israelitischen Völkerschaft gehandelt und davon, daß die Kirche bei ihr nicht errichtet werden konnte aus dem Grunde, weil sie nichts Inneres aufnehmen konnten. Das Innere der Kirche aufnehmen heißt, das göttlich Wahre aus dem Himmel und durch dieses die himmlische Liebe aufnehmen. Weil hiervon im inneren Sinn gehandelt wird und dennoch Mose darauf bestand, daß Jehovah sie ins Land Kanaan einführen möchte, wodurch die Errichtung der Kirche bezeichnet wird, darum sagt jetzt Mose: „Laß mich Deine Herrlichkeit sehen“, wodurch ebendeshalb die Wahrnehmung des inneren göttlich Wahren im Äußeren bezeichnet wird.

Daß unter der Herrlichkeit Jehovahs ein solches Göttliches verstanden wird, das von Mose nicht wahrgenommen werden konnte, erhellt offenbar aus dem Folgenden in diesem Kapitel, wo gesagt wird, er könne das Angesicht Jehovahs nicht sehen, denn so wird dort die Herrlichkeit genannt, aber wenn Er vorübergegangen sein werde, so dürfe er Ihm hinten nachsehen, und zwar aus einer Felsenritze, wodurch bezeichnet wird, er werde nur die äußeren Dinge der Kirche, des Gottesdienstes und des Wortes wahrnehmen, aber nicht die inneren.

Daß solches durch die Herrlichkeit Jehovahs bezeichnet wird, geht daraus hervor, daß einigemal gesagt wird, sie hätten die Herrlichkeit Jehovahs gesehen, aber es war eine Wolke, die so genannt wurde, wie auf dem Berg Sinai und über dem Zelte und in diesem, man sehe 2 Mose 16:10; 24:16, 17; 40:34, 35; 4 Mose 17:7 (oder 16:42) und anderwärts. Durch die Wolke dort, welche die Herrlichkeit Jehovahs hieß, wird bezeichnet das Äußere der Kirche, des Gottesdienstes und des Wortes oder der buchstäbliche Sinn des Wortes; man sehe in der Vorrede zum 18. Kapitel der Genesis und Nr. 4060, 4061, 5922, 6343E, 6752, 8106, 8781, 9430, 10551. Daß die Herrlichkeit Jehovahs das Innere des Wortes, der Kirche und des Gottesdienstes bezeichnet, hat den Grund, daß das vom Herrn ausgehende göttlich Wahre, wie es sich im Himmel findet, die Herrlichkeit Jehovahs ist; denn das vom Herrn ausgehende göttlich Wahre erscheint dort als ein Licht. Die Erscheinung des Herrn in diesem Licht ist es, was im echten Sinn unter der Herrlichkeit Jehovahs verstanden wird. Unter der Erscheinung des Herrn wird dort alles verstanden, was vom Herrn ist, das unzählig ist, und mit einem allgemeinen Ausdruck Himmlisches und Geistiges genannt wird. Der Grund, warum das Innere des Wortes, der Kirche und des Gottesdienstes durch die Herrlichkeit Jehovahs bezeichnet wird, ist der, weil jenes in diesem Licht ist, das Äußere aber im Licht der Welt; deshalb wird dieses im Wort durch Wolke bezeichnet. Hieraus wird klar, daß der innere Sinn des Wortes die Herrlichkeit ist.

Hieraus kann nun erhellen, was durch die Herrlichkeit Jehovahs und durch sein Licht in den folgenden Stellen bezeichnet wird:

Jesaja 60:1-3, 20: „Stehe auf, werde Licht, denn Dein Licht kommt, und die Herrlichkeit Jehovahs geht auf über Dir; siehe, Finsternis bedeckt das Land, und Dunkel die Völker, aber über Dir wird aufgehen Jehovah und Seine Herrlichkeit über Dir gesehen werden, die Völkerschaften werden wandeln zum Licht und die Könige zum Glanz Deines Aufgangs; es wird nicht mehr untergehen Deine Sonne, und Dein Mond wird nicht verdunkelt werden, denn Jehovah wird Dir sein zum Licht der Ewigkeit“: hier wird von der Zukunft des Herrn gehandelt. Das Licht bedeutet hier das vom Herrn ausgehende göttlich Wahre; und Seine Herrlichkeit und der Glanz Seines Aufgangs bezeichnet alles das, was vom Herrn und vom Glauben und der Liebe zu Ihm in diesem Licht erscheint. Finsternis und Dunkel, das Land und Völker bedeckt, sind die Dunkelheiten des Glaubens und der Liebe, denn es wird von der Kirche gesprochen, die bei den Heiden errichtet werden soll. Hieraus folgt, daß durch das Licht und die Herrlichkeit, die aufgehen und die gesehen werden soll und zu der sie wandeln werden, die göttlichen Wahrheiten in betreff des Herrn, des Glaubens und der Liebe zu Ihm von Ihm bezeichnet werden.

Jesaja 42:6, 8: „Ich, Jehovah habe Dich gerufen in Gerechtigkeit und habe Dich gesetzt zum Bund dem Volk, zum Licht der Völkerschaften. Ich, Jehovah, das ist Mein Name; Meine Herrlichkeit werde Ich keinem anderen geben“: auch hier wird vom Herrn gehandelt, der das Licht der Völkerschaften genannt wird, weil von Ihm alles göttlich Wahre kommt, und der die Herrlichkeit Jehovahs ist, weil auf Ihn das Ganze des Glaubens und der Liebe sich bezieht.

Jesaja 58:8: „Hervorbrechen wie die Morgenröte wird Dein Licht, wandeln wird vor Dir Meine Gerechtigkeit, die Herrlichkeit Jehovahs wird Dich sammeln“: ebenso (zu verstehen).

Jesaja 66:10, 11: „Freuet euch mit Jerusalem, ergötzet euch an dem Glanze Seiner Herrlichkeit“: Jerusalem bedeutet hier wie anderwärts die Kirche, und der Glanz der Herrlichkeit die Liebe des Wahren vom Herrn.

Sacharja 2:9 (oder 2:5): „Ich werde ihnen eine feurige Mauer sein ringsumher, und zur Herrlichkeit werde Ich sein in ihrer Mitte“: auch hier von Jerusalem, das die Kirche ist. Die Herrlichkeit in ihrer Mitte ist der Herr selbst in Ansehung alles Wahren und Guten des Glaubens und der Liebe. Daß unter Herrlichkeit hier das verstanden wird, was dem göttlichen Licht angehört, ist klar.

Offenbarung 21:11, 23-25: „Das heilige Jerusalem hat die Herrlichkeit Gottes, und seine Leuchte ist gleich dem kostbarsten Stein, die Herrlichkeit Gottes wird es erleuchten und seine Leuchte ist das Lamm; die Völkerschaften, die selig werden, werden in Seinem Lichte wandeln; und die Könige des Landes werden ihre Herrlichkeit und Ehre in dasselbe bringen. Seine Tore werden nicht geschlossen werden bei Tag; denn Nacht wird dort nicht sein“: das heilige Jerusalem ist hier die Kirche, die auf die heutige folgen wird. Das, was der Kirche angehört und Sache des Glaubens und der Liebe zum Herrn vom Herrn ist, wird beschrieben durch Leuchte, durch Licht und durch Herrlichkeit. Weil unter Herrlichkeit das verstanden wird, was dem Licht angehört, darum wird gesagt: „die Herrlichkeit Gottes wird es erleuchten“. Jeder, der dies recht erwägt und die Sachen selbst betrachtet und nicht bloß bei den Worten stehenbleibt, kann sehen, daß durch das alles solches bezeichnet wird, was der Kirche angehört; was aber durch das einzelne bezeichnet wird, lehrt der innere Sinn; denn im Wort wird nichts ohne Bedeutung gesagt, nicht einmal ein Wörtchen.

Lukas 2:30-32: „Meine Augen haben gesehen Dein Heil, das Du bereitet hast vor dem Angesicht aller Völker, ein Licht zur Offenbarung für die Völkerschaften und die Herrlichkeit Deines Volkes Israels“: dies steht in der Weissagung Schimeons vom Herrn, der geboren war. Das Licht zur Offenbarung für die Völkerschaften ist das vom Herrn ausgehende göttlich Wahre, und die Herrlichkeit des Volkes Israel ist alles das, was vom Herrn geoffenbart wurde über Ihn selbst und über den Glauben und die Liebe zu Ihm bei denen, die Ihn aufnehmen. Das alles wird Herrlichkeit genannt, weil es im Himmel und im Lichte daselbst erscheint; das Licht ist dort das göttlich Wahre. Unter den Söhnen Israels werden die verstanden, die im Glauben und in der Liebe zum Herrn sind.

Daß das Licht der Herr in Ansehung des göttlich Wahren ist, wie auch die Herrlichkeit, die dem Licht angehört, erhellt aus den Worten des Herrn selbst:

Johannes 12:43, 46: „Sie liebten die Herrlichkeit der Menschen mehr als die Herrlichkeit Gottes. Ich bin als das Licht in die Welt gekommen, auf daß jeder, der an Mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibe“.

Johannes 1:1, 9, 14: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Es war das wahrhaftige Licht, das jeden Menschen erleuchtet, der in die Welt kommt; und das Wort ward Fleisch, und wohnte unter uns, und wir sahen Seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des Eingeborenen vom Vater“: das Wort ist das göttliche Wahre und auch das Licht; und Herrlichkeit ist alles den Herrn betreffende, das in jenem Licht erscheint.

Diese Stellen sind aus dem Worte angeführt worden, weil in denselben die Herrlichkeit und zugleich das Licht genannt werden, und zwar zu dem Zweck, damit man wisse, daß das Licht das göttlich Wahre vom Herrn ist, somit der Herr selbst in Ansehung des göttlich Wahren, und daß die Herrlichkeit alles ist, was dem Licht angehört, mithin alles, was aus dem göttlich Wahren herkommt und Einsicht und Weisheit macht bei den Engeln und bei den Menschen, die den Herrn im Glauben und mit Liebe aufnehmen. Das gleiche wird durch Herrlichkeit anderwärts bezeichnet, wie

Johannes 17:24: „Ich will, daß wo Ich bin, auch sie bei Mir seien, auf daß sie sehen Meine Herrlichkeit“.

Lukas 24:26: „Mußte nicht Christus dieses leiden und eingehen in Seine Herrlichkeit?“.

Matthaeus 24:30: „Alsdann wird erscheinen das Zeichen des Menschensohnes, und alsdann werden wehklagen alle Stämme des Landes und werden sehen den Sohn des Menschen kommen in den Wolken des Himmels mit Kraft und Herrlichkeit“: unter den Wolken wird verstanden das göttlich Wahre, wie es im Licht der Welt, somit wie es bei den Menschen beschaffen ist; und durch Herrlichkeit wird verstanden das göttlich Wahre, wie es im Licht des Himmels, somit wie es bei den Engeln ist. Und weil das göttlich Wahre unter der Wolke und unter der Herrlichkeit verstanden wird, darum ist es das Wort in Ansehung des äußeren Sinns und in Ansehung des inneren Sinns. In Ansehung des äußeren Sinns wird es durch Wolke und in Ansehung des inneren Sinns durch Herrlichkeit (bezeichnet). Was im Licht der Welt erscheint, ist auch wirklich eine Wolke in Beziehung auf das, was im Licht des Himmels erscheint.

Daß die Wolke dieses bedeutet, sehe man in der Vorrede zum

18. Kapitel der Genesis und Nr. 4060, 4391, 5922, 6343E, 6752, 8106, 8443, 8781, 9430, 10551. Daher kommt es, daß die Wolke auch im Wort Herrlichkeit heißt:

2. Mose 16:10: „Die Herrlichkeit Jehovahs erschien in einer Wolke“.

2. Mose 24:16, 17: „Es wohnte die Herrlichkeit Jehovahs auf dem Berg Sinai, und es bedeckte ihn die Wolke sechs Tage; aber das Aussehen der Herrlichkeit Jehovahs war wie ein verzehrendes Feuer auf dem Haupte (Gipfel) des Berges vor den Söhnen Israels“.

2. Mose 40:35, 36: „Es bedeckte eine Wolke das Zelt der Zusammenkunft, und die Herrlichkeit Jehovahs erfüllte die Wohnung; und Mose konnte nicht hineingehen darum, weil die Wolke auf ihr ruhte und die Herrlichkeit Jehovahs die Wohnung erfüllte“.

4. Mose 17:7 (oder 16:42): „Als die Gemeinde sich sammelte wider Mose und wider Aharon und hinblickte auf das Zelt der Zusammenkunft, siehe, da bedeckte es eine Wolke, und es erschien die Herrlichkeit Jehovahs“.

1. Koenige 8:11: „Eine Wolke erfüllte das Haus Jehovahs, so daß die Priester nicht stehen konnten zu dienen wegen der Wolke, denn die Herrlichkeit Jehovahs erfüllte das Haus Jehovahs“.

Offenbarung 15:8: „Der Tempel ward voll vom Rauch und von der Herrlichkeit Gottes“.

Weil das Göttliche wie eine Wolke erschien, darum wird durch Wolke die göttliche Gegenwart bezeichnet, und wo die göttliche Gegenwart, da ist auch das göttlich Wahre; denn das Göttliche erscheint nicht ohne dasselbe, weil es in demselben und es selbst ist. Daher kommt es, daß die Wolke dort Herrlichkeit heißt, und diese konnte der israelitischen Völkerschaft nicht anders erscheinen, weil sie im Äußeren ohne das Innere war; man sehe Nr. 6832, 8814, 8819, 10551. Gleichwohl aber unterscheiden sich die Wolke und die Herrlichkeit, wie das Licht der Welt und das Licht des Himmels oder wie der Buchstabensinn des Wortes und sein innerer Sinn und wie Menschenweisheit und Engelsweisheit.

Aus diesem kann man erkennen, daß durch „Mose sprach: Laß mich doch Deine Herrlichkeit sehen“ bezeichnet wird, es möge ihm das innere Göttliche gezeigt werden; und weil Mose das Äußere der Kirche, des Gottesdienstes und des Wortes vorbildete, wird (dadurch) die Wahrnehmung des inneren göttlich Wahren im Äußeren bezeichnet.

  
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Übersetzung von J.F.I. Tafel, 1867-1869. Schlussredaktion Friedemann Horn, 1998.