3820. „Und die Augen der Leah waren blöde“, 1 Mose 29:17, bedeutet die Neigung zum äußeren Wahren in Ansehung ihres Verstandes als so beschaffen.
Dies erhellt aus der vorbildlichen Bedeutung der Leah, sofern sie ist die Neigung zum äußeren Wahren, wovon Nr. 3793, und aus der Bedeutung der Augen, sofern sie sind der Verstand, wovon Nr. 2701, und aus der Bedeutung von blöde, sofern es bedeutet, beziehungsweise so beschaffen.
Daß die Neigungen zum äußeren Wahren in Ansehung des Verstandes blöde sind oder, was gleich ist, diejenigen, die in ihnen sind, kann man ersehen aus den äußeren, d.h. allgemeinen Vorstellungen, die noch nicht erhellt sind von besonderen, daß sie nämlich schwach sind und schwanken und gleichsam sich nach jedem Wind richten,
d.h. zu jeder Meinung hinziehen lassen. Hingegen, wenn ebendieselben erhellt sind von besonderen, werden sie stark werden und stehen fest; denn davon bekommen sie Wesenheit und Gestaltung, die bezeichnet werden durch „schön von Gestalt und schön von Ansehen“, was der Rachel eigen ist, durch welche die Neigungen zum inwendigeren Wahren vorgebildet werden.
Was äußere Wahrheiten und deren Neigungen sind und was inwendige Wahrheiten und deren Neigungen, und daß jene „blöde an Augen sind“ beziehungsweise und diese „schön von Gestalt und Ansehen“, dafür diene Folgendes als Beispiel:
Diejenigen, die in auswendigen Wahrheiten sind, wissen nur dieses Allgemeine: daß man den Armen wohltun soll und wissen nicht zu unterscheiden, welche die wahrhaft Armen sind, weniger noch, daß unter den Armen im Wort diejenigen verstanden sind, die geistig solche sind. Daher tun sie den Bösen ebenso wohl als den Guten, indem sie nicht wissen, daß den Bösen wohl tun heißt, den Guten übel tun; denn so gibt man den Bösen Gelegenheit, den Guten übel zu tun. Daher werden diejenigen, die in einem solchen einfältigen Eifer sind, von Arglistigen und Betrügern gar sehr angefochten. Diejenigen aber, die in inwendigen Wahrheiten sind, wissen, welches die Armen sind und unterscheiden zwischen allen, wer sie auch seien, und tun einem jeden Gutes je nach seiner Beschaffenheit.
Ein anderes Beispiel: die in äußeren Wahrheiten sind, wissen nur diesen allgemeinen Satz: daß man den Nächsten lieben soll und glauben, daß ein jeder in gleichem Grad der Nächste sei und somit, daß man einen jeden mit der gleichen Liebe umfassen soll und lassen sich so verführen. Die aber in inwendigen Wahrheiten sind, müssen wissen, in welchem Grad jeder der Nächste ist, und daß ein jeder in ungleichem, daher wissen sie unzählig mehr als jene, mithin lassen sie sich durch den bloßen Namen des Nächsten nicht verleiten und zum Bösestun aus einer Beredung des Guten, die der Name veranlaßt.
Ein weiteres Beispiel: die bloß in äußeren Wahrheiten sind, meinen, daß die Gelehrten im anderen Leben wie Sterne leuchten werden, und daß alle, die im Weinberg des Herrn gearbeitet haben, Lohn vor anderen haben werden. Diejenigen hingegen, die in den inwendigen Wahrheiten sind, wissen, daß durch Gelehrte, Weise und Verständige diejenigen bezeichnet werden, die im Guten sind, wenngleich in keiner menschlichen Weisheit und Einsicht, und daß dieselben wie Sterne leuchten werden, und daß die Arbeiter im Weinberg, ein jeder gemäß der Neigung zum Guten und Wahren, aus der er arbeitet, einen Lohn erhalten, und daß die um ihrer selbst und der Welt willen, d.h. um der Selbstauszeichnung willen und um des reichen Einkommens willen arbeiten, ihren Lohn im Leben des Leibes haben, aber im anderen Leben ihr Los ist bei den Bösen daselbst: Matthaeus 7:22, 23. Hieraus wird klar, wie blöde an Verstand diejenigen sind, die bloß in äußeren Wahrheiten sind, und daß nur die inwendigen Wahrheiten jenen ihr Wesen und Form und auch dem Guten bei ihnen seine Beschaffenheit geben. Aber dennoch nehmen diejenigen, die in äußeren Wahrheiten sind und zugleich im einfältig Guten, solange sie in der Welt leben, im anderen Leben die inwendigen Wahrheiten und daher Weisheit auf, denn vermöge des einfältig Guten sind sie im Stand und in der Fähigkeit jene aufzunehmen.