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Jeremia 50

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1 Dies ist das Wort, welches der HERR durch den Propheten Jeremia geredet hat wider Babel und das Land der Chaldäer:

2 Verkündiget unter den Heiden und lasset erschallen; werfet ein Panier auf! Lasset erschallen und verberget es nicht und sprechet: Babel ist gewonnen, Bel stehet mit Schanden, Merodach ist zerschmettert, ihre Götzen stehen mit Schanden, und ihre Götter sind zerschmettert.

3 Denn es zeucht von Mitternacht ein Volk herauf wider sie, welches wird ihr Land zur Wüste machen, daß niemand drinnen wohnen wird, sondern beide, Leute und Vieh, davonfliehen werden.

4 In denselbigen Tagen und zur selbigen Zeit, spricht der HERR, werden kommen die Kinder Israel samt den Kindern Juda und weinend daherziehen und den HERRN, ihren Gott, suchen.

5 Sie werden forschen nach dem Wege gen Zion, daselbst hin sich kehren: Kommt und lasset uns zum HERRN fügen mit einem ewigen Bunde, des nimmermehr vergessen werden soll.

6 Denn mein Volk ist wie eine verlorne Herde; ihre Hirten haben sie verführet und auf den Bergen in der Irre gehen lassen, daß sie von Bergen auf die Hügel gegangen sind und ihrer Hürden vergessen.

7 Alles, was sie antraf, das fraß sie; und ihre Feinde sprachen: Wir tun nicht unrecht, darum daß sie sich haben versündiget an dem HERRN in der Wohnung der Gerechtigkeit und an dem HERRN, der ihrer Väter Hoffnung ist.

8 Fliehet aus Babel und ziehet aus der Chaldäer Lande und stellet euch als Böcke vor der Herde her!

9 Denn siehe, ich will große Völker mit Haufen aus dem Lande gegen Mitternacht erwecken und wider Babel heraufbringen, die sich wider sie sollen rüsten, welche sie auch sollen gewinnen; seine Pfeile sind wie eines guten Kriegers, der nicht fehlet.

10 Und das Chaldäerland soll ein Raub werden, daß alle, die sie berauben, sollen genug davon haben, spricht der HERR,

11 darum daß ihr euch des freuet und rühmet, daß ihr mein Erbteil geplündert habt, und lecket wie die geilen Kälber und wiehert wie die starken Gäule.

12 Eure Mutter stehet mit großen Schanden, und die euch geboren hat, ist zum Spott worden; siehe, unter den Heiden ist sie die geringste, wüst, dürr und öde.

13 Denn vor dem Zorn des HERRN muß sie unbewohnet und ganz wüst bleiben, daß alle, so vor Babel übergehen, werden sich verwundern und pfeifen über alle ihre Plage.

14 Rüstet euch wider Babel umher, alle Schützen; schießet in sie, sparet der Pfeile nicht; denn sie hat wider den HERRN gesündiget.

15 Jauchzet über sie um und um, sie muß sich geben; ihre Grundfesten sind gefallen, ihre Mauern sind abgebrochen; denn das ist des HERRN Rache. Rächet euch an ihr; tut ihr, wie sie getan hat!

16 Rottet aus von Babel beide den Säemann und den Schnitter in der Ernte, daß ein jeglicher vor dem Schwert des Tyrannen sich kehre zu seinem Volk und ein jeglicher fliehe in sein Land.

17 Israel hat müssen sein eine zerstreuete Herde, die die Löwen verscheucht haben. Am ersten fraß sie der König zu Assyrien; danach überwältigte sie Nebukadnezar, der König zu Babel.

18 Darum spricht der HERR Zebaoth, der Gott Israels, also: Siehe, ich will den König zu Babel heimsuchen und sein Land, gleichwie ich den König zu Assyrien heimgesucht habe.

19 Israel aber will ich wieder heim zu seiner Wohnung bringen, daß sie auf Karmel und Basan weiden, und ihre Seele auf dem Gebirge Ephraim und Gilead gesättiget werden soll.

20 Zur selbigen Zeit und in denselbigen Tagen wird man die Missetat Israels suchen, spricht der HERR, aber es wird keine da sein, und die Sünde Judas, aber es wird keine funden werden; denn ich will sie vergeben denen, so ich überbleiben lasse.

21 Zeuch hinauf wider das Land, das alles verbittert hat; zeuch hinauf wider die Einwohner der Heimsuchung; verheere und verbanne ihre Nachkommen, spricht der HERR, und tue alles, was ich dir befohlen habe!

22 Es ist ein Kriegsgeschrei im Lande und großer Jammer.

23 Wie geht es zu, daß der Hammer der ganzen Welt zerbrochen und zerschlagen ist? Wie geht es zu, daß Babel eine Wüste worden ist unter allen Heiden?

24 Ich habe dir gestellet, Babel; darum bist du auch gefangen, ehe du dich's versahest; du bist getroffen und ergriffen, denn du hast dem HERRN getrotzet.

25 Der HERR hat seinen Schatz aufgetan und die Waffen seines Zorns hervorgebracht; denn solches hat der HERR HERR Zebaoth in der Chaldäer Lande ausgerichtet.

26 Kommt her wider sie, ihr vom Ende, öffnet ihre Kornhäuser, werfet sie in einen Haufen und verbannet sie, daß ihr nichts übrig bleibe!

27 Erwürget alle ihre Rinder, führet sie hinab zur Schlachtbank! Wehe ihnen! Denn der Tag ist kommen, die Zeit ihrer Heimsuchung.

28 Man höret ein Geschrei der Flüchtigen und derer, so entronnen sind aus dem Lande Babel, auf daß sie verkündigen zu Zion die Rache des HERRN, unsers Gottes, und die Rache seines Tempels.

29 Rufet vielen wider Babel, belagert sie um und um, alle Bogenschützen, und laßt keinen davonkommen. Vergeltet ihr, wie sie verdienet hat; wie sie getan, hat, so tut ihr wieder! Denn sie hat stolz gehandelt wider den HERRN, den Heiligen in Israel.

30 Darum sollen ihre junge Mannschaft fallen auf ihren Gassen und alle ihre Kriegsleute untergehen zur selbigen Zeit, spricht der HERR.

31 Siehe, du Stolzer, ich will an dich, spricht der HERR HERR Zebaoth; denn dein Tag ist kommen, die Zeit deiner Heimsuchung.

32 Da soll der Stolze stürzen und fallen, daß ihn niemand aufrichte; ich will seine Städte mit Feuer anstecken, das soll alles, was um ihn her ist, verzehren.

33 So spricht der HERR Zebaoth: Siehe, die Kinder Israel samt den Kindern Juda müssen Gewalt und Unrecht leiden; alle, die sie gefangen weggeführet haben, halten sie und wollen sie nicht loslassen.

34 Aber ihr Erlöser ist stark, der heißt HERR Zebaoth; der wird ihre Sache so ausführen, daß er das Land bebend und die Einwohner zu Babel zitternd mache.

35 Schwert soll kommen, spricht der HERR, über die Chaldäer und über die Einwohner zu Babel und über ihre Fürsten und über ihre Weisen.

36 Schwert soll kommen über ihre Weissager, daß sie zu Narren werden. Schwert soll kommen über ihre Starken, daß sie verzagen.

37 Schwert soll kommen über ihre Rosse und Wagen und allen Pöbel, so drinnen ist, daß sie zu Weibern werden. Schwert soll kommen über ihre Schätze, daß sie geplündert werden.

38 Trockenheit soll kommen über ihre Wasser, daß sie versiegen; denn es ist ein Götzenland und trotzen auf ihre schrecklichen Götzen.

39 Darum sollen ungeheure Tiere und Vögel drinnen wohnen und die jungen Straußen; und soll nimmermehr bewohnet werden, und niemand drinnen hausen für und für,

40 gleichwie Gott Sodom und Gomorrha samt ihren Nachbarn umgekehret hat, spricht der HERR, daß niemand drinnen wohne, noch kein Mensch drinnen hause.

41 Siehe, es kommt ein Volk von Mitternacht her; viel Heiden und viel Könige werden von der Seite des Landes sich aufmachen.

42 Die haben Bogen und Schild, sie sind grausam und unbarmherzig; ihr Geschrei ist wie das Brausen des Meers; sie reiten auf Rossen, gerüstet wie Kriegsmänner wider dich, du Tochter Babel.

43 Wenn der König zu Babel ihr Gerücht hören wird, so werden ihm die Fäuste entsinken; ihm wird so angst und bange werden wie einer Frau in Kindesnöten.

44 Siehe, er kommt herauf wie ein Löwe vom stolzen Jordan wider die festen Hütten; denn ich will ihn daselbst her eilends laufen lassen. Und wer weiß, wer der Jüngling ist, den ich wider sie rüsten werde? Denn wer. ist mir gleich? Wer will mich meistern, und wer ist der Hirte, der mir widerstehen kann?

45 So höret nun den Ratschlag des HERRN, den er über Babel hat, und seine Gedanken, die er hat über die Einwohner im Lande der Chaldäer! Was gilt's, ob nicht die Hirtenknaben sie schleifen werden und ihre Wohnung zerstören?

46 Und die Erde wird beben von dem Geschrei, und wird unter den Heiden erschallen, wenn Babel gewonnen wird.

   

From Swedenborg's Works

 

Wahre Christliche Religion #188

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188. Das vierte Erlebnis: Da mir der Herr die Gabe verliehen hat, all die Wunder in den Himmeln und unter den Himmeln zu sehen, habe ich auftragsgemäß auch darüber zu berichten. Einst sah ich einen großartigen Palast. In dessen innerstem Hof entdeckte ich einen Tempel, und in dessen Zentrum wiederum sah ich einen goldenen Tisch mit dem Wort Gottes; zwei Engel standen dabei. Rund um den Tisch waren Stühle in dreifacher Reihe gestellt. Die Stühle der ersten und zweiten Reihe waren mit reiner Seide überzogen, in der ersten Reihe von purpurroter, in der zweiten von himmelblauer Farbe. Die dritte Reihe hingegen hatte einen Überzug aus weißem Tuch. Unter der Kuppel, hoch über dem Tisch, sah man eine Art Baldachin ausgespannt, funkelnd von Edelsteinen, deren Strahlen in allen Farben leuchteten wie bei einem Regenbogen, wenn sich der Himmel nach einem Regen aufheitert. Plötzlich erschienen nun meinem Auge die Stühle besetzt: Geistliche, mit priesterlichen Gewändern angetan, saßen darauf. In einem Seitenflügel befand sich eine Schatzkammer, in der prächtige Gewänder in schöner Ordnung lagen. Davor stand ein Wächterengel. Es handelte sich bei der Versammlung um ein vom Herrn einberufenes Konzil, und ich hörte, wie eine himmlische Stimme sagte: „Beginnt mit den Beratungen!“ Die Versammelten aber fragten: „Über welchen Gegenstand?“ Die Antwort lautete: „Über den Herrn als Heiland sowie über den Heiligen Geist.“ Doch als sie nun darüber nachdachten, stellten sie fest, dass sie nicht im Zustand der Erleuchtung waren, darum beteten sie zunächst. Daraufhin ergoss sich himmlisches Licht über sie, das zuerst die Rückseite ihrer Häupter, dann die Schläfen und zuletzt ihre Gesichter berührte. Nun begannen sie mit ihren Beratungen, und zwar, wie man sie geheißen hatte, zuerst über den Herrn als den Heiland.

Der erste Punkt der Untersuchung lautete: „Wer nahm die Menschennatur in der Jungfrau Maria an?“ Einer der Engel beim Tisch mit dem göttlichen Wort las ihnen daraus nun folgende Stellen vor:

Der Engel sprach zu Maria: „Siehe, du wirst empfangen in deinem Leibe und einen Sohn gebären, und du sollst seinen Namen Jesus heißen. Der wird groß sein und ein Sohn des Höchsten genannt werden … Maria aber sprach zu dem Engel: Wie soll das zugehen, da ich von keinem Manne weiß? Der Enge1 aber antwortete und sprach zu ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten, darum auch das Heilige, das von dir geboren wird, Sohn Gottes genannt werden wird.“ (Lukas 1:31 f., Lukas 1:34 f.)

Der Engel sprach zu Josef im Traum: „Joseph, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria, dein Weib, zu dir zu nehmen; denn das in ihr Gezeugte ist von dem Heiligen Geist … und Joseph … erkannte sie nicht, bis sie ihren erstgeborenen Sohn geboren hatte, und er nannte seinen Namen Jesus.“ (Matthaeus 1:20, 25)

Der Engel las noch mehrere weitere Stellen aus dem Evangelium, zum Beispiel Matthaeus 3:17; 17:5; Johannes 1:18; 3:16; 20:31 und viele andere, in denen der Herr im Hinblick auf sein Menschentum Gottes Sohn genannt wird, oder in denen er als Mensch Jehovah seinen Vater nennt. Dann verlas der Engel Stellen aus den Propheten, in denen vorausgesagt wird, dass Jehovah selbst in die Welt kommen werde. Darunter befanden sich auch die beiden folgenden Stellen aus dem Propheten Jesaja:

„An jenem Tage wird man sprechen: Siehe, das ist unser Gott, auf den wir hofften, dass er uns rette. Das ist Jehovah, auf den wir hofften. Lasst uns frohlocken und fröhlich sein in seinem Heil. (Jesaja 25:9) Bereitet den Weg Jehovahs, macht gerade eine Bahn in der Einöde unserem Gotte … denn die Herrlichkeit Jehovahs wird offenbart, und alles Fleisch wird sie sehen zumal … Siehe, der Herr Jehovah kommt mit Stärke … Er weidet wie ein Hirte seine Herde.“ (Jesaja 40:3, 5, 10-11)

Darauf erklärte der Engel: „Weil Jehovah selbst in die Welt gekommen ist und die Menschennatur angenommen hat, heißt er bei den Propheten Heiland und Erlöser.“ Nun las er ihnen die folgenden Stellen vor: „Nur in dir ist Gott, und ist sonst kein anderer Gott. Fürwahr, ein verborgener Gott bist du, Gott Israels, der Heiland.“ (Jesaja 45:14 f.)

„Bin ich es nicht, Jehovah, und außer mir ist kein Gott mehr, kein gerechter Gott und Heiland außer mir.“ (Jesaja 45:21 f.) „Ich, ich bin Jehovah, und kein Heiland ist außer mir.“ (Jesaja 43:11) „Ich bin Jehovah, dein Gott… und einen Gott außer mir sollst du nicht anerkennen, und kein Heiland ist außer mir.“ (Hosea 13:4) „Auf dass erkenne alles Fleisch, dass ich, Jehovah, dein Heiland bin und dein Erlöser.“ (Jesaja 49:26; 60:16) „Unser Erlöser, Jehovah der Heerscharen ist sein Name.“ (Jesaja 47:4) „Stark ist ihr Erlöser! Jehovah der Heerscharen ist sein Name.“ (Jeremia 50:34) „Jehovah, mein Fels und mein Erlöser.“ (Psalm 19:14) „So spricht Jehovah, dein Erlöser, der Heilige Israels: Ich bin Jehovah, dein Gott.“ (Jesaja 48:17; 43:14; 49:7; 54:8) „Du, Jehovah, bist unser Vater, unser Erlöser; von Ewigkeit ist dein Name.“ (Jesaja 63:16) „So spricht Jehovah, dein Erlöser: Ich, Jehovah, mache alles … und allein von mir selbst.“ (Jesaja 44:24) „So spricht Jehovah, der König Israels, und sein Erlöser, Jehovah der Heerscharen: Ich bin der Erste und der Letzte, außer mir ist kein Gott.“ (Jesaja 44:6) „Jehovah der Heerscharen ist sein Name; und dein Erlöser, der Heilige Israels, der Gott der ganzen Erde wird er heißen.“ (Jesaja 54:5) „Siehe, Tage kommen … da ich dem David einen gerechten Sproß erstehen lasse, der als König herrschen soll … und dies ist sein Name …: Jehovah, unsere Gerechtigkeit.“ (Jeremia 23:5 f.; Jeremia 33:15 f.) „Und König wird Jehovah sein über die ganze Erde. An jenem Tage wird Jehovah Einer sein, und sein Name Einer.“ (Sacharja 14:9)

Durch all diese Stellen überzeugt, bekannten die auf den StühlenSitzenden einmütig, dass Jehovah selbst die Menschennatur angenommen habe, um die Menschen zu erlösen und ihnen das ewige Heil zu schenken. Nun vernahm man aber von Seiten einiger römischer Katholiken, die sich hinter dem Altar verborgen gehalten hatten, die Frage: „Wie kann Jehovah Gott Mensch werden? Ist er nicht der Schöpfer des Weltalls?“ Da wandte sich einer von denen, die in der zweiten Reihe saßen, um und fragte zurück: „Wer sonst war es denn?“ Darauf erwiderte der Fragesteller, der nun aufrecht neben dem Altar stand: „Der Sohn von Ewigkeit.“ Darauf aber erhielt er zur Antwort: „Ist nicht nach eurem Bekenntnis der Sohn von Ewigkeit zugleich auch der Schöpfer des Weltalls? Und was ist ein von Ewigkeit gezeugter Sohn und Gott? Wie könnte sich das eine und unteilbare göttliche Wesen trennen und nur ein Teil von ihm hinabsteigen, und nicht zugleich das Ganze?“

Der zweite Gegenstand der Aussprache über den Herrn lautete: „Sind nicht auf diese Weise der Vater und er ebenso eine Einheit wie Seele und Leib?“ Sie sagten, dies folge daraus, dass die Seele vom Vater stammt. Nun las einer von denen, die in der dritten Reihe saßen, aus dem Athanasischen Glaubensbekenntnis Folgendes vor:

„… Obgleich unser Herr Jesus Christus, der Sohn Gottes, Gott und Mensch ist, so sind doch nicht zwei, sondern es ist ein Christus, ja er ist völlig einer, ist eine Person; denn wie Seele und Leib einen Menschen ausmachen, so ist Gott und Mensch ein Christus ….“

Er fügte hinzu, das Glaubensbekenntnis, das jene Worte enthalte, gelte in der ganzen christlichen Welt, auch bei den Römisch-Katholischen. Nun erklärten die Versammelten: „Was bedürfen wir weiterer Beweise? Gott Vater und er sind eins, ebenso wie Seele und Leib.“ Und sie setzten hinzu: „Auf Grund dieser Tatsache können wir sehen, dass die Menschennatur des Herrn göttlich ist, denn sie ist die menschliche Seite Jehovahs. Ferner sehen wir, dass man sich an den Herrn als Mensch wenden muss, dass es keine andere Möglichkeit gibt, an das Gottwesen heranzukommen, das Vater genannt wird.“

Der Engel bestätigte diesen Beschluss, zu dem sie gekommen waren, durch viele Stellen aus dem göttlichen Wort. Darunter befanden sich auch folgende:

„Ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns gegeben, dessen Name ist Wunderbar, Rat, Gott, Held, Vater der Ewigkeit, des Friedens Fürst.“ (Jesaja 9:5) „Abraham weiß nicht von uns und Israel erkennt uns nicht. Du, Jehovah, bist unser Vater, unser Erlöser; von Ewigkeit ist dein Name.“ (Jesaja 63:16) Und Jesus sprach: „Wer an mich glaubt … glaubt anden, der mich gesandt hat. Und wer mich sieht, der sieht den, der mich gesandt hat.“ (Johannes 12:44 f.) Philippus sprach zu ihm (Jesus): „… zeige uns den Vater; … spricht zu ihm Jesus: … wer mich gesehen hat, der hat den Vater gesehen; wie sprichst du denn: zeige uns den Vater? Glaubest du nicht, dass ich im Vater bin und der Vater in mir ist? … Glaubet mir, dass ich im Vater bin und der Vater in mir ist.“ (Johannes 14:8-11) Jesus sprach: „Ich und der Vater sind eins.“ (Johannes 10:30) „Alles, was der Vater hat, ist mein … und alles Meinige gehört dem Vater.“ (Johannes 16:15; 17:10) Jesus sprach: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.“ (Johannes 14:6) Dem fügte der Engel, der dies vorgelesen hatte, noch bei, was der Herr hier von sich und seinem Vater sage, könne der Mensch auch von sich und seiner Seele sagen. Als sie dies alles gehört hatten, erklärten die Versammelten einstimmig und aus einem Herzen: „Das menschliche Wesen des Herrn ist göttlich, und an dieses muss man sich wenden, um zum Vater zu gelangen; denn Jehovah Gott hat sich dadurch in die Welt eingefügt 1 , sich den Augen der Menschen sichtbar und damit zugänglich gemacht. Auch den Menschen des Altertums hatte er sich in menschlicher Gestalt sichtbar und somit zugänglich gemacht, doch geschah dies damals durch einen Engel. Da aber diese Gestalt den Herrn vorzeichnete, der da kommen sollte, waren im Altertum alle Dinge, die zur Kirche gehörten, als Sinnbilder zu verstehen.“

Nun folgten die Beratungen über den Heiligen Geist. Zuerst aber wurde die Vorstellung aufgedeckt, die viele Menschen von Gott dem Vater, Gott dem Sohn und vom Heiligen Geist hegen, nämlich dass Gott Vater zuoberst throne, während der Sohn zu seiner Rechten sitze, und dass sie von sich den Heiligen Geist aussenden, der die Menschen erleuchten, lehren, rechtfertigen und heiligen solle. Hier ließ sich nun aber eine Stimme aus dem Himmel vernehmen, die Folgendes sagte: „Wir können dieses Gedankenbild nicht ertragen. Wer weiß nicht, dass Jehovah Gott allgegenwärtig ist? Wer es aber weiß und anerkennt, der muss auch anerkennen, dass er selbst es ist, der da erleuchtet, lehrt, rechtfertigt und heilig macht, und dass es keinen vermittelnden Gott gibt, der von ihm oder gar von zwei anderen Gottpersonen als Person zu unterscheiden wäre. Man entferne also zunächst jene nichtige Vorstellung und nehme die andere, richtige an – dann wird man dies deutlich sehen.“

Hier nun ließ sich abermals einer von den Römisch-Katholischen vernehmen, die neben dem Altar des Tempels standen. Er sprach: „Was ist aber dann der Heilige Geist, der im Wort Gottes, in den Evangelien und auch bei Paulus genannt wird, und von dem so viele gelehrte Männer des geistlichen Standes – namentlich bei uns – erklären, dass er sie leite? Wer leugnet denn heutzutage in der Christenheit den Heiligen Geist und seine Einwirkung?“ Darauf wandte sich einer von den Geistlichen in der zweiten Reihe um und sprach: „Ihr sagt, der Heilige Geist sei eine Person für sich und Gott für sich. Aber eine aus einer anderen aus- oder hervorgehende Person, was ist sie anderes als ein aus- oder hervorgehendes Wirken? Es kann doch nicht eine Person aus einer anderen aus- oder hervorgehen, derartiges kann man nur von einer Wirkung sagen. Oder ein von Gott aus- und hervorgehender Gott – was sollte das sein, wenn nicht die aus- und hervorgehende göttliche Gewalt? Ein Gott kann nicht aus einem anderen und durch einen anderen aus- und hervorgehen, dies kann nur die Gotteskraft aus dem einen Gott.“

Als sie dies mit angehört hatten, kamen die Geistlichen auf den Stühlen zu dem folgenden einmütigen Beschluss: „Der Heilige Geist ist keine Person für sich, also auch kein Gott für sich, vielmehr ist er der heilige göttliche Einfluss, der von dem einen, allgegenwärtigen Gott, dem Herrn, aus- und hervorgeht.“ Dazu sagten die Engel, die bei dem goldenen Tisch mit dem Wort Gottes standen: „Es ist gut. Nirgends im Alten Testament heißt es, dass die Propheten das Wort vom Heiligen Geist empfingen und sprachen, sondern immer von Jehovah; und wo im Neuen Testament der Heilige Geist genannt wird, ist darunter der ausgehende göttliche Einfluss zu verstehen, das göttliche Wesen, das erleuchtet, lehrt, lebendig macht, umbildet und wiedergebiert.“

Nun wandte sich die Erörterung über den Heiligen Geist der folgenden Frage zu: „Von wem geht die Gotteskraft, die Heiliger Geist genannt wird, aus – vom Vater oder vom Herrn?“ Während sie darüber sprachen, erstrahlte vom Himmel ein Licht, bei dessen Schein sie sahen, dass der heilige göttliche Einfluss, den man unter dem Heiligen Geist zu verstehen hat, nicht aus dem Vater durch den Herrn hervorgeht, sondern vom Herrn aus der Kraft des Vaters. Der Vergleich mit dem Menschen lehrt es; denn auch des Menschen Tätigkeit geht ja nicht aus der Seele durch den Körper hervor, sondern vom Körper unter dem Einfluss der Seele. Der am Tisch stehende Engel bestätigte das durch folgende Stellen aus dem göttlichen Wort:

„Der, den der Vater (üblich: Gott) gesandt hat, spricht die Worte Gottes; denn Gott gab ihm den Geist nicht nach dem Maß. Der Vater liebt denSohn und hat alles in seine Hand gegeben.“ (Johannes 3:34 f.) „Ein Reis wird aus Iischai’s Stamm hervorgehen, … ruhen wird auf ihm Jehovahs Geist, der Geist der Weisheit und der Einsicht, der Geist des Rates und der Kraft.“ (Jesaja 11:1 f.) „Der Geist Jehovahs wurde auf ihn gegeben und war in ihm.“ (Jesaja 42:1; 59:19 f.; Jesaja 61:1; Lukas 4:18) „Wenn aber der Heilige Geist (üblich: der Beistand) kommen wird, den ich euch vom Vater senden werde ….“ (Johannes 15:26) „Dieser (der Heilige Geist) wird mich verherrlichen, und von dem Meinigen wird er es nehmen und euch verkündigen. Alles, was der Vater hat, ist mein. Darum sagte ich, dass er von dem Meinigen nehmen und es euch verkündigen wird.“ (Johannes 16:14 f.) „Wenn ich hingehe, werde ich den Beistand zu euch senden.“ (Johannes 16:7) „Der Beistand ist der Heilige Geist.“ (Johannes 14:26) „Der Heilige Geist war noch nicht, weil Jesus noch nicht verherrlicht war.“ (Johannes 7:39)

Nach seiner Verherrlichung aber hauchte Jesus die Jünger an und sprach: „Nehmet hin den Heiligen Geist!“ (Johannes 20:22) „Wer sollte nicht … deinen Namen verherrlichen, Herr? Denn du allein bist heilig.“ (Offenbarung 15:4)

Weil unter dem Heiligen Geist das göttliche Wirken des Herrn aus seiner göttlichen Allgegenwart zu verstehen ist, sagte er, als er zu den Jüngern über den Heiligen Geist sprach, den er von Gott Vater senden werde, auch das Folgende:

„Ich werde euch nicht als Waisen zurücklassen; ich gehe hin und komme zu euch … an jenem Tage werdet ihr erkennen, dass ich in meinem Vater bin und ihr in mir, und ich in euch.“ (Johannes 14:18, 20. 28) Und kurz bevor er aus der Welt ging, sagte er: „Siehe, ich bin bis zur Vollendung des Zeitlaufs (üblich, aber ungenau: Ende der Welt) alle Tage bei euch.“ (Matthaeus 28:20)

Als der Engel ihnen diese Stellen vorgelesen hatte, sagte er: „Aus all diesen und vielen anderen Stellen im Wort Gottes ist deutlich, dass die göttliche Kraft, die als der Heilige Geist bezeichnet wird, aus dem Herrn in Übereinstimmung mit dem Vater hervorgeht.“ Daraufhin erklärten die Versammelten, die auf den Stühlen saßen: „Dies ist göttliche Wahrheit.“

Schließlich wurde folgender Beschluss gefasst: „Die Beratungen dieses Konzils haben in aller Deutlichkeit ergeben, und wir erkennen daher als heilige Wahrheit an, dass die göttliche Dreieinheit im Herrn, unserem Gott und Heiland Jesus Christus besteht. Diese Dreieinheit umfasst das erzeugende Gottwesen, genannt Vater, die göttliche Menschengestalt, den Sohn, und die ausgehende Gotteskraft, den Heiligen Geist.“ Dabei riefen sie zusammen aus: „In Christus wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig. (Kolosser 2:9) So ist denn ein Gott in der Kirche.“

Nachdem jenes herrliche Konzil diesen Beschluss gefasst hatte, erhoben sich die Teilnehmer, und der Wächterengel brachte aus der Schatzkammer prachtvolle Gewänder herbei, Gewänder, die zum Teil mit Goldfäden durchwirkt waren, und überreichte sie denen, die auf den Stühlen gesessen hatten mit den Worten: „Empfanget die Hochzeitsgewänder!“ Und nun wurden sie mit großer Pracht in den neuen christlichen Himmel eingeführt, mit dem die Kirche des Herrn auf der Erde, das Neue Jerusalem, verbunden sein wird.

Footnotes:

1. wörtlich: sich gesandt (se misit).

  
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