Die Bibel

 

1 Mose 3:22

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22 Und Gott der HERR sprach: Siehe, Adam ist worden als unsereiner und weiß, was gut und böse ist. Nun aber, daß er nicht ausstrecke seine Hand und breche auch von dem Baum des Lebens und esse und lebe ewiglich:

Aus Swedenborgs Werken

 

Wahre Christliche Religion #498

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498. Hieraus ergibt sich, dass der eigentliche freie Wille in höchster Vollkommenheit in der Seele des Menschen wohnt und von da aus, ähnlich wie eine in die Quelle einmündende Wasserader, in die beiden Teile seines Gemüts einfließt, d.h. in seinen Willen und Verstand, und durch diese wiederum in die Sinne des Körpers sowie in Rede und Handlung. Es gibt nämlich drei Grade des Lebens im Menschen: die Seele, das Gemüt und den sinnlichen Körper. Alles, was einem höheren Grad angehört, übertrifft an Vollkommenheit die niedrigeren. Das ist die Freiheit, durch die, in der und mit der der Herr im Menschen gegenwärtig ist und unablässig darauf dringt, aufgenommen zu werden, die er aber niemals verdrängt oder aufhebt, weil ja, wie gesagt, nichts haftet, was der Mensch nicht in Ausübung seiner geistigen Freiheit tut. Darum kann man auch sagen, diese Freiheit sei der Ort, an dem der Herr in der Seele des Menschen wohnt.

Das andere aber, nämlich dass das Tun des Bösen in beiden Welten, der geistigen wie der natürlichen, durch Gesetze eingeschränkt wurde, ist ohne Deutung klar. Ich möchte aber ganz anschaulich machen, dass ohne diese äußeren Bande nicht nur die Gesellschaft nicht bestehen, sondern sogar die ganze Menschheit zugrunde gehen würde. Der Mensch ist von zwei (verderbten) Trieben besessen, nämlich der Sucht, über alle zu herrschen, und der Sucht, die Güter aller anderen zu besitzen. Diese beiden Triebe kennen, wenn ihnen die Zügel gelassen werden, keine Grenzen. Sie sind die hauptsächliche Quelle jener Erbübel, in die der Mensch hinein geboren wird. Die Sünde Adams bestand darin, wie Gott sein zu wollen, und die Schlange flößte ihm, wie es heißt, dieses Böse ein. Deshalb wird bei seiner Verfluchung gesagt, der Boden werde ihm nun Disteln und Dornen bescheren (1 Mose 3:5, 18), worunter alles Böse samt dem daraus entstehenden Falschen verstanden wird. Alle Menschen, die sich diesen verderbten Trieben ergeben haben, halten sich für das einzig Wichtige in der Welt, in dem und für das alle anderen da sind. Sie kennen weder Mitgefühl noch Gottesfurcht oder Nächstenliebe und leben daher in Unbarmherzigkeit, Roheit und Grausamkeit, in der höllischen Begierde zu rauben und zu plündern, und sind, um dahin zu gelangen, voller List und Trug. Dergleichen Bosheit ist den Tieren der Erde nicht angeboren. Sie töten und verzehren andere nur aus dem Trieb, den Magen zu sättigen und sich zu schützen. Von daher gesehen ist also der böse Mensch roher, wilder und schlimmer als jedes Tier.

Dass der Mensch innerlich so ist, zeigt sich deutlich in Zeiten des Aufruhrs, in denen die Bande des Gesetzes gelöst sind, ebenso bei Metzeleien und Plünderungen, wenn den Soldaten erlaubt wird, ihre Wut an den Belagerten und Besiegten auszulassen. Kaum einer von ihnen steht davon ab, ehe er das Trommelzeichen hört, das Einhalt gebietet. Damit ist klar, dass nicht allein die Gesellschaft, sondern die ganze Menschheit zu Grunde ginge, wenn die Menschen nicht durch die Furcht vor der Strafe des Gesetzes in Schranken gehalten würden. Das eigentliche Übel aber wird einzig und allein durch den rechten Gebrauch des freien Willens in geistigen Belangen beseitigt, d. h. dadurch, dass man seine Gedanken ernst und unverrückt auf den Zustand des Lebens nach dem Tod gerichtet hält.

  
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