Aus Swedenborgs Werken

 

Kurze Darstellung der Lehre der Neuen Kirche #0

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Inhaltsverzeichnis

Einführung - 1

Lehrbestimmungen der Römisch-Katholischen betreffend die Rechtfertigung, nach der Kirchenversammlung zu Trient - 2-8

Lehrbestimmungen der Protestanten betreffend die Rechtfertigung, aus der Eintrachtsformel - 9-15

Umriß der Lehrbestimmungen der neuen Kirche - 16

I. Die durch die Reformation von der römisch-katholischen Kirche getrennten Kirchen weichen in mancherlei Punkten voneinander ab, stimmen aber alle zusammen in den Artikeln von der Dreiheit der Personen in der Gottheit, vom Ursprung der Sünde von Adam her, von der Zurechnung des Verdienstes Christi, und von der Rechtfertigung durch den Glauben allein. - 17-18

II. Die Römisch-Katholischen hatten vor der Reformation ganz ähnliche Dinge, wie die Protestanten nach derselben, über die oben genannten vier Artikel gelehrt, nämlich ähnliches über die Dreiheit der Personen in der Gottheit, ähnliches über die Erbsünde, ähnliches über die Zurechnung des Verdienstes Christi, und ähnliches über die Rechtfertigung durch den Glauben an diese, nur mit dem Unterschied, daß sie eben diesen Glauben mit der tätigen Liebe oder den guten Werken verbunden hatten. - 19-20

III. Die an die Spitze getretenen Reformatoren, Luther, Melanchthon und Calvin, haben alle Lehrbestimmungen von der Dreiheit der Personen in der Gottheit, von der Erbsünde, von der Zurechnung des Verdienstes Christi, und von der Rechtfertigung durch den Glauben, wie sie damals waren und gewesen waren, beibehalten, dagegen aber die tätige Liebe oder die guten Werke von diesem Glauben getrennt, und jene für nicht zugleich seligmachend erklärt, und dies darum, damit sie von den Römisch-Katholischen in Rücksicht der eigentlich wesentlichen Punkte der Kirche, die der Glaube und die tätige Liebe sind, losgerissen würden. - 21-23

IV. Dennoch aber haben die an der Spitze stehenden Reformatoren ihrem Glauben die guten Werke beigefügt, und sie auch verbunden, jedoch im Menschen als in einem passiven Subjekt, die Römisch-Katholischen dagegen im Menschen als einem aktiven Subjekt: und dessenungeachtet ist zwischen jenen und diesen in Rücksicht des Glaubens, der Werke und der Verdienste wirklich eine Gleichförmigkeit. - 24-29

V. Die ganze Theologie in der Christenheit ist heutzutage gegründet auf die Vorstellung dreier Götter, entsprungen aus der Lehre von der Dreiheit der Personen. - 30-38

VI. Die Lehrbestimmungen dieser Theologie erscheinen als irrig, sobald die Vorstellung einer Dreiheit von Personen, und somit dreier Götter verworfen, und statt derselben die Idee eines Gottes, in Dem eine Dreieinheit ist, angenommen ist. - 39-40

VII. Alsdann wird der wahrhaft seligmachende Glaube, welcher ist an einen Gott, vereint mit guten Werken, anerkannt und angenommen. - 41-42

VIII. Und dieser Glaube ist der an Gott den Heiland Jesus Christus, und in seiner einfachen Form folgender:

1. Es ist ein Gott, in Dem eine göttliche Dreieinheit ist, und dieser ist der Herr Jesus Christus.

2. Der seligmachende Glaube ist, an Ihn glauben.

3. Man muß das Böse fliehen, weil es [Sache] des Teufels und vom Teufel ist.

4. Man muß das Gute tun, weil es [Sache] Gottes, und von Gott ist.

5. Dies soll getan werden vom Menschen wie von ihm selbst, man soll jedoch glauben, daß es vom Herrn bei ihm und durch ihn ist. - 43-44

IX. Der heutige Glaube hat von der Kirche die Religion entfernt, welche besteht in der Anerkennung eines Gottes, und in Seiner Verehrung aus dem Glauben der tätigen Liebe. - 45-46

X. Der Glaube der heutigen Kirche kann sich nicht mit der tätigen Liebe verbinden, noch einige Früchte bringen, die gute Werke wären. - 47-50

XI. Aus dem Glauben der heutigen Kirche entspringt eine Gottesverehrung mit dem Mund und nicht mit dem Leben, während doch die Verehrung mit dem Mund dem Herrn nur wohlgefällig ist je nach der Verehrung mit dem Leben. - 51-52

XII. Die Lehre der heutigen Kirche ist zusammengebündelt durch mehrere Widersinnigkeiten, welche mit Glauben umfaßt werden sollen; und darum dringen ihre Dogmen bloß ins Gedächtnis ein, und nicht in irgendwelches Verständnis über diesem, sondern bloß in Begründungen unterhalb desselben. - 53-57

XIII. Die Lehrbestimmungen der heutigen Kirche können nur mit großer Schwierigkeit gelernt, und so, daß sie nicht wieder entfallen, behalten, und nur mit vieler Zurückhaltung und Behutsamkeit gepredigt und gelehrt werden, und dies darum, weil die wahre Vernunft sie nicht faßt, noch annimmt. - 58-59

XIV. Die Lehre des Glaubens der heutigen Kirche schreibt Gott menschliche Eigenschaften zu, so zum Beispiel, daß Er die Menschen mit Zorn angesehen habe, daß Er versöhnt werden wolle, daß Er versöhnt werde durch die Liebe zum Sohn, und durch die Vertretung, und daß Er durch das an Seinem Sohn gesehene Elend besänftigt, und so zur Barmherzigkeit zurückgebracht werden wolle, und daß Er dem aus bloßem Glauben flehenden Ungerechten Seine Gerechtigkeit zurechne, und so jenen aus einem Feind zu einem Freund, und aus einem Sohn des Zornes zu einem Sohn der Gnade mache. - 60-63

XV. Aus dem Glauben der heutigen Kirche sind entsprungen und können noch entspringen ungeheure Geburten, wie z. B. das augenblickliche Seligwerden aus unmittelbarer Barmherzigkeit; die Vorherbestimmung; daß Gott gar nicht auf die Handlungen des Menschen, sondern bloß auf den Glauben sehe; daß es kein Band der Liebe und des Glaubens gebe; daß der Mensch bei der Bekehrung wie ein Klotz sei, und so mehreres, auch betreffend die Sakramente, die Taufe und das heilige Abendmahl, in Rücksicht der Prinzipien der Begründung ihres besonderen Nutzens, hergeleitet aus der Lehre von der Rechtfertigung durch den bloßen Glauben; sowie auch in betreff der Person Christi. Die Irrlehren von den ersten Jahrhunderten an sind nirgend anderswoher entsprungen, als aus der auf die Vorstellung dreier Götter gegründeten Lehre. - 64-69

XVI. Der letzte Zustand der heutigen Kirche, da ihr Ende ist, wird unter der Vollendung des Zeitlaufs und der alsdann erfolgenden Ankunft des Herrn bei Matthaeus 24:3 verstanden. - 70-73

XVII. Die Anfeindung von seiten des Falschen, und infolgedessen das zu Endegehen alles Wahren, oder die heutzutage in den christlichen Kirchen stattfindende Verheerung wird unter der großen Trübsal, dergleichen von Anfang der Welt an nicht war, noch sein wird, bei Matthaeus 24:21 verstanden. - 74-76

XVIII. Daß nicht Liebe, noch Glaube, noch Erkenntnisse des Guten und Wahren, in der christlichen Kirche zur letzten Zeit, wenn ihr Ende bevorsteht, da seien, wird in demselben 24. Kapitel bei Matthäus unter folgendem verstanden: "Nach der Trübsal selbiger [Tage] wird die Sonne verfinstert werden, und der Mond seinen Schein nicht geben, und die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte der Himmel werden sich bewegen", Vers 29. - 77-81

XIX. Diejenigen, die in dem heutigen rechtfertigenden Glauben sind, werden unter den Böcken bei Daniel und Matthäus verstanden. - 82-86

XX. Diejenigen, die sich im heutigen rechtfertigenden Glauben bestärkt haben, werden in der Offenbarung unter dem Drachen, dessen zwei Tieren, und unter den Heuschrecken, und dieser Glaube selbst, sofern er befestigt ist, wird dort unter der großen Stadt, welche geistig Sodom und Ägypten heißt, wo die zwei Zeugen getötet wurden, sowie auch unter dem Brunnen des Abgrundes verstanden, aus dem Heuschrekken hervorgingen. - 87-90

XXI. Sofern nicht eine neue Kirche vom Herrn gegründet würde, könnte niemand selig werden; und dies wird verstanden unter den Worten: sofern diese Tage nicht verkürzt würden, so würde kein Fleisch erhalten werden, Matthaeus 24:22. - 91-94

XXII. Die Aufdeckung und Verwerfung der Glaubenslehren der heutigen Kirche, und die Offenbarung und Annahme der Glaubenslehren der neuen Kirche wird verstanden unter folgendem in der Offenbarung 21:5: Der auf dem Thron Sitzende sprach: Siehe, Ich mache alles neu! und Er sprach: Schreibe, denn diese Worte sind wahr und zuverlässig! - 95-98

XXIII. Die vom Herrn zu gründende neue Kirche ist das neue Jerusalem, von dem in der Offenbarung Kapitel 21 und 22 gehandelt wird, welches dort die Braut und das Weib des Lammes heißt. - 99-101

XXIV. Der Glaube der neuen Kirche kann durchaus nicht zusammen sein mit dem Glauben der vorigen Kirche, und wenn sie beisammen sind, so geschieht ein solcher Zusammenstoß und Streit, daß alles zur Kirche Gehörige beim Menschen zugrunde geht. - 102-104

XXV. Die Römisch-Katholischen wissen heutzutage nichts von der Zurechnung des Verdienstes Christi und von der Rechtfertigung durch den Glauben derselben, worin ihre Kirche eingeweiht ist, weil jene ganz überdeckt ist durch die Äußerlichkeiten ihres Gottesdienstes, deren es viele sind: wenn sie daher von den Äußerlichkeiten ihres Gottesdienstes einigermaßen abtreten und sich unmittelbar an Gott den Seligmacher Jesus Christus wenden, und auch das heilige Abendmahl in beiden Gestalten nehmen, so können sie vor den Protestanten in das neue Jerusalem, das heißt, in die neue Kirche des Herrn eingeführt werden.

- 105-108

Die Zurechnung. - 109-113

Diesem sollen noch zwei aus der »Enthüllten Offenbarung«. - 114-115

Anhang und Schlußkranz.

Der Glaube des neuen Himmels und der neuen Kirche in seiner allgemeinen Form. - 116

Der Glaube des neuen Himmels und der neuen Kirche in seiner besonderen Form. - 117

Es folgen drei Denkwürdigkeiten, genommen aus der »Enthüllten Offenbarung«. - 118-120

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Kurze Darstellung der Lehre der Neuen Kirche #88

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88. Kurze Auseinandersetzung

Daß in sieben Kapiteln in der Offenbarung gehandelt wurde vom verkehrten Zustand der Kirche bei den Protestanten, und in zweien vom verkehrten Zustand der Kirche bei den Römisch-Katholischen, und daß die Zustände beider Kirchen, so wie sie heutzutage sind, verdammt worden sind, ist in der Auslegung derselben, welche die »Enthüllte Offenbarung« heißt, nicht durch leere Mutmaßungen, sondern durch völlig überzeugende Beweise dargetan worden.

Daß unter dem Drachen, von dem im 12. Kapitel die Rede ist, diejenigen in der Kirche der Protestanten verstanden wurden, die aus Gott drei, und aus dem Herrn zwei machen, und die tätige Liebe vom Glauben trennen dadurch, daß [per quod] sie ihren Glauben zum geistigen und seligmachenden machen, nicht aber die Liebe, sehe man daselbst, Nr. 532-565, und die beigefügte Denkwürdigkeit Nr. 566.

Daß durch die zwei Tiere, von denen das eine aus dem Meer, und das andere aus der Erde aufstieg, von denen Kap. 13 [die Rede ist], dieselben weiter beschrieben werden, sehe man daselbst Nr. 567-610, und die Denkwürdigkeit Nr. 611.

Daß auch durch die Heuschrecken, die aus dem Brunnen des Abgrundes hervorgingen, von denen Kap. 9 [die Rede ist], sehe man Nr. 419-442.

Daß dieser Glaube selbst, sofern er befestigt worden, verstanden wird unter der großen Stadt, welche geistig Sodom und Ägypten heißt, wo die zwei treuen Zeugen getötet wurden, von denen im 11. Kap. [die Rede ist], sehe man Nr. 485-530, besonders Nr. 500-503, und die Denkwürdigkeit Nr. 531.

Daß auch unter dem Brunnen des Abgrundes, aus dem Rauch wie der eines großen Ofens hervorging, und die Sonne und die Luft verdunkelt wurden, und hernach Heuschrecken hervorkamen, Kap. 9, sehen man Nr. 421-424.

  
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Enthüllte Offenbarung #611

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611. Diesem will ich folgende Denkwürdigkeit beifügen. Alle, die zum Himmel vorbereitet werden, was in der Geisterwelt geschieht, die in der Mitte zwischen dem Himmel und der Hölle ist, verlangen nach vollbrachter Zeit mit Seufzen nach dem Himmel. Bald werden ihnen auch die Augen geöffnet, und sie sehen einen Weg, der zu irgendeiner Gesellschaft im Himmel führt. Diesen betreten sie und steigen aufwärts, und während des Aufsteigens zeigt sich ein Tor, bei dem ein Hüter steht. Dieser öffnet das Tor, und sie gehen ein. Dann kommt ihnen der Untersuchende entgegen und sagt ihnen im Namen des Vorstehers, sie sollen tiefer hineingehen und untersuchen, ob irgendwo Häuser seien, die sie für die Ihrigen anerkennen; denn für jeden neuen Engel ist auch ein neues Haus da. Finden sie nun dasselbe, so melden sie dies zurück und bleiben daselbst; finden sie dasselbe aber nicht, so kehren sie zurück und sagen, daß sie es nicht gesehen haben. Dann wird von einem Weisen daselbst untersucht, ob das Licht, das in ihnen ist, mit dem Licht, das in der Gesell- schaft ist, übereinstimmt und besonders, ob die Wärme übereinstimmt, denn das Licht des Himmels ist seinem Wesen nach das göttlich Wahre, und die Wärme des Himmels ist ihrem Wesen nach das göttlich Gute, beides ausge- hend vom Herrn als der Sonne daselbst. Wenn ein anderes Licht und eine andere Wärme als das Licht und die Wärme in jener Gesellschaft, das heißt, wenn ein anderes Wahres und ein anderes Gutes in ihnen ist, so werden sie nicht aufgenommen. Sie begeben sich daher von da weg und wandeln auf den zwischen den Gesellschaften im Himmel geöffneten Wegen, und zwar bis sie eine Gesellschaft finden, die mit ihren Gesinnungen völlig übereinstimmend ist, und hier erhalten sie alsdann ihre Wohnung in Ewigkeit; denn hier sind sie unter den Ihrigen wie unter Verwandten und Freunden, die sie auch, weil sie dieselbe Gesinnung haben, von Herzen lieben. Hier sind sie auch in ihres Lebens Seligkeit und in der Wonne, die aus dem Frieden ihrer Seele stammt und ihnen ganz die Brust erfüllt; denn in des Himmels Licht und Wärme liegt unaussprechliches Vergnügen, das sich mitteilt. So geht es mit denen, die Engel werden.

Die aber im Bösen und Falschen sind, dürfen, wenn sie Erlaubnis erhal- ten, auch in den Himmel aufsteigen; allein, sobald sie hineingehen, fangen sie an schwer Atem zu holen, und bald wird ihr Blick verdunkelt und ihr Verstand verfinstert, und ihr Denken hört auf, und der Tod schwebt vor ihren Augen, und so stehen sie wie Klötze da. Dann fängt auch ihr Herz zu schlagen an, ihre Brust wird eng, ihr Gemüt wird von Angst ergriffen und mehr und mehr gequält. Und in diesem Zustand winden sie sich wie eine Schlange, wenn sie ans Feuer gehalten wird, weswegen sie sich von da wegwälzen und in einen Abgrund, der ihnen nun erscheint, hinabstürzen, und auch nicht eher Ruhe haben, als bis sie in der Hölle bei ihresgleichen sind, wo sie Atem holen können und ihr Herz frei schlägt. Nachher hassen sie den Himmel und verwer- fen das Wahre und lästern in ihrem Herzen den Herrn, indem sie glauben, daß die Qual und Pein, die sie im Himmel gehabt, von Ihm hergekommen sei. Aus diesem wenigen kann man sehen, wie das Los derer beschaffen ist, die das Wahre für nichts achten, das doch das Licht ausmacht, in dem die Engel des Himmels sind, und die das Gute für nichts achten, das doch die Wärme aus- macht, in der die Engel des Himmels sind. Dann kann man hieraus auch sehen, wie sehr diejenigen irren, die glauben, daß jeder die himmlische Seligkeit genießen könne, wenn er nur in den Himmel eingelassen wird; denn es herrscht heutzutage der Glaube, daß die Aufnahme in den Himmel bloß ein Akt der Barmherzigkeit sei, und daß es sich mit dem, der in den Himmel aufgenommen werde, verhalte wie mit einem, der in der Welt in ein Hoch- zeitshaus kommt und dann zugleich in die Freuden und Vergnügungen in demselben. Allein sie sollen wissen, daß in der geistigen Welt eine Mitteilung der Triebe besteht, weil der Mensch alsdann ein Geist ist und der Trieb das Leben des Geistes ausmacht und aus ihm auch das Denken hervorgeht und sein Gepräge hat. Ferner, daß die Gleichheit der Triebe verbindet, die Un- gleichheit derselben aber trennt, und daß diese Ungleichheit quält, den Teufel im Himmel und den Engel in der Hölle; ein Grund, warum sie gehörig abge- sondert sind nach den Verschiedenheiten, Mannigfaltigkeiten und Unter- schieden der Triebe, die ihrer Liebe eigen sind.

Es wurden mir über dreihundert von der Geistlichkeit der protestanti- schen Welt zu sehen gegeben, die alle gelehrt hießen, weil sie zeigen konnten, daß die Kraft des bloßen Glaubens sich bis zur Rechtfertigung, und einige, daß sich dieselbe noch weiter erstrecke; und weil bei ihnen auch der Glaube war, daß der Himmel bloß eine Einlassung aus Gnaden sei, so erhielten sie die Erlaubnis, in eine Gesellschaft des Himmels aufzusteigen, die jedoch nicht zu den oberen gehörte. Als sie nun zugleich miteinander hinaufstiegen, erschie- nen sie von Ferne wie Kälber, und wie sie in den Himmel eingingen, wurden sie zwar von den Engeln freundlich aufgenommen, allein als sie mit diesen sich unterredeten, kam sie ein Zittern und nachher ein Schaudern an und zuletzt eine Art von Todesqual, worauf sie sich jählings herabstürzten und im Herabstürzen wie tote Pferde erschienen. Daß sie beim Hinaufsteigen wie Kälber erschienen, kam daher, daß das natürliche Verlangen zu sehen und zu wissen, wenn es überströmt, vermöge der Korrespondenz wie ein Kalb er- scheint, und daß sie beim Herabstürzen wie tote Pferde erschienen, kam daher, daß das Verstehen des Wahren im WORT vermöge der Korrespondenz wie ein Pferd erscheint, und das Nichtverstehen des Wahren im WORT wie ein totes Pferd.

Unten befanden sich Knaben. Als diese sahen, wie sie herabstiegen und im Herabsteigen die Gestalt toter Pferde erhielten, wandten sie das Gesicht weg und fragten ihren Erzieher, der bei ihnen war: Was bedeutet dies Wunder- zeichen, wir haben Menschen, und dann anstatt derselben tote Pferde gesehen, von denen wir, weil wir sie nicht ansehen konnten, unser Gesicht weggewandt haben? Lehrer, laß uns nicht an diesem Ort verweilen, sondern weggehen! Wirklich gingen sie auch weg, und der Lehrer unterrichtete sie dann auf dem Wege, was das tote Pferd bedeute. Er sagte: Das Pferd bedeutet das Ver- ständnis des WORTES; alle Pferde, die ihr gesehen, hatten diese Bedeutung; denn wenn ein Mensch über das WORT nachdenkend umhergeht, so erscheint sein Nachdenken von Ferne wie ein Pferd, und zwar wie ein edles und lebendi- ges, wenn er geistig, wie ein elendes und totes aber, wenn er materiell über das WORT nachdenkt. Da fragten die Knaben: Was heißt geistig und was materiell über das WORT nachdenken? Der Lehrer antwortete: Ich will es euch durch ein Beispiel deutlich machen: Wer denkt nicht, wenn er das WORT liest, an Gott, den Nächsten und den Himmel? Jeder nun, der bei Gott bloß an die Person und nicht an Sein Wesen denkt, der denkt materiell; desgleichen wer beim Näch- sten bloß an seine Gestalt und nicht an seine Eigenschaften denkt, der denkt materiell; und wer beim Himmel bloß an einen Ort und nicht an die Liebe und Weisheit denkt, aus denen der Himmel besteht, der denkt auch materiell. Da erwiderten die Knaben: Wir haben bei Gott an die Person, beim Nächsten an die Gestalt, daß er ein Mensch sei, und beim Himmel an den Ort gedacht, sind wir deswegen, wenn wir das WORT lasen, jemanden als tote Pferde erschienen? Der Lehrer sagte: Nein, ihr seid noch Knaben und könnt nicht anders, ich habe aber eine Begierde zu wissen und zu verstehen bei euch wahrgenommen, und weil diese geistig ist, so habt ihr auch geistig gedacht. Allein ich will zu dem vorigen, was ich gesagt, zurückkehren, daß nämlich wer materiell denkt, wenn er das WORT liest, oder über das WORT nachdenkt, von Ferne wie ein totes Pferd, wer aber geistig denkt, wie ein lebendiges Pferd erscheine, und daß derjenige materiell von Gott und von der Dreieinheit Gottes denkt, der bloß an die Person und nicht an das Wesen denkt; denn es gibt mehrere Eigenschaften des göttlichen Wesens, als die Allmacht, Allwissenheit, Allgegenwart, Barm- herzigkeit, Gnade, Ewigkeit und andere; und es gibt Eigenschaften, die aus dem göttlichen Wesen hervorgehen, nämlich die Schöpfung und Erhaltung, die Seligmachung und Erlösung, die Erleuchtung und Belehrung. Jeder nun, der bei Gott bloß an die Person denkt, macht drei Götter, und sagt, daß der eine Gott Schöpfer und Erhalter, der andere Seligmacher und Erlöser, und der dritte Erleuchter und Lehrer sei; jeder hingegen, der bei Gott an das Wesen denkt, macht Gott zu Einem, und sagt: Gott hat uns erschaffen und erhält uns, Er hat uns erlöst und macht uns selig, Er erleuchtet und unterrichtet uns. Daher kommt es, daß die, welche bei der Dreieinheit Gottes an die Person und somit materiell denken, in den Vorstellungen ihres Denkens, das materiell ist, aus dem einen Gott notwendig drei machen müssen, wobei sie jedoch wider ihr Denken gehalten werden zu sagen, daß jeder an allen Eigenschaften teilnehme, und dies einzig darum, weil sie wie durch einen Schleier bei Gott auch an Sein Wesen gedacht haben. Darum, meine Kinder! denket bei Gott an das Wesen und diesem gemäß an die Person, nicht aber an die Person und dieser gemäß an das Wesen; denn der Person gemäß sich das Wesen denken heißt, materiell auch vom Wesen denken, hingegen dem Wesen gemäß sich die Person denken heißt, geistig auch von der Person denken. Weil die alten Heiden materiell von Gott und auch von Gottes Eigenschaften dachten, so bildeten sie sich nicht nur drei, sondern mehr Götter bis gegen hundert. Wisset, daß das Materielle keinen Einfluß hat in das Geistige, sondern das Geistige in das Materielle. Ebenso ist es, wenn man sich den Nächsten bloß nach seiner Gestalt und nicht nach seinen Eigenschaften denkt, desgleichen wenn man sich den Himmel bloß nach dem Ort und nicht nach der Liebe und Weisheit denkt, durch die er Himmel ist. So verhält es sich mit allem und jedem, was im WORT steht; weswegen wer eine materielle Vorstellung von Gott und auch vom Nächsten und vom Himmel unterhält, in demselben nichts verstehen kann; das WORT ist ihm ein toter Buchstabe, und wenn er es liest oder über dasselbe nachdenkt, so erscheint er von Ferne wie ein totes Pferd. Die, welche ihr aus dem Himmel herabkommen sahet und die vor euren Augen wie zu toten Pferden wurden, waren solche, die das Auge der Vernunft bei sich und anderen durch den eigenen Grundsatz verschlossen hatten, daß man den Verstand gefangenneh- men müsse unter den Gehorsam ihres Glaubens, nicht bedenkend, daß der aus Religion verschlossene Verstand blind ist wie ein Maulwurf und bloß Fin- sternis in ihm ist, ja eine Finsternis, die alles geistige Licht von sich stößt, gegen den Einfluß vom Herrn und aus dem Himmel sich sträubt, und ihm im Fleischlich-Sinnlichen weit unter dem Gebiet der Vernunft in Glaubenssachen einen Riegel vorschiebt, das heißt, ihn neben die Nase setzt und in deren Knorpel festhält, aus dem er hernach die geistigen Dinge nicht einmal mehr riechen kann. Daher dann einige so geworden sind, daß sie in Ohnmacht fallen, sobald sie einen Geruch von geistigen Dingen empfinden; unter dem Geruch aber verstehe ich eine Wahrnehmung. Dies sind die, welche aus Gott drei machen; sie sagen zwar, daß dem Wesen nach Gott Einer sei, allein wenn sie ihrem Glauben gemäß beten, daß nämlich Gott der Vater Sich um des Sohnes willen erbarmen und den Heiligen Geist senden möchte, so machen sie offenbar drei Götter; sie können auch nicht anders; denn sie beten zu dem einen, daß er sich um des anderen willen erbarmen und den dritten senden möchte. Auf dieses lehrte sie ihr Lehrer vom Herrn, daß Er der eine Gott sei, in Dem die göttliche Dreieinheit ist.

  
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