Die Bibel

 

1 Mose 31

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1 Und es kamen vor ihn die Reden der Kinder Labans, daß sie sprachen: Jakob hat alle unsers Vaters Gut zu sich gebracht und von unsers Vaters Gut hat er solchen Reichtum zuwegegebracht.

2 Und Jakob sah an das Angesicht Labans; und siehe, es war nicht gegen ihn wie gestern und ehegestern.

3 Und der HERR sprach zu Jakob: Zeuch wieder in deiner Väter Land und zu deiner Freundschaft; ich will mit dir sein.

4 Da sandte Jakob hin und ließ rufen Rahel und Lea aufs Feld bei seine Herde

5 und sprach zu ihnen: Ich sehe eures Vaters Angesicht, daß es nicht gegen mich ist wie gestern und ehegestern; aber der Gott meines Vaters ist mit mir gewesen.

6 Und ihr wisset, daß ich aus allen meinen Kräften eurem Vater gedienet habe.

7 Und er hat mich getäuschet und nun zehnmal meinen Lohn verändert; aber Gott hat ihm nicht gestattet, daß er mir Schaden täte.

8 Wenn er sprach: Die bunten sollen dein Lohn sein, so trug die ganze Herde bunte. Wenn er aber sprach: Die sprenglichten sollen dein Lohn sein, so trug die ganze Herde sprenglichte.

9 Also hat Gott die Güter eures Vaters ihm entwandt und mir gegeben.

10 Denn wenn die Zeit des Laufs kam, hub ich meine Augen auf und sah im Traum, und siehe, die Böcke sprangen auf die sprenglichte, fleckichte und bunte Herde.

11 Und der Engel Gottes sprach zu mir im Traum: Jakob! Und ich antwortete: Hie bin ich.

12 Er aber sprach: Heb auf deine Augen und siehe, die Böcke springen auf die sprenglichte, fleckichte und bunte Herde; denn ich habe alles gesehen, was dir Laban tut.

13 Ich bin der Gott zu Bethel, da du den Stein gesalbet hast und mir daselbst ein Gelübde getan. Nun mach dich auf und zeuch aus diesem Lande und zeuch wieder in das Land deiner Freundschaft.

14 Da antwortete Rahel und Lea und sprachen zu ihm: Wir haben doch kein Teil noch Erbe mehr in unsers Vaters Hause.

15 Hat er uns doch gehalten als die Fremden; denn er hat uns verkauft und unsern Lohn verzehret.

16 Darum hat Gott unserm Vater entwandt seinen Reichtum zu uns und unsern Kindern: Alles nun, was Gott dir gesagt hat, das tue.

17 Also machte sich Jakob auf und lud seine Kinder und Weiber auf Kamele.

18 Und führete weg all sein Vieh und alle seine Habe, die er in Mesopotamien erworben hatte, daß er käme zu Isaak, seinem Vater, ins Land Kanaan.

19 (Laban aber war gegangen, seine Herde zu scheren.) Und Rahel stahl ihres Vaters Götzen.

20 Also stahl Jakob dem Laban zu Syrien das Herz damit, daß er ihm nicht ansagte, daß er floh.

21 Also floh er und alles, was sein war, machte sich auf und fuhr über das Wasser und richtete sich nach dem Berge Gilead.

22 Am dritten Tage ward es Laban angesagt, daß Jakob flöhe.

23 Und er nahm seine Brüder zu sich und jagte ihm nach sieben Tagereisen und ereilete ihn auf dem Berge Gilead.

24 Aber Gott kam zu Laban, dem Syrer, im Traum des Nachts und sprach zu ihm: Hüte dich, daß du mit Jakob nicht anders redest denn freundlich!

25 Und Laban nahete zu Jakob. Jakob aber hatte seine Hütte aufgeschlagen auf dem Berge; und Laban mit seinen Brüdern schlug seine Hütte auch auf auf dem Berge Gilead.

26 Da sprach Laban zu Jakob: Was hast du getan, daß du mein Herz gestohlen hast und hast meine Töchter entführet, als die durchs Schwert gefangen wären?

27 Warum bist du heimlich geflohen und hast dich weggestohlen und hast mir's nicht angesagt, daß ich dich hätte geleitet mit Freuden, mit Singen, mit Pauken und Harfen?

28 Und hast mich nicht lassen meine Kinder und Töchter küssen? Nun, du hast törlich getan.

29 Und ich hätte mit Gottes Hilfe wohl so viel Macht, daß ich euch könnte Übels tun; aber eures Vaters Gott hat gestern zu mir gesagt: Hüte dich, daß du mit Jakob nicht anders denn freundlich redest!

30 Und weil du denn ja wolltest ziehen und sehntest dich so fast nach deines Vaters Hause, warum hast du mir meine Götter gestohlen?

31 Jakob antwortete und sprach zu Laban: Ich fürchtete mich und dachte, du würdest deine Töchter von, mir reißen.

32 Bei welchem aber du deine Götter findest, der sterbe hie vor unsern Brüdern. Suche das Deine bei mir und nimm's hin. Jakob wußte aber nicht, daß sie Rahel gestohlen hatte.

33 Da ging Laban in die Hütte Jakobs und Leas und der beiden Mägde und fand nicht Und ging aus der Hütte Leas in die Hütte Rahels.

34 Da nahm Rahel die Götzen und legte sie unter die Streu der Kamele und setzte sich drauf. Laban aber betastete die ganze Hütte und fand nichts.

35 Da sprach sie zu ihrem Vater: Mein HERR, zürne nicht, denn ich kann nicht aufstehen gegen dir; denn es gehet mir nach der Frauen Weise. Also fand er die Götzen nicht wie fast er suchte.

36 Und Jakob ward zornig und schalt Laban und sprach zu ihm: Was habe ich mißgehandelt oder gesündiget, daß du so auf mich erhitzt bist?

37 Du hast allen meinen Hausrat betastet. Was hast du deines Hausrats funden? Lege das dar vor meinen und deinen Brüdern, daß sie zwischen uns beiden richten.

38 Diese zwanzig Jahre bin ich bei dir gewesen, deine Schafe und Ziegen sind nicht unfruchtbar gewesen; die Widder deiner Herde habe ich nie gegessen.

39 Was die Tiere zerrissen, brachte ich dir nicht, ich mußte es bezahlen; du fordertest es von meiner Hand, es wäre mir des Tages oder des Nachts gestohlen.

40 Des Tages verschmachtete ich vor Hitze und des Nachts vor Frost, und kam kein Schlaf in meine Augen.

41 Also habe ich diese zwanzig Jahre in deinem Hause gedienet, vierzehn um deine Töchter und sechs um deine Herde, und hast mir meinen Lohn zehnmal verändert.

42 Wo nicht der Gott meines Vaters, der Gott Abrahams, und die Furcht Isaaks auf meiner Seite gewesen wäre, du hättest mich leer lassen ziehen. Aber Gott hat mein Elend und Mühe angesehen und hat dich gestern gestraft.

43 Laban antwortete und sprach zu Jakob: Die Töchter sind meine Töchter und die Kinder sind meine Kinder und die Herden sind meine Herden, und alles, was du siehest, ist mein, was kann ich meinen Töchtern heute oder ihren Kindern tun, die sie geboren haben?

44 So komm nun und laß uns einen Bund machen, ich und du, der ein Zeugnis sei zwischen mir und dir.

45 Da nahm Jakob einen Stein und richtete ihn auf zu einem Mal.

46 Und sprach zu seinen Brüdern: Leset Steine auf. Und sie nahmen Steine und machten einen Haufen und aßen auf demselben Haufen.

47 Und Laban hieß ihn Jegar-Sahadutha; Jakob aber hieß ihn Gilead.

48 Da sprach Laban: Der Haufe sei heute Zeuge zwischen mir und dir (daher heißt man ihn Gilead)

49 und sei eine Warte, denn er sprach: Der HERR sehe darein zwischen mir und dir, wenn wir voneinander kommen,

50 wo du meine Töchter beleidigest oder andere Weiber dazu nimmst über meine Töchter. Es ist hie kein Mensch mit uns; siehe aber, Gott ist der Zeuge zwischen mir und dir.

51 Und Laban sprach weiter zu Jakob: Siehe, das ist der Haufe und das ist das Mal, das ich aufgerichtet habe zwischen mir und dir.

52 Derselbe Haufe sei Zeuge, und das Mal sei auch Zeuge, wo ich herüberfahre zu dir, oder du herüberfährest zu mir über diesen Haufen und Mal, zu beschädigen.

53 Der Gott Abrahams und der Gott Nahors und der Gott ihrer Väter sei Richter zwischen uns.

54 Und Jakob schwur ihm bei der Furcht seines Vaters Isaak. Und Jakob opferte auf dem Berge und lud seine Brüder zum Essen. Und da sie gegessen hatten, blieben sie auf dem Berge über Nacht.

55 Des Morgens aber stund Laban frühe auf, küssete seine Kinder und Töchter und segnete sie; und zog hin und kam wieder an seinen Ort.

   

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Himmlische Geheimnisse #4063

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4063. „Und er hörte die Reden der Söhne Labans, daß sie sprachen“, 1 Mose 31:1, bedeutet das Wahre des Guten, das durch Laban bezeichnet wird, wie es beschaffen sei in bezug auf das daraus erworbene Gute im Natürlichen vom Herrn.

Dies erhellt aus der Bedeutung der Söhne, insofern sie Wahrheiten sind, worüber Nr. 489, 491, 533, 1147, 2623, 3337, und aus der vorbildlichen Bedeutung Labans, insofern er das seitenverwandte Gute des gemeinsamen Stammes ist, worüber Nr. 3621, 3665, 3778, somit ein solches Gutes, das zur Einführung in echtes Gutes und Wahres dienen kann: Nr. 3974, 3982, 3986, hier, daß es gedient hat, denn es wird gehandelt von der Trennung derselben.

Daß Jakob die Reden gehört hat, schließt im inneren Sinn in sich, wie beschaffen sie waren in bezug auf das vom Herrn im Natürlichen erworbene Gute, wie aus dem nun Folgenden erhellen kann, denn es waren (Worte) des Unwillens, und sie sagten, Jakob habe alles genommen, was ihres Vaters sei, und Jakob sah auch das Angesicht Labans, daß es keineswegs war wie gestern und wie vorgestern.

Daß Jakob das Natürliche des Herrn vorbildet und im vorigen Kapitel das Gute des Wahren in demselben, sehe man Nr. 3659, 3669, 3775, 3829, 4009. Wie es sich mit dem unter Laban verstandenen Guten in bezug auf das Gute des Wahren, das durch Laban vorgebildet wird, verhält, kann aus dem, was 1. Mose Kapitel 30 gesagt und gezeigt worden ist, erhellen; dasselbe kann noch weiter durch den Zustand der Wiedergeburt beim Menschen erläutert werden, von dem auch im vorbildlichen Sinn hier gehandelt wird.

Wenn nämlich der Mensch wiedergeboren wird, dann wird er vom Herrn in einem sozusagen mittleren Guten gehalten. Dieses Gute dient zur Einführung von echtem Guten und Wahren. Nachdem aber solches Gute und Wahre eingeführt worden, wird jenes von demselben getrennt.

Jeder, der von der Wiedergeburt und vom neuen Menschen etwas weiß, kann begreifen, daß der neue Mensch ein völlig anderer ist als der alte, denn der neue Mensch befindet sich in der Neigung zu geistigen und zu himmlischen Dingen, denn diese machen seine Freude und Seligkeit aus, aber der alte Mensch ist in der Neigung zu weltlichen und irdischen Dingen, und diese sind seine Freude und Ergötzlichkeit. Daher hat der neue Mensch sein Absehen auf die Zwecke im Himmel, der alte Mensch aber auf die Zwecke in der Welt. Hieraus geht hervor, daß der neue Mensch ein völlig anderer ist und ganz verschieden vom alten. Damit aber der Mensch aus dem Zustande des alten Menschen in den des neuen gebracht werde, müssen die weltlichen Begierden abgelegt und die himmlischen Neigungen angenommen werden. Dieses geschieht durch zahllose Mittel, die dem Herrn allein bekannt sind und von denen mehrere auch den Engeln vom Herrn bekannt gemacht werden, aber nur wenige, wenn irgendwelche, den Menschen. Dennoch aber sind sie im ganzen und im einzelnen geoffenbart im inneren Sinn des Wortes.

Wenn daher der Mensch aus dem alten Menschen ein neuer,

d.h. wiedergeboren wird, so geschieht es nicht in einem Augenblick, wie einige glauben, sondern während mehrerer Jahre, ja während des ganzen Lebens des Menschen bis zu seinem Ende, denn seine Begierden müssen ausgerottet und himmlische Neigungen eingeflößt werden, und es muß dem Menschen ein Leben gegeben werden, das er früher nicht hatte, ja von dem er früher kaum etwas wußte. Wenn daher die Zustände seines Lebens so sehr verändert werden müssen, so muß er notwendig lange Zeit in einem gewissen mittleren Guten gehalten werden, nämlich in dem Guten, das sowohl an weltlichen als an himmlischen Neigungen teilnimmt, und wenn er nicht in diesem mittleren Guten gehalten wird, so nimmt er niemals das himmlisch Gute und Wahre an. Dieses mittlere Gute ist es, was durch Laban und dessen Herde bezeichnet wird (1 Mose 31:4). Doch wird der Mensch in diesem mittleren Guten nicht länger gehalten, als es zu seinem Nutzen dient. Wenn es aber gedient hat, dann wird es getrennt. Von dieser Trennung wird in diesem Kapitel gehandelt.

Daß es ein mittleres Gutes gibt, und daß es, nachdem es zu seinem Nutzen gedient hat, abgetrennt wird, kann aus den Veränderungen des Zustandes erhellen, die ein jeder Mensch von früher Kindheit an bis zum Greisenalter erfährt. Es ist bekannt, daß ein anderer Zustand des Menschen in seiner ersten Kindheit stattfindet, ein anderer in seiner Knabenzeit, ein anderer im Jünglingsalter, ein anderer im Mannesalter und ein anderer im Greisenalter. Es ist auch bekannt, daß der Mensch den Zustand der Kindheit mit seinen Spielen ablegt, wenn er in den Zustand des Knabenalters übergeht und dann wieder diesen (Zustand), wenn er in den des Jünglingsalters übergeht und diesen wieder, wenn er in den Zustand des Mannesalters übergeht und endlich diesen, wenn er in den Zustand des Greisenalters übergeht. Und wenn er es überlegt, kann es ihm auch bekannt sein, daß jedes Alter seine Freuden hat, und daß er durch diese allmählich in diejenigen eingeführt wird, die dem folgenden Alter angehören, und daß jene Freuden ihm gedient haben, um zu diesen zu gelangen und endlich zu dem freudigen Gefühl der Einsicht und Weisheit im Greisenalter.

Hieraus wird klar, daß das Frühere immer verlassen wird, wenn ein neuer Zustand des Lebens angenommen wird. Aber diese Vergleichung kann nur dazu dienen, um zu erkennen, daß die Lustreize (jucunda) die Mittel sind, und daß diese verlassen werden, wenn der Mensch in den nachfolgenden Zustand eintritt. Wenn aber ein Mensch wiedergeboren wird, dann wird sein Zustand ein völlig verschiedener von dem vorhergehenden, und zu demselben wird er nicht auf natürliche, sondern auf übernatürliche Weise vom Herrn geführt. Auch kommt niemand zu diesem Zustand, außer durch die Mittel der Wiedergeburt, die vom Herrn allein vorgesehen werden, somit durch das mittlere Gute, von dem die Rede war. Und wenn er zu einem solchen Zustand gebracht ist, daß er nicht mehr das Weltliche, Irdische und Körperliche zum Zweck hat, sondern das, was dem Himmlischen angehört, dann wird jenes mittlere Gute abgetrennt. Etwas zum Zwecke haben heißt, das eine mehr lieben als das andere.

1. Mose 31:1 4064.

  
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Übersetzung von J.F.I. Tafel, 1867-1869. Schlussredaktion Friedemann Horn, 1998.

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Himmlische Geheimnisse #3012

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3012. DES ERSTEN BUCHES MOSE 24. KAPITEL

1. Und Abraham, der Greis, war gekommen in die Tage, und Jehovah hatte den Abraham gesegnet in allem.

2. Und Abraham sprach zu seinem Knecht, dem ältesten seines Hauses, der verwaltete alles, was er hatte: lege doch deine Hand unter meine Hüfte.

3. Und ich will dich beschwören bei Jehovah dem Gott des Himmels und dem Gott der Erde, daß du nicht nehmest ein Weib für meinen Sohn von den Töchtern des Kanaaniters, in dessen Mitte ich wohne.

4. Sondern zu meinem Land und zu meiner Geburt sollst du gehen und nehmen ein Weib für meinen Sohn Jischak.

5. Da sprach zu ihm der Knecht: Vielleicht will das Weib nicht gehen mir nach zu diesem Land; soll ich wiederbringen, ja wiederbringen deinen Sohn zu dem Land, davon du ausgegangen bist?

6. Und Abraham sprach zu ihm: Hüte dich, daß du nicht meinen Sohn wiederbringest dorthin.

7. Jehovah, der Gott des Himmels, der mich genommen hat aus dem Hause meines Vaters und aus dem Land meiner Geburt, und der mir geredet und der mir geschworen hat, sprechend: deinem Samen will Ich geben dieses Land, derselbe wird senden Seinen Engel vor dir her, und du wirst nehmen ein Weib für meinen Sohn von dort.

8. Und wenn das Weib nicht will gehen dir nach, so bist du frei von dieser meiner Beschwörung, nur sollst du meinen Sohn nicht wiederbringen dorthin.

9. Da legte der Knecht seine Hand unter die Hüfte Abrahams, seines Herrn, und er schwur ihm ob diesem Wort.

10. Und der Knecht nahm zehn Kamele von den Kamelen seines Herrn und ging, und alles Gut seines Herrn in seiner Hand und stund auf und ging gen Aram Naharaim, zur Stadt des Nachor.

11. Da ließ er die Kamele niederknien von außerhalb der Stadt beim Wasserbrunnen, zur Zeit des Abends, zur Zeit, da ausgehen die Schöpfenden.

12. Und sprach: Jehovah, Gott meines Herrn Abraham, laß doch begegnen vor mir heute, und tue Barmherzigkeit an meinem Herrn Abraham.

13. Siehe, ich stehe oben an dem Wasserquell, und die Töchter der Männer der Stadt gehen aus, Wasser zu schöpfen.

14. Und es sei das Mädchen, zu dem ich sage: neige doch deinen Krug, daß ich trinke, und sie sagt: trinke und auch deine Kamele will ich tränken, dieselbe hast du bestimmt deinem Knecht Jischak; und daran will ich erkennen, daß du Barmherzigkeit getan hast an meinem Herrn.

15. Und es geschah, kaum hatte er ausgeredet, siehe, da kommt Rebecka heraus, die geboren war Bethuel, dem Sohne der Milkah, des Weibes Nachors, des Bruders Abrahams, und ihr Krug auf ihrer Schulter.

16. Und das Mädchen, von sehr gutem Ansehen, eine Jungfrau, und ein Mann hatte sie nicht erkannt, und sie stieg hinab zum Quell und füllte ihren Krug und stieg herauf.

17. Da lief der Knecht ihr entgegen und sprach: Laß mich doch ein wenig Wasser schlürfen aus deinem Krug.

18. Und sie sprach: Trinke, mein Herr; und sie eilte und ließ ihren Krug nieder auf ihre Hand und ließ ihn austrinken.

19. Und sie ließ ihn vollends austrinken und sagt: auch deinen Kamelen will ich schöpfen, bis sie vollends getrunken haben.

20. Und sie eilte und leerte ihren Krug in die Trinkrinne und lief abermals zum Brunnen um zu schöpfen, und schöpfte allen seinen Kamelen.

21. Und der Mann, sich ihrer verwundernd, sich enthaltend zu wissen, ob Jehovah hätte gelingen lassen seinen Weg oder nicht.

22. Und es geschah, als die Kamele vollends getrunken hatten, da nahm der Mann eine Spange von Gold, ein halber Sekel ihr Gewicht, und zwei Armbänder für ihre Hände, zehn (Sekel) Goldes ihr Gewicht.

23. Und sprach: Wes Tochter bist du? sage mir es doch an, ob das Haus deines Vaters für uns einen Ort hat zur Nachtherberge.

24. Und sie sprach zu ihm: die Tochter Bethuels bin ich, des Sohnes der Milkah, den sie geboren hat dem Nachor.

25. Und sie sprach zu ihm: auch Stroh, auch Futter, viel bei uns, auch einen Ort zur Nachtherberge.

26. Da neigte sich der Mann und beugte sich dem Jehovah.

27. Und sprach: Gesegnet sei Jehovah, der Gott meines Herrn Abraham, der nicht verlassen hat Seine Barmherzigkeit und Seine Wahrheit von meinem Herrn; (ich) auf dem Wege, geführt hat mich Jehovah in das Haus der Brüder meines Herrn.

28. Und das Mädchen lief, und sagte dem Hause ihrer Mutter an, gemäß diesen Worten.

29. Und Rebecka hatte einen Bruder, und sein Name war Laban, und Laban lief zu dem Mann hinaus zum Quell.

30. Und es geschah, wie er sah die Spange und die Armbänder auf den Händen seiner Schwester, und wie er hörte die Worte Rebeckas, seiner Schwester, sprechend: so hat geredet zu mir der Mann, da kam er zu dem Mann, und siehe, dieser stand bei den Kamelen beim Quell.

31. Und er sprach: komm, Gesegneter Jehovahs, warum stehst du draußen? und ich habe gefegt das Haus, und ein Ort ist für die Kamele.

32. Da kam der Mann ins Haus und löste die Kamele und gab Stroh und Futter den Kamelen und Wasser, zu waschen seine Füße, und die Füße der Männer, die mit ihm.

33. Und man legte ihm vor zu essen, und er sprach: ich esse nicht, bis ich geredet habe meine Worte; und er sprach: rede!

34. Und er sprach: der Knecht Abrahams bin ich.

35. Und Jehovah hat meinen Herrn sehr gesegnet und groß gemacht und ihm gegeben Schaf und Rindvieh und Silber und Gold und Knechte und Mägde und Kamele und Esel.

36. Und geboren hat Sarah, das Weib meines Herrn, einen Sohn meinem Herrn, nach ihrem Greisenalter, und er hat ihm gegeben, alles was er hat.

37. Und mein Herr hat mich beschworen, sprechend: du sollst nicht nehmen ein Weib für meinen Sohn von den Töchtern des Kanaaniters, in dessen Land ich wohne.

38. Nicht denn, zum Hause meines Vaters sollst du gehen und zu meiner Familie und nehmen ein Weib für meinen Sohn.

39. Und ich sprach zu meinem Herrn: vielleicht möchte das Weib nicht gehen mir nach.

40. Da sprach er zu mir: Jehovah, vor dem ich gewandelt habe, wird Seinen Engel mit dir senden und deinen Weg gelingen lassen, daß du nehmest ein Weib für meinen Sohn aus meiner Familie und vom Hause meines Vaters.

41. Dann wirst du frei sein von meiner Beschwörung, dieweil du gekommen bist zu meiner Familie; und wenn sie dir nicht geben, so wirst du frei sein von meiner Beschwörung.

42. Und ich kam heute zum Quell und sprach: Jehovah, Gott meines Herrn Abraham, wenn es Dir doch sei, gelingen zu lassen meinen Weg, darauf ich wandle,

43. siehe, ich stehe beim Wasserquell, und es geschehe, so das Jungfräulein herauskommt zu schöpfen, und ich spreche zu ihr: laß mich doch ein wenig Wasser trinken aus deinem Krug.

44. Und sagt sie zu mir: auch du trinke, und auch deinen Kamelen will ich schöpfen, die sei das Weib, das Jehovah bestimmt hat dem Sohne meines Herrn.

45. Ich hatte kaum ausgeredet zu meinem Herzen, siehe, da kommt Rebecka heraus, und ihr Krug auf ihrer Schulter, und sie stieg hinab zum Quell und schöpft; und ich sprach zu ihr: laß mich doch trinken.

46. Und eilends ließ sie ihren Krug von sich herab, und sprach: trinke, und auch deine Kamele will ich tränken; da trank ich, und auch die Kamele tränkte sie.

47. Und ich fragte sie und sprach: Wes Tochter bist du? und sie sprach: die Tochter Bethuels, des Sohnes Nachors, den ihm geboren hat Milkah. Und ich legte die Spange auf ihre Nase und die Armbänder auf ihre Hände.

48. Und ich neigte und beugte mich vor Jehovah, und ich segnete Jehovah, den Gott meines Herrn Abraham, der mich geführt hat auf den Weg der Wahrheit, zu nehmen die Tochter des Bruders meines Herrn für seinen Sohn.

49. Und nun, wenn ihr willens seid, Barmherzigkeit und Wahrheit zu tun an meinem Herrn, so saget es mir an; und wenn nicht, so saget es mir an, und ich will ausblicken zur Rechten oder zur Linken.

50. Da antwortete Laban und Bethuel und sprachen: von Jehovah ist ausgegangen das Wort, wir können nicht reden zu dir Böses oder Gutes.

51. Siehe, Rebecka ist vor dir, nimm und geh, und sie sei das Weib für den Sohn deines Herrn, wie geredet hat Jehovah.

52. Und es geschah, als der Knecht Abrahams ihre Worte hörte, da beugte er sich zur Erde vor Jehovah.

53. Und der Knecht zog hervor Gefäße von Silber und Gefäße von Gold und Kleider und gab der Rebecka; und Kostbarkeiten gab er ihrem Bruder und ihrer Mutter.

54. Und sie aßen und tranken, er und die Männer, die mit ihm, und blieben über Nacht und standen auf am Morgen, und er sprach: lasset mich zu meinem Herrn.

55. Und ihr Bruder und ihre Mutter sprach: es möge das Mädchen bei uns bleiben Tage etwa zehn, hernach magst du gehen.

56. Da sprach er zu ihnen: haltet mich nicht auf, und Jehovah hat gelingen lassen meinen Weg, lasset mich, daß ich gehe zu meinem Herrn.

57. Und sie sprachen: wir wollen das Mädchen rufen und fragen ihren Mund.

58. Und sie riefen Rebecka und sprachen zu ihr: willst du gehen mit diesem Mann? und sie sprach: ich will gehen.

59. Und sie entließen Rebecka, ihre Schwester, und deren Amme, und den Knecht Abrahams und seine Männer.

60. Und sie segneten Rebecka und sprachen zu ihr: Unsere Schwester, du sei zu tausenden von zehntausend, und es erbe dein Same das Tor deiner Hasser.

61. Da stand Rebecka auf, und ihre Mädchen, und ritten auf den Kamelen, und gingen dem Manne nach; und der Knecht nahm Rebecka und ging.

62. Und Jischak kam von Beerlachai roi, und er wohnte im Lande des Mittags.

63. Und Jischak ging aus zu sinnen im Felde um den Abend und erhob seine Augen und sah, und siehe, Kamele kommen.

64. Und Rebecka erhob ihre Augen und sah den Jischak, und fiel herab vom Kamel.

65. Und sprach zu dem Knecht: wer ist der Mann dort, der im Felde gehet, uns entgegen? Und der Knecht sprach: das ist mein Herr; da nahm sie den Schleier und bedeckte sich.

66. Und der Knecht erzählte dem Jischak alle Worte, die er getan.

67. Da führte sie Jischak ein in das Zelt Sarahs, seiner Mutter; und nahm Rebecka, und sie ward ihm zum Weib, und er liebte sie; und Jischak ward getröstet nach seiner Mutter.

INHALT

Beschrieben wird im inneren Sinn der ganze Gang (processus) der Verbindung des Wahren mit dem Guten im göttlich Vernünftigen des Herrn; in diesem Kapitel der Gang der Einweihung, die der Verbindung vorangeht: Jischak ist das Gute des Vernünftigen; Rebecka ist hier das Wahre, das dem Guten geweiht werden soll; Laban ist die Neigung zum Guten im natürlichen Menschen.

  
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Übersetzung von J.F.I. Tafel, 1867-1869. Schlussredaktion Friedemann Horn, 1998.