52. II. Man kann Gottes Allmacht, Allwissenheit und Allgegenwart nicht erkennen, wenn man nicht weiß, worin die Ordnung besteht, wenn man nicht weiß, dass Gott die Ordnung ist und dass er bei der Schöpfung eine Ordnung ins Ganze wie in alle Einzelheiten der Welt eingeführt hat.

Schon eine bloße Aufzählung wird zeigen, wie viele ungereimte Vorstellungen sich dadurch in die Gemüter einzelner Menschen und – auf dem Weg über die Neuerer – auch in die Kirche eingeschlichen haben, dass man die Ordnung nicht verstand, in die Gott das Weltall und alles einzelne darin erschaffen hat. Doch sei hier zunächst einmal durch eine Art Generaldefinition eröffnet, was unter der Ordnung zu verstehen ist: Die Ordnung ist die Beschaffenheit der Einrichtung, Bestimmung und Tätigkeit aller Teile, Substanzen oder Wesen, die die Form bilden, somit ein Zustand, dessen Vollkommenheit die Weisheit aus ihrer Liebe hervorbringt, beziehungsweise dessen Unvollkommenheit die Verkehrtheit der Vernunft aus ihrer Begierde ausbrütet. In dieser Definition werden Substanz, Form und Zustand genannt; unter der Substanz verstehen wir zugleich die Form, da jede Substanz auch eine Form aufweist, deren Beschaffenheit ihren Zustand darstellt und deren Vollkommenheit oder Unvollkommenheit aus der Ordnung folgt. Dies sind jedoch metaphysische Dinge, die so lange dunkel erscheinen müssen, wie sie nicht durch Beispiele beleuchtet werden, was im Folgenden geschehen soll.