Aus Swedenborgs Werken

 

Himmlische Geheimnisse #3796

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3796. „Und es geschah, als Jakob Rachel sah, die Tochter La-bans, des Bruders seiner Mutter“, 1 Mose 29:10, bedeutet die Erkennung der Neigung zu jenem Wahren, aus was für einem Ursprung.

Dies erhellt aus der Bedeutung von sehen, sofern es hier ist kennen, wie aus dem Zusammenhang klar wird und aus der vorbildlichen Bedeutung der Rachel, sofern sie ist die Neigung zum inwendigeren Wahren, wovon Nr. 3793. Die Tochter Labans, des Bruders seiner Mutter, deutet den Ursprung an, nämlich aus dem seitenverwandten Guten, das mit dem durch Rebecka, der Mutter Jakobs, vorgebildeten vernünftig Wahren brüderlich verbunden war.

Mit den Neigungen zum Wahren und Guten verhält es sich so: die echten Neigungen zum Wahren und Guten, die vom Menschen empfunden werden, sind alle aus göttlichem Ursprung, weil vom Herrn. Aber auf dem Weg, wenn sie niedersteigen, gehen sie in mannigfache und verschiedene Zweige auseinander und bilden sich dort neue Ansätze; denn so wie sie in unechte und ungehörige Neigungen und in Neigungen zum Bösen und Falschen beim Menschen einfließen, so gestalten sie sich verschieden. Sie stellen sich in der äußeren Form oft als den echten gleich dar, aber dennoch sind sie in der inwendigen Form so beschaffen. Das einzige Merkmal, woran sie erkannt werden können, ist der Zweck. Haben sie zum Zweck das eigene Ich oder die Welt, dann sind jene Neigungen unecht; haben sie aber zum Zweck das Beste des Nächsten, das Beste der Gesellschaft, das Beste des Vaterlandes, und noch mehr das Beste der Kirche und das Beste des Reiches des Herrn, sind sie echt; denn alsdann zielen sie auf den Herrn; denn der Herr ist in jenem Guten. Aber gleichwohl ist es nur Sache des Weisen, die Zwecke bei sich zu erkennen.

Zuweilen scheint es, als ob die Zwecke selbstisch seien, während sie es doch nicht sind, denn der Mensch ist von der Art, daß er im einzelnen auf sich selbst reflektiert, und zwar weil es so Sitte und Gewohnheit ist; wenn aber jemand die Zwecke bei sich erkennen will, so merke er nur auf den Lustreiz, den er in sich empfindet, wenn er gelobt und gerühmt wird und auf den Lustreiz, den er empfindet aus einer vom eigenen Ich getrennten Nutzleistung; wenn er diesen Lustreiz empfindet, dann ist er in einer echten Neigung. Er muß auch auf die verschiedenen Zustände merken, in denen er ist; denn die Zustände selbst machen das Innewerden sehr verschieden.

Dies kann der Mensch bei sich erforschen, aber bei anderen kann er es nicht; denn die Zwecke der Neigung eines jeden sind dem Herrn allein bekannt. Dies ist der Grund, warum der Herr gesagt hat: „Richtet nicht, auf daß ihr nicht gerichtet werdet, verdammt nicht, auf daß ihr nicht verdammt werdet“: Lukas 6:37; denn Tausende können in der gleichen Neigung in Ansehung des Wahren und Guten erscheinen, und doch ist ein jeder in der ungleichen in Ansehung des Ursprungs, d.h. des Zwecks.

Daß der Zweck es macht, daß die Neigung so ist, wie sie ist, nämlich echt oder unecht oder falsch, kommt daher, weil der Zweck das eigentliche Leben des Menschen ist, denn zu seinem Zweck hat der Mensch, was seinem Leben angehört, oder was gleich, was seiner Liebe angehört. Wenn das Beste des Nächsten, das allgemeine Beste, das Beste der Kirche und des Reichs des Herrn der Zweck ist, dann ist der Mensch seiner Seele nach im Reich des Herrn, also beim Herrn; denn das Reich des Herrn ist eben nur das Reich der Zwecke und Nutzleistungen zum Wohl des menschlichen Geschlechts: Nr. 3645. Die Engel selbst, die beim Menschen, sind eben nur in seinen Zwecken. In dem Maß wie der Mensch in einem solchen Zweck ist, in dem das Reich des Herrn ist, haben die Engel Freude an ihm und verbinden sich mit ihm als mit einem Bruder; inwiefern aber der Mensch im Selbstzweck ist, insoweit treten die Engel zurück und insoweit treten böse Geister von der Hölle herzu; denn in der Hölle regiert kein anderer Zweck.

Aus diesem kann erhellen, wieviel daran gelegen ist, daß man erforsche und wisse, aus was für einem Ursprung die Neigungen sind, die man nicht anderswoher kennen lernen kann als aus dem Zweck.

  
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Übersetzung von J.F.I. Tafel, 1867-1869. Schlussredaktion Friedemann Horn, 1998.

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Himmlische Geheimnisse #3793

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3793. „Da kam Rachel mit der Herde“, 1 Mose 29:9, bedeutet die Neigung zum inwendigeren Wahren, die der Kirche und der Lehre eigen ist.

Dies erhellt aus der vorbildlichen Bedeutung der Rachel, sofern sie bezeichnet die Neigung zum inwendigeren Wahren; und aus der Bedeutung der Herde, sofern sie ist die Kirche und auch die Lehre, wovon Nr. 3767, 3768, 3783. Auf daß man wisse, wie es sich verhält mit der vorbildlichen Bedeutung der Rachel, welche ist die Neigung zum inwendigeren Wahren und mit der von Leah welche ist die Neigung zum auswendigeren Wahren, soll es mit wenigem gesagt werden:

Das Natürliche, das durch Jakob vorgebildet wird, besteht aus dem Guten und Wahren, und in ihm, nämlich dem Natürlichen, wie in allem und jedem im Menschen, ja in der ganzen Natur muß eine Ehe des Guten und Wahren sein. Ohne die Ehe des Guten und Wahren wird nichts erzeugt; alles Erzeugnis und alle Wirkung kommt von daher.

Im Natürlichen beim Menschen, wenn er geboren wird, ist keine Ehe des Guten und Wahren, weil der Mensch allein nicht in die göttliche Ordnung geboren wird. Es ist zwar das Gute der Unschuld und Liebtätigkeit, das in der ersten Kindheit vom Herrn einfließt, aber es ist kein Wahres da, mit dem jenes Gute verknüpft werden könnte. Im fortschreitenden Alter wird dieses Gute, das in der Kindheit ihm vom Herrn eingeflößt worden ist, nach dem Inwendigeren hin eingezogen und dort vom Herrn bewahrt, damit durch dasselbe die Lebenszustände, welche er nachher annimmt, gemäßigt werden möchten. Daher kommt es, daß der Mensch ohne das Gute seiner Kindheit und des ersten Knabenalters ärger und wilder wäre als jedes wilde Tier.

Wenn nun dieses Gute der Kindheit einwärts gezogen wird, dann kommt an die Stelle desselben und tritt in das Natürliche des Menschen das Böse ein, mit dem sich das Falsche verknüpft, und es entsteht eine Verbindung und gleichsam eine Ehe des Bösen und Falschen bei ihm. Damit daher der Mensch selig werde, muß er wiedergeboren werden, das Böse muß entfernt und das Gute vom Herrn eingepflanzt werden, und nach Maßgabe des Guten, das er aufnimmt, wird ihm das Wahre eingepflanzt, auf daß eine Verknüpfung oder gleichsam eine Ehe des Guten und Wahren entstehe.

Dieses ist es, was durch Jakob und durch seine zwei Frauen, nämlich Rachel und Leah, vorgebildet wird. Jakob nimmt daher jetzt die Vorbildung des natürlich Guten und Rachel die Vorbildung des Wahren an. Weil aber alle Verbindung des Wahren mit dem Guten durch die Neigung geschieht, so ist es die Neigung zu dem mit dem Guten zu verknüpfenden Wahren, die Rachel vorbildet. Außerdem gibt es im Natürlichen wie im Vernünftigen ein Inwendigeres und ein Auswendigeres. Rachel bildet vor die Neigung zum inwendigeren Wahren, und Leah die Neigung zum auswendigeren Wahren. Laban, ihr Vater, bildet vor das Gute gemeinschaftlichen Stammes, aber, wie gesagt, das seitenverwandte, das dasjenige Gute ist, das in der Seitenlinie dem Wahren des Vernünftigen entspricht, welche Rebecka bezeichnet: Nr. 3012, 3013, 3077, daher bilden die Töchter aus jenem Guten die Neigungen im Natürlichen vor; denn diese sind wie die Töchter von jenem Guten als aus dem Vater, und weil jene Neigungen mit dem natürlich Guten verknüpft werden sollen, darum bilden sie die Neigung zum Wahren vor, die eine die Neigung zum inwendigeren Wahren, die andere die Neigung zum auswendigeren Wahren.

Mit der Wiedergeburt des Menschen in betreff seines Natürlichen verhält es sich ganz gleich wie mit Jakob und mit den zwei Töchtern Labans, Rachel und Leah. Wer nun das Wort hier nach seinem inneren Sinn sehen und begreifen kann, der sieht dieses Geheimnis ihm aufgedeckt, aber das kann kein anderer sehen, als wer im Guten und Wahren ist. Mögen die anderen immerhin in Sachen des sittlichen und bürgerlichen Lebens ein Innewerden haben und als verständig erscheinen, so können sie dennoch nichts derartiges bis zur Anerkennung sehen, denn sie wissen nicht, was gut und wahr ist, denn das Böse halten sie für gut und das Falsche für wahr. Daher stellt sich bei (ihnen) sogleich, wenn das Gute gesagt wird, die Vorstellung des Bösen, und wenn das Wahre gesagt wird, die Vorstellung des Falschen ein. Daher kommt es, daß sie nichts von dem, was im inneren Sinn enthalten ist, innewerden, sondern beim ersten Hören tritt Finsternis entgegen, welche das Licht auslöscht.

  
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Übersetzung von J.F.I. Tafel, 1867-1869. Schlussredaktion Friedemann Horn, 1998.