56. II. Wie die von Babylonien im anderen Leben beschaffen seien, kann niemand wissen, dem nicht vom Herrn gestattet ist, mit denen in der geistigen Welt zusammen zu sein; und weil mir dies erlaubt worden ist, so kann ich aus Erfahrung reden; denn ich habe sie gesehen, gehört und mit ihnen gesprochen. Jeder Mensch ist nach dem Tode in demselben Leben, in dem er in der Welt war. Dies kann nicht verändert werden, außer in Ansehung des Angenehmen, das Gegenstand der Liebe ist, und in Entsprechendes verwandelt wird, wie aus den zwei Abschnitten im Werk über »Himmel und Hölle« Nr. 470-490 erhellen kann. Ebenso nun das Leben derer, von denen jetzt die Rede ist. Dasselbe ist ganz so, wie es in der Welt war, nur mit dem Unterschied, daß nun das Verborgene ihres Herzens aufgedeckt wird, denn sie sind nun im Geiste, in dem das Innere ihrer Gedanken und Absichten sitzt, das sie in der Welt verborgen und mit einem heiligen Äußeren bedeckt hatten. Da nun jenes damals offenstand, so nahm man wahr, daß über die Hälfte von denen, die sich der Macht, den Himmel zu öffnen und zu verschließen, bedient hatten, gänzliche Gottesleugner sind. Weil aber in ihrer Seele das Herrschen sitzt, wie in der Welt, und dasselbe auf dem Grundsatz ruht, daß der Herr alle vom Vater Ihm gegebene Macht gehabt habe und diese auf Petrus, und nach der Amtsfolgeordnung auf die Häupter der Kirche übertragen worden sei, so bleibt mit ihrer Gottesleugnung noch das mündliche Bekenntnis des Herrn verbunden; doch auch dies nicht länger, als bis sie dadurch in einigem Herrschen sind. Die übrigen aber, die nicht Gottesleugner sind, sind so leer, daß sie vom geistigen Leben des Menschen, von den Heilmitteln, vom göttlich Wahren, das zum Himmel führt, und auch vom himmlischen Glauben und der himmlischen Liebe nichts wissen, und meinen, der Himmel könne jedem, wie er auch beschaffen sei, durch die Gnade des Papstes geschenkt werden.
Da in der geistigen Welt jeder dasselbe Leben lebt, das er in der Welt lebte, sodaß dabei, solange er noch nicht entweder im Himmel oder in der Hölle ist, gar kein Unterschied stattfindet, wie man es im Werk über »Himmel und Hölle« Nr. 453-480 finden kann; und da die geistige Welt, dem äußeren Schein nach, der natürlichen ganz ähnlich ist, Nr. 170-176, so haben sie auch dasselbe sittliche und dasselbe bürgerliche Leben, besonders denselben Gottesdienst; denn dieser wurzelt und bleibt hängen im Innersten des Menschen, und niemand kann nach dem Tode davon abgebracht werden, wenn er nicht im Guten aus dem Wahren, und im Wahren aus dem Guten ist.
Dies Volk aber, von dem hier die Rede ist, kann nicht so leicht, wie die übrigen Völker, von seinem Gottesdienst abgebracht werden, weil es nicht im Guten aus dem Wahren, noch weniger im Wahren aus dem Guten ist. Denn ihr Wahres ist, außer wenigem, das sie aber durch die Anwendung zum Herrschen verfälscht haben, nicht aus dem WORT, daher sie auch nichts Gutes haben, das nicht unecht wäre; denn wie das Wahre beschaffen ist, so wird auch das Gute. Dies ist gesagt worden, damit man wisse, daß der Gottesdienst dieses Volkes in der geistigen Welt dem, den es in der natürlichen Welt hatte, ganz ähnlich ist.
Nachdem ich dies vorausgeschickt habe, will ich nun auch einiges von ihrem Gottesdienst und von ihrem Leben anführen. Sie haben ein Synedrium 1
, das die Stelle des Synedriums oder Konsistoriums 2
zu Rom vertritt. In diesem kommen ihre Häupter zusammen, und beraten sich über verschiedenes, was ihre Religion betrifft, besonders wie der Pöbel in blindem Gehorsam gehalten und ihre Herrschaft erweitert werden könne. Der Ort dieses Synedriums ist in der Mittagsgegend neben der Morgengegend; allein keiner, der in der Welt Papst gewesen, und auch keiner, der Kardinal gewesen war, wagt es hineinzugehen, und zwar deswegen nicht, weil sie in der Welt die Macht des Herrn sich beigelegt hatten, und daher in ihren Seelen eine Art göttlichen Ansehens sitzt. Sobald sie daher sich daselbst zeigen, werden sie weggenommen, und zu ähnlichen in eine Wüste verstoßen. Diejenigen jedoch, die von rechtschaffener Gesinnung waren, und sich jener Macht bedient hatten, ohne sich im Glauben an dieselbe bestärkt zu haben, befinden sich hinter diesem Synedrium in einem dunklen Gewölbe. Eine andere Versammlung ist in der Abendgegend, in der Nähe der mitternächtlichen. Hier beschäftigt man sich damit, die leichtgläubige Menge in den Himmel einzulassen. Sie versammeln hier mehrere Gesellschaften um sich, die in verschiedenen äußerlichen Vergnügungen sind; in einigen wird gespielt, in anderen getanzt, in anderen macht man allerlei heitere und fröhliche Gesichter, in anderen unterhält man sich freundschaftlich, hier mit bürgerlichen, dort mit religiösen Gegenständen, dort mit Schäkereien, und so weiter. In irgendeine von diesen Gesellschaften, die mit seiner Neigung übereinstimmt, lassen sie nun jeden ihrer Schützlinge ein, und nennen dies den Himmel. Allein da diese Freuden äußerlich und nicht innerlich sind, so werden nach wenigen Stunden, die sie daselbst zugebracht, alle derselben überdrüssig, und gehen weg; und auf diese Weise werden auch viele vom Glauben an ihre Lehre von der Einlassung in den Himmel abgebracht.
Was insbesondere ihren Gottesdienst betrifft, so ist derselbe beinahe wie in der Welt. Er besteht wie in der Welt in Messen, die in einer Sprache gehalten werden, die den Geistern nicht gemeinsam, sondern aus hochtönenden Worten zusammengesetzt ist, die äußere Heiligkeit und Schauern erregen, und gar nicht verstanden werden. Sie beten ebenso die Heiligen an und stellen ihre Bilder aus, allein ihre Heiligen erscheinen nirgends; denn alle diejenigen von ihnen, die darauf ausgingen, als Gottheiten verehrt zu werden, sind in der Hölle; die übrigen, die nicht auf Verehrung ausgingen, befinden sich unter den gemeinen Geistern. Ihre Geistlichen wissen dies, denn sie suchen und finden dieselben, und schätzen sie darum gering; allein sie verbergen es dem Volk, damit dieselben immer noch als Schutzgötter, und sie, die Primaten selbst, die über das Volk herrschen, als Herrn des Himmels verehrt werden möchten. Sie vervielfältigen auch, wie in der Welt, die Kirchen und Klöster; sie scharren ebenso Schätze zusammen, und häufen Kostbarkeiten auf, und verbergen sie in Kellern; denn in der geistigen Welt befinden sich wie in der natürlichen Welt Kostbarkeiten, und zwar noch weit mehrere. Sie senden ebenso Mönche aus, um die Heiden zu ihrem Glauben zu bringen, und sie so ihrer Herrschaft zu unterwerfen. In der Regel haben sie auch Warttürme, die in der Mitte ihres Versammlungsortes aufgebaut sind, und durch die sie ihr Gesicht über alle benachbarten Länder erweitern können. Sie setzen sich auch auf verschiedene Weise und durch allerlei Künste in Gemeinschaft mit Nahen und Entfernten, schließen Bündnisse mit ihnen, und ziehen sie in ihr Interesse. Dies ist ihr Zustand im allgemeinen.
Insbesondere aber entziehen die meisten Häupter dieser Religion dem Herrn alle Macht, und eignen sie sich zu; und weil sie dies tun, so erkennen sie auch nichts Göttliches an. Gleichwohl lügen sie im Äußeren Heiligkeit, welche Heiligkeit aber an sich unheilig ist, weil in ihrem Inneren keine Anerkennung des Göttlichen ist. Daher kommt es, daß sie durch das heilige Äußere mit einigen Gesellschaften des untersten Himmels, und durch das unheilige Innere mit den Höllen Gemeinschaft haben, und so überall sind. Sie locken daher nicht nur die einfältigen guten Geister an sich, und geben ihnen Wohnungen neben sich, sondern versammeln auch die bösartigen, und stellen sie um ihre Kongregation herum; und so verbinden sie sich nicht nur durch die Einfältigen mit dem Himmel, sondern auch durch die Bösartigen mit der Hölle. Daher kommt es, daß sie abscheuliche Dinge unternehmen können, die sie von der Hölle aus zustande bringen; denn die einfältigen guten Geister, die im Untersten des Himmels sind, sehen nicht weiter, als bis zu äußerer Heiligkeit, und ihrer im Äußeren höchstheiligen Anbetung des Herrn, und da sie ihre Schandtaten nicht sehen, so sind sie ihnen günstig; darauf gründet sich ihr hauptsächlichster Schutz. Allein diese alle gehen gleichwohl mit dem Fortgang der Zeit von der äußeren Heiligkeit ab, und werden dann vom Himmel getrennt und in die Hölle geworfen.
Hieraus kann man einigemaßen abnehmen, wie die von Babylonien im anderen Leben beschaffen sind. Doch ich weiß, daß die, welche in der Welt sind, vom Zustand des Menschen nach dem Tode, und vom Himmel und der Hölle, keine oder nur eine nichtige und leere Idee haben, sich wundern werden, daß daselbst dergleichen Dinge vorhanden sein sollen. Allein daß der Mensch nach dem Tode ebensowohl Mensch sei, daß er wie in der Welt in Gesellschaft lebe, in Häusern wohne, Predigten in den Tempeln höre, seinen Verrichtungen nachgehe, und dieselben Dinge in dieser Welt sehe, wie in der früheren, die er verlassen hat, dies kann aus dem erhellen, was im Werk über »Himmel und Hölle« als Gesehenes und Gehörtes erzählt und gezeigt worden ist.
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