947. „Und er sprach zu mir: Versiegle nicht die Worte dieser Weissa- gung, denn die Zeit ist nahe“, Offenbarung 22:10, bedeutet, daß die Apokalypse nicht verschlossen sein werde, sondern aufgeschlossen werden solle, und daß dies notwendig am Ende der Kirche geschehe, damit einige selig werden.
Versiegle nicht die Worte dieser Weissagung bedeutet, daß die Apoka- lypse nicht verschlossen sein werde, sondern geöffnet werden solle, wovon nachher; weil die Zeit nahe ist, bedeutet, daß dies notwendig sei, damit einige selig werden; durch die Zeit wird der Zustand bezeichnet, Nr. 476, 562, hier der Zustand der Kirche, sofern er so beschaffen, daß jenes notwendig ist; nahe bedeutet notwendig, weil unter nahe nicht verstanden wird, nahe oder eine Nähe der Zeit, sondern eine Nähe des Zustandes, und die Nähe des Zustandes das Notwendige ist; daß nicht eine Nähe der Zeit verstanden wird, ist offenbar, da die Apokalypse zu Anfang des ersten Jahrhunderts geschrieben wurde, und die Ankunft des Herrn erst jetzt nach siebzehn Jahrhunderten erfolgte zur Zeit des Letzten Gerichts und der neuen Kirche, die hier verstanden werden unter: die Zeit ist nahe, und auch unter: was schnell geschehen muß: Offenbarung 22:6 und unter: Ich komme schnell: Offenbarung 22:7,20. Ganz so heißt es auch im ersten Kapitel, daß es schnell geschehen müsse: Offenbarung 1:1; und daß die Zeit nahe sei: Offenbarung 1:3 (man sehe hierüber Nr. 4. und 9), worunter ähnliches verstanden wird. Daß nicht ein Nahe oder eine Nähe der Zeit, sondern eine Nähe des Zustandes verstanden werde, ist nun noch ins Licht zu setzen. Das WORT in seinem bloß geistigen Sinn entlehnt nichts von Zeit- und Raumvorstellungen, weil Zeiten und Räume im Himmel zwar erscheinen wie Zeiten und Räume in der Welt, gleichwohl aber nicht daselbst sind, weshalb die Engel Zeiten und Räume, die dort Scheinbarkeiten sind, nicht anders messen können als durch Zustände, wie nämlich diese fortschreiten und sich verändern; woraus erhellen kann, daß in dem bloß geistigen Sinn unter schnell und nahe nicht verstanden wird ein Schnell und Nahe der Zeit, sondern ein Schnell und Nahe des Zu- standes. Es kann zwar scheinen, als ob dem nicht so wäre, weil bei den Men- schen in jeder Vorstellung ihres unteren Denkens, das bloß natürlich ist, etwas von Zeit und Raum ist, allein anders verhält es sich in der Vorstellung ihres oberen Denkens, in dem die Menschen sind, wenn sie die natürlichen, bürger- lichen, moralischen und geistigen Dinge, in dem inwendigeren Vernunftlicht betrachten. Denn dann fließt ein und erleuchtet das geistige Licht, das von Zeit und Raum unabhängig ist. Man kann dies, wenn man will, erfahren und so sich überzeugen, wenn man nur auf seine Gedanken acht gibt; und man wird sich dann auch überzeugen, daß es ein oberes und ein unteres Denken gibt, weil das einfache Denken sich nicht selbst beschauen kann, außer durch ein höheres Denken. Wenn der Mensch nicht ein oberes und unteres Denken hätte, so wäre er nicht Mensch, sondern ein unvernünftiges Tier.
Versiegle nicht die Worte dieser Weissagung bedeutet, die Apokalypse solle nicht verschlossen sein, sondern aufgeschlossen werden, weil versiegeln bedeutet verschließen, und somit nicht versiegeln bedeutet öffnen, und die Zeit ist nahe bedeutet, daß es notwendig sei; denn die Apokalypse ist ein versiegel- tes oder verschlossenes Buch, solange sie nicht ausgelegt ist; und unter den Worten dieser Weissagung werden, wie Nr. 944 gezeigt worden, die Wahr- heiten und Vorschriften der Lehre dieses vom Herrn aufgeschlossenen Buches verstanden. Daß dies notwendig sei am Ende der Kirche, damit einige selig würden, sehe man Nr. 9. Hieraus kann erhellen, daß durch die Worte: Versie- gle nicht die Worte dieser Weissagung, denn die Zeit ist nahe, bezeichnet wird, daß die Apokalypse nicht verschlossen sein werde, sondern aufge- schlossen werden müsse, und daß dies notwendig sei am Ende der Kirche, damit einige selig werden.