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1 Mose 1:11

Studie

       

11 Und Gott sprach: Die Erde lasse Gras hervorsprossen, Kraut, das Samen hervorbringe, Fruchtbäume, die Frucht tragen nach ihrer Art, in welcher ihr Same sei auf der Erde! Und es ward also.

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Wahre Christliche Religion # 35

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35. Ein denkwürdiges Erlebnis.

Einst dachte ich mit Erstaunen über die große Zahl von Menschen nach, welche die Schöpfung, das heißt alles unterhalb und oberhalb der Sonne, der Natur zuschreiben und jede neue Entdeckung voller Überzeugung für ein Werk der Natur erklären. Wenn man diese Menschen fragt, warum sie dergleichen der Natur und nicht Gott zuschreiben, obgleich sie doch zuweilen zusammen mit der christlichen Gemeinde bekennen, Gott habe die Natur geschaffen, obgleich sie also das Wahrgenommene mindestens ebenso gut Gott wie der Natur zuschreiben könnten, so antworteten sie mit verhaltener, beinahe unvernehmbarer Stimme: „Was ist Gott anderes als die Natur?“ Mit ihrer Ansicht über die Schöpfung des Weltalls aus der Natur – und diesen Unsinn halten sie gar für Weisheit – erwecken sie den Eindruck aufgeblasener Wichte. Auf alle, die die Erschaffung des Weltalls als ein Werk Gottes ansehen, blicken sie herab wie auf Ameisen, die auf dem Boden kriechen und sich an die gebahnten Wege halten, oder sie betrachten sie als Schmetterlinge, die durch die Luft flattern, und nennen ihre Lehren Träumereien, da sie sehen, was sie in Wirklichkeit nicht sehen. Dabei pflegen sie zu fragen: „Wer hat Gott je gesehen, wer aber sieht nicht die Natur?“ Während ich noch darüber staunte, stand plötzlich ein Engel an meiner Seite und sprach zu mir: „Worüber denkst du nach?“ Ich antwortete: „Über die große Zahl derer, die meinen, die Natur bestehe aus sich und sei deshalb die Schöpferin des Weltalls.“ Da sagte der Engel zu mir: „Die ganze Hölle setzt sich aus solchen zusammen. Sie heißen dort Satane und Teufel, Satane, wenn sie sich für die Natur bestärkt und infolgedessen Gott geleugnet haben, Teufel, wenn sie lasterhaft gelebt und auf diese Weise jeglichen Glauben an Gott aus ihren Herzen verbannt haben. Allein ich will dich zu den Versammlungsplätzen in der südwestlichen Gegend führen, wo sich derartige Geister befinden, die jedoch noch nicht in der Hölle sind.“ Bei diesen Worten ergriff er meine Hand und führte mich dorthin. Ich sah eine Anzahl kleiner Häuser, in denen sich die Versammlungsräume befanden, in der Mitte ein besseres, das sich als Wohnung des Vorstehers ausnahm. Es war aus pechschwarzen Steinen gebaut, die wie mit Glasplättchen überzogen waren. Diese verliehen ihm eine Art von Gold- und Silberschimmer, ähnlich wie Seleniten oder Marienglas. Hie und da waren auch glänzende Muschelschalen eingefügt. Wir begaben uns dorthin, klopften an, und alsbald öffnete jemand die Türe und hieß uns willkommen; der Betreffende lief sogleich zu einem Tisch, ergriff dort vier Bücher und sprach: „Diese vier Bücher enthalten die Weisheit, die heute in vielen Ländern Beifall findet.“ Und indem er die einzelnen Bücher bezeichnete, erklärte er: „Diesem Buch und seiner Weisheit huldigen viele in Frankreich, diesem da viele in Deutschland, dieses Buch findet einigen Beifall in Holland, dieses in England.“ Darauf fuhr er fort: „Wenn ihr gestattet, will ich diese vier Bücher vor euren Augen leuchten lassen.“ Und mit diesen Worten goss er die Glorie seines Rufes aus, dass sie sich ringsumher verbreitete, und alsbald erstrahlten die Bücher wie im Licht. Allein diese Erscheinung verflüchtigte sich vor unseren Augen sogleich wieder, und wir fragten ihn nun, woran er gegenwärtig arbeite. Er antwortete, er fördere jetzt gerade die Fragen der innersten Weisheit aus seinen Schätzen zutage, und zwar seien es kurz zusammen gefasst die folgenden: Erstens, ob die Natur dem Leben oder ob das Leben der Natur angehöre. Zweitens, ob der Mittelpunkt dem Umkreis oder der Umkreis dem Mittelpunkt angehöre. Drittens vom Mittelpunkte des Umkreises und des Lebens. Darauf ließ er sich wieder auf dem Sessel an seinem Tische nieder, wir aber sahen uns in seinem geräumigen Studierzimmer ein wenig um. Auf dem Tisch brannte ein Kerzenlicht, denn in den Raum drang nie der Schein der Sonne, sondern nur eine Art nächtliches Mondlicht. Zu meiner Verwunderung schien sich das von der Kerze ausgehende Licht zwar auszubreiten, aber es gab nur sehr wenig Helligkeit, weil es nicht geschnäuzt war. Während er schrieb, sahen wir Bilder von verschiedenen Gestalten vom Tische aus gegen die Wände fliegen, Bilder, die in dieser Mondscheinbeleuchtung wie schöne indische Vögel erschienen. Als wir aber die Türe öffneten, siehe, da zeigten sie sich im hellen Licht der Sonne als Nachtvögel mit netzförmigen Flügeln. Es waren nämlich Scheinwahrheiten, die durch die Begründungen zu Trugschlüssen wurden, die er scharfsinnig aneinander gereiht hatte. Nachdem wir dies gesehen hatten, traten wir an seinen Tisch und fragten ihn, was er nun schreibe. Er sagte: „Über den ersten Punkt, ob die Natur dem Leben oder ob das Leben der Natur angehöre.“ Und er bemerkte dazu, er könne beides begründen und zur Wahrheit machen. Da aber inwendig in dieser Frage etwas verborgen liege, vor dem er sich fürchte, habe er nur zu begründen gewagt, dass die Natur dem Leben angehöre, also aus dem Leben stamme, nicht aber dass das Leben der Natur angehöre, also aus der Natur stamme. Nun fragten wir ihn freundlich, was es denn sei, das sich in dem Problem verberge und das er fürchte. Er entgegnete, die Geistlichen könnten ihn als einen Naturalisten und Gottesleugner, die Laien aber als einen Mann von ungesundem Denken bezeichnen, weil Geistliche und Laien entweder einem blinden Glauben folgen oder mit den Augen derer sehen, die diesen Glauben begründen. Nun aber erklärten wir ihm, im Eifer für die Wahrheit ein wenig entrüstet: „Freund, da irrst du sehr. Du hast dich durch deine Gabe, scharfsinnig zu schreiben – darin besteht deine Weisheit – verführen lassen, und das heiße Verlangen, dir einen Namen zu machen, hat dich dazu verleitet zu begründen, was du selbst nicht glaubst. Weißt du denn nicht, dass der menschliche Geist über das Sinnliche, über das, was von den körperlichen Sinnen her in den Gedanken ist, erhoben werden kann, und dass er dann alles, was sich auf das Leben bezieht oben, alles, was sich auf die Natur bezieht hingegen unten sieht? Was ist das Leben anderes als Liebe und Weisheit, und was die Natur, als der Organismus, der sie aufnimmt und ihnen ermöglicht, ihre Wirkungen hervorzubringen und ihren Nutzen zu leisten? Wie könnten Leben und Natur auf andere Weise eins sein als so, dass das Leben die elementare Ursache und die Natur das Erscheinungsbild darstellen? Kann das Licht mit dem Auge, der Schall mit dem Ohr eins sein? Woher rühren deren Sinneswahrnehmungen, wenn nicht aus dem Leben, woher ihre Formen, wenn nicht aus der Natur? Was ist der menschliche Körper anderes als ein Organ des Lebens? Ist nicht alles in ihm bis zum einzelnen organisch dazu gebildet, um hervorzubringen, was die Liebe will und der Verstand denkt? Stammen nicht die körperlichen Organe aus der Natur, Liebe und Denken aber aus dem Leben? Und sind diese nicht vollständig verschieden voneinander? Wenn du deinen Scharfsinn noch ein wenig höher blicken lässt, wirst du erkennen, dass Neigung und Denken dem Leben angehören, und zwar die Neigung der Liebe, das Denken der Weisheit, beide aber dem Leben, da wie gesagt das Leben aus Liebe und Weisheit besteht. Spanne nun deine Denkkraft noch ein wenig stärker an, so wirst du auch erkennen, dass Liebe und Weisheit ohne einen Ursprung undenkbar wären, und dass dieser Ursprung die Liebe und Weisheit selbst – die absolute Liebe und Weisheit –, folglich das Leben selbst ist. Liebe, Weisheit und Leben aber sind Gott, von dem die Natur stammt.“

Danach sprachen wir mit ihm über die zweite Frage, nämlich ob der Mittelpunkt dem Umkreis oder ob der Umkreis dem Mittelpunkt angehöre. Wir fragten ihn, warum er dies zum Gegenstand seiner Untersuchung gemacht habe, und er antwortete: „Um über den Mittelpunkt und Umkreis der Natur und des Lebens, folglich über den Ursprung des einen und des anderen einen Schluss ziehen zu können.“ Als wir ihn nun nach seiner Ansicht darüber befragten, gab er die gleiche Antwort wie früher, nämlich dass er beides begründen könne, jedoch aus Furcht vor dem Verlust seines guten Rufes nur begründe, dass der Umkreis dem Mittelpunkt angehöre, das heißt aus dem Mittelpunkt entstanden sei, „obwohl“ – so fügte er hinzu –, „ich weiß, dass schon vor der Sonne etwas da war, und zwar allenthalben verstreut im Umkreis, und dass dies von selbst in eine Ordnung und so in einen Mittelpunkt zusammen floss.“ Dies brachte uns wiederum in jenen Eifer des Unwillens, und wir sagten zu ihm: „Freund, du redest Unsinn!“ Als er dies hörte, zog er seinen Stuhl vom Tisch zurück und blickte uns scheu an. Er hörte uns zwar zu, als wir fortfuhren, jedoch mit einem ungläubigen Lächeln. Wir aber sagten: „Was ist unsinniger als die Behauptung, der Mittelpunkt entstamme dem Umkreis? Wir verstehen unter deinem Mittelpunkt die Sonne und unter deinem Umkreis das Weltall. Mit anderen Worten: deiner Meinung nach ist das Weltall ohne Sonne entstanden. Aber aus der Sonne geht ja doch die Natur mit allen ihren Eigenschaften hervor! Hängt nicht alles in der Natur einzig vom Licht und von der Wärme ab, die aus der Sonne hervorströmen und die verschiedenen Atmosphären durchdringen? Wo waren Licht und Wärme vorher? Doch wollen wir in der folgenden Erörterung erklären, woher sie stammen. Die Atmosphären und alles, was sich auf der Erde findet, bildet es nicht gleichsam die Oberfläche, während die Sonne den gemeinsamen Mittelpunkt darstellt? Was wäre dies alles ohne die Sonne, könnte es auch nur einen Augenblick bestehen? Was waren also alle diese Dinge vor der Sonne? Konnten sie überhaupt entstehen? Ist nicht vielmehr das Bestehen ein fortwährendes Entstehen? Wenn nun das Bestehen aller Dinge der Natur von der Sonne herrührt, so folgt daraus, dass sie von ihr auch Entstehen haben. Jeder sieht und erkennt dies aus eigener Anschauung.

Entsteht und besteht nicht alles Spätere aus einem Früheren? Wäre nun der Umkreis das Frühere, der Mittelpunkt das Spätere, hieße das nicht, dass ein Früheres durch ein Späteres bestünde, und wäre dies nicht gegen die Gesetze der Ordnung? Wie sollte das Spätere Früheres hervorbringen können, wie das Äußere etwas Inneres oder das Gröbere etwas Feineres? Wie könnten also die Oberflächen, die den Umkreis darstellen, ihren eigenen Mittelpunkt hervorbringen? Wer sieht nicht, dass dies gegen alle Naturgesetze verstieße? Wir haben diese Argumente einer vernunftgemäßen Betrachtungsweise angeführt, um zu beweisen, dass der Umkreis aus dem Mittelpunkt entsteht, und nicht umgekehrt, was freilich jeder richtig denkende Mensch auch ohne diese Beweise zu sehen vermag. Du sagtest, der Umkreis sei von selbst in den Mittelpunkt zusammengeflossen. So floss er also aus bloßem Zufall in jene wundervolle, Staunen erregende Ordnung zusammen, nach der stets das eine um des anderen, alles aber um des Menschen und seines ewigen Lebens willen da ist? Kann sich die Natur – auf Grund irgendeiner Art von Liebe und durch irgendeine Art von Weisheit – selbst Ziele setzen, Grundgedanken hervorbringen und so Vorsorge für eine entsprechende Umsetzung tragen, damit alles in der rechten Ordnung entstehe? Kann sie aus Menschen Engel und aus den Engeln einen Himmel bilden? Kann sie bewirken, dass die Himmlischen ewig fortleben? Nimm dies einmal an und denke darüber nach, dann wird deine Vorstellung von der Entstehung der Natur aus der Natur dahinschwinden.“

Danach fragten wir ihn, was er gedacht habe, beziehungsweise was er jetzt denke über seinen dritten Lehrsatz vom Mittelpunkt und vom Umkreis der Natur und des Lebens. Und zwar wollten wir wissen, ob er glaube, Mittelpunkt und Umkreis des Lebens seien identisch mit dem Mittelpunkt und Umkreis der Natur. Er antwortete, er wisse es nicht recht, früher habe er jedoch gedacht, die innere Tätigkeit der Natur sei das Leben, Liebe und Weisheit aber, die das Wesentliche des menschlichen Lebens darstellen, stammten daher, und das Feuer der Sonne bringe es durch seine Wärme und sein Licht mittels der Atmosphären hervor. Nun aber habe ihn, was er vom Leben des Menschen nach dem Tod gehört, in Ungewissheit gestürzt, eine Ungewissheit, die seinen Geist bald nach oben, bald nach unten treibe. Geschehe ihm das erstere, so erkenne er einen Mittelpunkt an, von dem er früher nichts gewusst habe, geschehe ihm das letztere, so sehe er nur den Mittelpunkt, den er bis dahin für den einzigen gehalten habe. Nun aber nehme er wahr, dass das Leben aus jenem Mittelpunkt stamme, dessen Kenntnis sich ihm früher entzogen habe, die Natur aber aus dem Mittelpunkt, der ihm bisher als einziger erschienen sei, und dass jeder der beiden Mittelpunkte seinen Umkreis besitze.

Dies hießen wir gut, doch ermahnten wir ihn, er solle vom Mittelpunkt und Umkreis des Lebens aus auf den Mittelpunkt und Umkreis der Natur blicken, nicht jedoch umgekehrt. Und nun unterrichteten wir ihn, dass am Himmel der Engel eine Sonne scheine, die aus reiner Liebe bestehe, ihrer Erscheinung nach feurig wie die Sonne der Welt, und dass die ihr entströmende Wärme Engeln wie Menschen Willen und Liebe schenke, während ihnen aus ihrem Licht Verstand und Weisheit zuflössen. Was von dieser Sonne komme, werde geistig genannt, was hingegen aus der Sonne der Welt hervorgehe, habe lediglich die Aufgabe, das Leben zusammenzuhalten und aufzubewahren, und heiße natürlich. Der Umkreis des Lebens-Mittelpunktes heiße die geistige Welt, der Umkreis des Natur-Mittelpunktes die natürliche Welt. Jede dieser Welten bestehe durch ihre eigene Sonne. Da man nun der Liebe und Weisheit nicht Raum und Zeit zuschreiben könne, sondern nur Zustände, so folge, dass der Umkreis um die Sonne des Engelshimmels keine Ausdehnung besitze, wenngleich er sich innerhalb des Bereichs der natürlichen Sonne befinde, und zwar bei allen lebendigen Wesen in diesem Bereiche je nach ihrer Aufnahme. Die Aufnahme aber richte sich nach den Formen und Zuständen.

Nun fragte er aber, woher denn das Feuer der Sonne der Welt oder der Natur stamme. Wir antworteten, aus der Sonne des Engelshimmels, die nicht aus Feuer, sondern aus göttlicher Liebe bestehe, die unmittelbar von Gott ausgehe, der sich in ihrer Mitte befinde. Da er sich darüber wunderte, wiesen wir es ihm auf folgende Weise nach: „Die Liebe ist ihrem Wesen nach geistiges Feuer. Darum bedeutet im geistigen Sinn des göttlichen Wortes das Feuer die Liebe, und darum beten auch die Geistlichen in den Kirchen, himmlisches Feuer, also Liebe, möge die Herzen aller erfüllen. Und bei den Israeliten vergegenwärtigten das Altarfeuer und die Flammen des siebenarmigen Leuchters in der Stiftshütte nichts anderes als die göttliche Liebe. Auch die Wärme des Blutes, die Lebenswärme bei Mensch und Tier hat keinen anderen Ursprung als die Liebe, die ihr Leben darstellt. Darum kann man auch beobachten, wie der Mensch entbrennt und erglüht oder sich entflammt, wenn seine Liebe in Eifer gerät oder zu Zorn und Grimm aufgestachelt wird. Eben daraus, dass die geistige Wärme, also die Liebe, beim Menschen eine entsprechende natürliche Wärme hervorbringt, sein Antlitz und seine Glieder erwärmt und entflammt, lässt sich entnehmen, dass das Feuer der natürlichen Sonne seinen Ursprung in dem Feuer der geistigen Sonne haben muss, das heißt in der göttlichen Liebe. Aus alledem ist offenbar, dass das Weltall von Gott erschaffen worden ist, denn wie wir zuvor sagten, der Umkreis entsteht aus seinem Mittelpunkt und nicht umgekehrt, und der Mittelpunkt des Lebens, die Sonne des Engelshimmels, ist die Liebe, die unmittelbar aus Gott hervorgeht, der sich in der Mitte dieser Sonne befindet. Aus diesem Mittelpunkt stammt jener Umkreis, der die geistige Welt heißt, und ihm ist auch die Entstehung der Weltensonne zuzuschreiben, deren Umkreis die natürliche Welt ist.“

Als wir nun auf brachen, begleitete er uns bis vor den Hof seines Hauses und sprach dabei aus neu erlangtem Scharfsinn mit uns über Himmel und Hölle und über die göttliche Vorsehung.

  
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