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Hesekiel 44

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1 Und er führte mich zurück des Weges zum äußeren Tore des Heiligtums, welches gegen Osten sah; und es war verschlossen.

2 Und Jehova sprach zu mir: Dieses Tor soll verschlossen sein; es soll nicht geöffnet werden, und niemand soll durch dasselbe eingehen; weil Jehova, der Gott Israels, durch dasselbe eingezogen ist, so soll es verschlossen sein.

3 Was den Fürsten betrifft, er, der Fürst, soll darin sitzen, um zu essen vor Jehova; auf dem Wege der Torhalle soll er hineingehen, und auf demselben Wege soll er hinausgehen.

4 Und er brachte mich auf dem Wege des Nordtores vor das Haus; und ich sah: und siehe, die Herrlichkeit Jehovas erfüllte das Haus Jehovas; und ich fiel nieder auf mein Angesicht.

5 Und Jehova sprach zu mir: Menschensohn, richte dein Herz darauf, und sieh mit deinen Augen und höre mit deinen Ohren alles, was ich mit dir rede betreffs aller Satzungen des Hauses Jehovas und betreffs aller seiner Gesetze; und richte dein Herz auf den Eingang des Hauses samt allen Ausgängen des Heiligtums.

6 Und sprich zu den Widerspenstigen, zu dem Hause Israel: So spricht der Herr, Jehova: Laßt es genug sein an allen euren Greueln, Haus Israel!

7 Indem ihr Söhne der Fremde, unbeschnitten am Herzen und unbeschnitten am Fleische, hineinführtet, um in meinem Heiligtum zu sein, mein Haus zu entweihen, wenn ihr meine Speise, Fett und Blut, darbrachtet, so daß sie meinen Bund brachen zu allen euren Greueln hinzu.

8 Und ihr habt der Hut meiner heiligen Dinge nicht gewartet, sondern habt sie euch zu Wärtern meiner Hut gesetzt in meinem Heiligtum. -

9 So spricht der Herr, Jehova: Kein Sohn der Fremde, unbeschnitten am Herzen und unbeschnitten am Fleische, von allen Söhnen der Fremde, welche inmitten der Kinder Israel sind, soll in mein Heiligtum kommen.

10 Wahrlich, die Leviten, die sich von mir entfernt haben bei der Verirrung Israels, welches von mir abgeirrt ist, seinen Götzen nach, sie sollen ihre Missetat tragen;

11 aber sie sollen in meinem Heiligtum Diener sein, als Wachen an den Toren des Hauses und als Diener des Hauses; sie sollen das Brandopfer und das Schlachtopfer für das Volk schlachten, und sie sollen vor ihnen stehen, um ihnen zu dienen.

12 Weil sie ihnen vor ihren Götzen gedient haben und dem Hause Israel ein Anstoß zur Verschuldung gewesen sind, darum habe ich meine Hand wider sie erhoben, spricht der Herr, Jehova, daß sie ihre Missetat tragen sollen.

13 Und sie sollen mir nicht nahen, um mir den Priesterdienst auszuüben, und um allen meinen heiligen Dingen, den hochheiligen, zu nahen; sondern sie sollen ihre Schmach und ihre Greuel tragen, die sie verübt haben.

14 Und ich werde sie zu Wärtern der Hut des Hauses machen, für all seinen Dienst und für alles, was darin verrichtet wird.

15 Aber die Priester, die Leviten, die Söhne Zadoks, welche der Hut meines Heiligtums gewartet haben, als die Kinder Israel von mir abirrten, sie sollen mir nahen, um mir zu dienen, und sollen vor mir stehen, um mir das Fett und das Blut darzubringen, spricht der Herr, Jehova.

16 Sie sollen in mein Heiligtum kommen, und sie sollen meinem Tische nahen, um mir zu dienen, und sollen meiner Hut warten. -

17 Und es soll geschehen, wenn sie zu den Toren des inneren Vorhofs eingehen, sollen sie leinene Kleider anziehen; aber Wolle soll nicht auf sie kommen, wenn sie in den Toren des inneren Vorhofs und gegen das Haus hin dienen.

18 Leinene Kopfbunde sollen auf ihrem Haupte sein, und leinene Beinkleider an ihren Lenden; sie sollen sich nicht in Schweiß gürten.

19 Und wenn sie in den äußeren Vorhof hinausgehen, in den äußeren Vorhof zum Volke, so sollen sie ihre Kleider, in welchen sie gedient haben, ausziehen in die heiligen Zellen niederlegen, und sollen andere Kleider anziehen, damit sie nicht das Volk mit ihren Kleidern heiligen.

20 Und sie sollen weder ihr Haupt kahl scheren, noch auch das Haar frei wachsen lassen; sie sollen ihr Haupthaar schneiden.

21 Und kein Priester soll Wein trinken, wenn sie in den inneren Vorhof gehen.

22 Und eine Witwe und eine Verstoßene sollen sie sich nicht zu Weibern nehmen; sondern Jungfrauen vom Samen des Hauses Israel und die Witwe, welche von einem Priester Witwe geworden ist, mögen sie nehmen.

23 Und sie sollen mein Volk den Unterschied lehren zwischen Heiligem und Unheiligem, und sollen ihm den Unterschied kundtun zwischen Unreinem und Reinem.

24 Und über Streitsachen sollen sie zum Gericht dastehen, nach meinen Rechten sollen sie richten; und sie sollen meine Gesetze und meine Satzungen bei allen meinen Festen beobachten und meine Sabbathe heiligen.

25 Und keiner soll zu dem Leichnam eines Menschen gehen, daß er unrein werde; nur allein wegen Vater und Mutter, und wegen Sohn und Tochter, wegen eines Bruders und wegen einer Schwester, die keines Mannes gewesen ist, dürfen sie sich verunreinigen.

26 Und nach seiner Reinigung soll man ihm sieben Tage zählen;

27 und an dem Tage, da er in das Heiligtum, in den inneren Vorhof, hineingeht, um im Heiligtum zu dienen, soll er sein Sündopfer darbringen, spricht der Herr, Jehova. -

28 Und dies soll ihr Erbteil sein: ich bin ihr Erbteil; und ihr sollt ihnen kein Besitztum in Israel geben: ich bin ihr Besitztum.

29 Das Speisopfer und das Sündopfer und das Schuldopfer, die sollen sie essen; und alles Verbannte in Israel soll ihnen gehören.

30 Und das Erste aller Erstlinge von allem, und alle Hebopfer von allem, von allen euren Hebopfern sollen den Priestern gehören; und die Erstlinge eures Schrotmehls sollt ihr dem Priester geben, damit Segen auf deinem Hause ruhe.

31 Kein Aas noch Zerrissenes vom Gevögel und vom Vieh sollen die Priester essen.

   

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Hosea 4:9

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9 Und so wird, wie das Volk, der Priester sein, und ich werde ihre Wege an ihnen heimsuchen und ihre Handlungen ihnen vergelten;

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Wahre Christliche Religion # 506

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506. Das vierte Erlebnis: In der geistigen Welt erschienen mir zwei Herden. Die eine bestand aus Ziegenböcken, die andere aus Schafen. Ich wunderte mich, wer sich dahinter verbergen möchte, wusste ich doch, dass die Tiere, die einem in der geistigen Welt erscheinen, nicht Tiere, sondern Entsprechungen der Neigungen und der daraus hervorgehenden Gedanken der dort Lebenden sind. So trat ich näher hinzu, und dabei verschwanden die Tiergestalten und statt ihrer erschienen Menschen. Offenkundig handelte es sich aber bei denen, die sich als Ziegenböcke zeigten, um Geister, die sich auf die Lehre von der Rechtfertigung durch den bloßen Glauben versteiften, während diejenigen, die ich als Schafherde sah, Geister waren, die in der Welt geglaubt hatten, Nächstenliebe und Glaube ebenso wie das Gute und Wahre seien eins.

Nun sprach ich zunächst mit denen, die unter dem Bild der Ziegenböcke erschienen waren und fragte sie: „Warum seid ihr hier in dieser Weise versammelt?“ Die meisten von ihnen gehörten zum geistlichen Stand und hatten sich des Rufes der Gelehrsamkeit erfreut, weil sie die Geheimnisse der Rechtfertigung durch den bloßen Glauben kannten. Sie antworteten, sie seien versammelt, um ein Kirchenkonzil abzuhalten, da ihnen zu Ohren gekommen sei, dass der Ausspruch des Paulus, Römer 3:28, „so halten wir denn dafür, dass der Mensch gerecht werde durch den Glauben, ohne die Werke des Gesetzes“ nicht recht verstanden werde, nämlich so, als ob Paulus hier unter dem Glauben nicht den Glauben der heutigen Kirche verstanden habe, der ein Glaube an drei göttliche Personen von Ewigkeit ist, sondern den Glauben an den Herrn, unseren Gott und Heiland Jesus Christus, und dass er unter den Werken des Gesetzes nicht die Werke der Zehn Gebote, sondern des Mosaischen Gesetzes verstanden habe, das für die Juden galt. Und nun werde ihnen der Vorwurf gemacht, aus ihrer falschen Auslegung jener wenigen Wörter seien die beiden ungeheuren Irrtümer hervorgegangen, wonach die genannte Paulusstelle sich auf den Glauben der heutigen Kirche und auf die Werke der Zehn Gebote beziehe. Paulus habe aber nicht diese darunter verstanden, sondern eben die Werke des Mosaischen Gesetzes, das für die Juden galt, dies gehe deutlich aus seinen Worten gegenüber Petrus hervor, dem er den Vorwurf der Judaisierung machte, dass er sich nämlich nach jüdischen Gesetzen richte, während er doch wusste, dass niemand durch die Werke des Gesetzes gerechtfertigt werde, sondern durch den Glauben Jesu Christi (Galater 2:14-16). Der Glaube Jesu Christi ist aber der Glaube an ihn und durch ihn (man lese darüber oben in Nr. 338 nach). Weil nun Paulus unter den Werken des Gesetzes die Werke des Mosaischen Gesetzes verstand, darum unterschied er zwischen dem Gesetz des Glaubens und dem Gesetz der Werke, zwischen Juden und Heiden bzw. Beschneidung und Vorhaut. Die Beschneidung bedeutet aber hier wie überall den Judaismus, und Paulus schließt auch jene Stelle mit den Worten: „Heben wir also durch den Glauben das Gesetz auf? Dies sei ferne! Vielmehr befestigen wir das Gesetz.“ All dies sagt er in einem und demselben Zusammenhang, Römer 3:27-31. Ebenso sagt er denn auch im vorhergehenden Kapitel: „Nicht die Hörer des Gesetzes werden von Gott gerechtfertigt werden, sondern die Täter des Gesetzes werden gerechtfertigt werden.“ (Römer 2:13), und ferner: „Gott wird einem jeden vergelten nach seinen Werken.“ (ebenda Römer 2:6), oder aber: „Wir alle müssen offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi, damit ein jeglicher empfange, was er durch den Leib getan hat, es sei gut oder böse.“ (2 Korinther 5:10) Ähnlich lauten viele andere Stellen in seinen Schriften, woraus hervorgeht, dass auch Paulus den Glauben ohne gute Werke verworfen hat, gerade so wie Jakobus in seinem Brief, Kapitel Jakobus 2:17-26.

Sie sagten: „Wir sind in unserer Meinung, dass Paulus die Werke des Mosaischen Gesetzes meinte, das für die Juden galt, noch weiter durch den Umstand bestärkt worden, dass bei Moses alle den Juden gegebenen Satzungen Gesetz, also Werke des Gesetzes genannt werden, was wir aus folgendem ersahen:

‚Dies ist das Gesetz der Speisopfer.‘ (3 Mose 6:14-23) ‚Dies ist das Gesetz des Brandopfers, des Speiseopfers, des Sünd- und Schuldopfers und des Füllopfers.‘ (ebenda 3 Mose 7:37) ‚Dies ist das Gesetz vom Vieh und Vogel.‘ (ebenda 3 Mose 11:46 ff.) ‚Dies ist das Gesetz für die, so ein Männliches oder ein Weibliches geboren hat.‘ (ebenda 3 Mose 12:7) ‚Dies ist das Gesetz vom Aussatz.‘ (ebenda 3 Mose 13:59; 14:2, 32, 54, 57) ‚Dies ist das Gesetz des mit dem Flusse Behafteten.‘ (ebenda 3 Mose 15:32) ‚Dies ist das Gesetz über die Eifersucht.‘ (4 Mose 5:29 f.) ‚Dies ist das Gesetz des Nasiräers.‘ (ebenda 4 Mose 6:13, 21) ‚Dies ist das Gesetz der Reinigung.‘ (ebenda 4 Mose 19:14) ‚Dies ist das Gesetz von der roten Kuh.‘ (ebenda 4 Mose 19:2) ‚Das Gesetz für den König.‘ (5 Mose 17:15-19) Tatsächlich heißt das ganze Buch des Mose das Buch des Gesetzes (5 Mose 31:9, 11 f. 26 sowie Lukas 2:22; 24:44; Johannes 1:46; 7:22 f.; Johannes 8:5)“ Dem fügten die Betreffenden noch bei, sie hätten bei Paulus gesehen, dass man nach dem Gesetz der Zehn Gebote leben müsse und dass das Gesetz durch Liebe erfüllt werde (Roemer 13:8-11), und ferner sage Paulus, „nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei, die größte unter ihnen aber ist die Liebe.“ (1 Korinther 13:13) – also nicht der Glaube.

Dies sei die Lehre, zu deren Besprechung sie zusammengerufen worden seien. Um sie nicht zu stören, entfernte ich mich. Von weitem erschienen sie mir aber wiederum wie Ziegenböcke, u. z. zuweilen als ob sie lägen und zuweilen als ob sie stünden. Von der Schafherde wandten sie sich jedoch ab. Liegend erschienen sie, solange sie sich berieten, stehend, sobald sie ihre Beschlüsse fassten. Als ich meinen Blick auf ihre Hörner heftete, sah ich zu meiner Verwunderung, dass sie bald nach vorn und in die Höhe gestreckt, bald rückwärts gebogen und zuletzt völlig zurück gebogen erschienen. Plötzlich aber wandten sie sich alle miteinander gegen die Schafherde, erschienen aber immer noch als Ziegenböcke. Deswegen näherte ich mich ihnen wiederum und fragte sie, wie es nun stünde. Darauf erklärten sie mir, sie hätten jetzt den Beschluss gefasst, der Glaube allein bringe das Gute der Nächstenliebe auf ähnliche Weise hervor wie der Baum seine Früchte. Bei diesen Worten donnerte es jedoch vernehmlich, und ein Blitz zuckte herab. Nun erschien alsbald ein Engel, der zwischen den beiden Herden stand und der Schafherde zurief: „Hört nicht auf sie, sie sind nicht von ihrem früheren Glauben abgegangen, wonach der bloße Glaube rechtfertige und selig mache, keineswegs aber die wirkliche Nächstenliebe; auch ist nicht der Glaube, sondern der Mensch der Baum. Ihr aber, tut Buße und blickt auf den Herrn, so werdet ihr den Glauben erlangen; denn vor der Buße hat der Glaube nichts Lebendiges in sich.“ Nun wollten sich die Ziegenböcke mit rückwärts gebogenen Hörnern an die Schafe heranmachen, aber der zwischen ihnen stehende Engel teilte die Schafe in zwei Herden und sprach zu denen auf seiner Linken: „Ihr könnt euch den Böcken anschließen, aber ich sage euch, dass der Wolf kommen und sie rauben wird, und euch mit ihnen!“

Nachdem die beiden Schafherden getrennt waren und die zur Linken die drohenden Worte des Engels gehört hatten, blickten sie einander an und sprachen: „Lasst uns mit unseren früheren Genossen reden!“ Und nun wandte sich die linke Herde an die rechte und sprach: „Warum habt ihr euch von unseren Hirten zurückgezogen? Sind nicht Glaube und Liebe ebenso eins wie Baum und Frucht? Der Baum setzt sich ja doch durch die Zweige in seine Früchte fort. Reißt etwas von dem Ast ab, wodurch der Baum fortgesetzt in die Frucht übergeht, wird dann nicht auch die Frucht zugrunde gehen und damit zugleich auch aller Same, aus dem ein neuer Baum entstehen könnte? Fragt doch einmal unsere Geistlichen, ob es so ist oder nicht.“ Dies taten sie denn auch, und die Geistlichen blickten die übrigen rings umher an, die ihnen ihrerseits zublinzelten, sie möchten doch sagen, dass jene recht gesprochen hätten. Darauf antworteten sie nun: „Ihr habt recht, was aber die Frage betrifft, ob der Glaube sich in gute Werke fortsetzt ebenso wie der Baum in seine Früchte, so sind uns da viele Geheimnisse bekannt, die zu verkünden hier nicht der Ort ist. In dem Band oder Faden des Glaubens und der Nächstenliebe gibt es mehrere Knoten, die allein wir Geistliche lösen können.“

Nun erhob sich einer von den Geistlichen unter den Schafen zur Rechten und sprach: „Euch haben sie geantwortet, dass ihr recht habt, ihren eigenen Leuten aber, dass dem nicht so sei; denn sie denken anders.“ „Wie denken sie denn?“, fragten nun jene, „denken sie nicht wie sie lehren?“ Da sagte der Geistliche: „O nein! Sie denken, dass alles Gute der Liebe, d. h. jedes gute Werk, das der Mensch um seiner Seligkeit oder seines ewigen Lebens willen vollbringt, nicht im geringsten gut sei, u.z. deshalb nicht, weil der Mensch durch das vollbrachte Werk sich selbst selig machen und damit die Gerechtigkeit und das Verdienst des einen und einzigen Heilandes an sich reißen wolle. Auch denken sie, dass es sich so mit jedem guten Werk verhalte, bei dem der Mensch ein Bewusstsein seines eigenen Willens hat. Daher behaupten sie, zwischen Glauben und Liebe gäbe es keinerlei Verbindung, ja der Glaube werde nicht einmal durch die Liebe bewahrt und erhalten.“

Nun aber sagten die von der linken Herde: „Was du da behauptest, ist gelogen. Predigen sie uns denn nicht deutlich die Nächstenliebe und ihre Werke, die sie Werke des Glaubens nennen?“ Jener aber erwiderte: „Ihr versteht ihre Predigten nicht; denn nur die anwesenden Geistlichen merken auf dergleichen Dinge und verstehen den Sinn. Sie denken bei ihren Predigten nur an die moralische Nächstenliebe und deren bürgerliches und politisches Gutes, das sie das Gute des Glaubens nennen, was jedoch durchaus nicht zutrifft, da es von einem Gottesleugner ebenso und in der gleichen Form getan werden kann. Daher sagen sie auch übereinstimmend, niemand werde durch irgendwelche Werke, sondern allein durch den Glauben selig. Aber lasst mich dies durch Vergleiche deutlich machen: Ein Apfelbaum bringt Äpfel hervor. Nun sagen sie, wenn der Mensch das Gute um seiner Seligkeit willen tue, etwa so wie dieser Baum den Apfel in stetigem Zusammenhang erzeugt, dann sei das Obst von innen her faul und voller Würmer. Der Weinstock, so sagen sie auch, bringe Trauben hervor, würde aber der Mensch etwas Geistig-Gutes hervorbringen, etwa wie der Weinstock seine Trauben, so wären es wilde Trauben.“

Hier fragten sie aber: „Welche Beschaffenheit schreiben sie denn dem Guten der Liebe bzw. den Werken zu, die des Glaubens Früchte sind?“ Darauf antwortete er: „Vielleicht befinden sie sich irgendwo unsichtbar in der Nähe des Glaubens, ohne jedoch mit ihm zusammenzuhängen. Sie sind wie der Schatten, der dem Menschen nachfolgt, wenn ihn die Sonne von vorne bescheint, den er aber nicht wahrnimmt, wenn er sich nicht umblickt. Ich könnte sogar sagen, dass die guten Werke bei ihnen den Pferdeschwänzen gleichen, die man heutzutage vielfach abschneidet, weil man sagt: Was sollen sie? Sie nützen nichts und werden leicht beschmutzt, solange sie am Pferde hängen!“ Als er dies hörte, sagte einer von der linken Schafherde unwillig: „Es muss doch aber irgendeine Verbindung zwischen ihnen bestehen, denn wie könnten sie sonst Werke des Glaubens heißen? Vielleicht wird das Gute der Liebe von Gott aus durch irgendeinen vermittelnden Einfluss in die freiwilligen Werke des Menschen hineingelegt, etwa durch eine Anregung, ein Anhauchen, eine Eingebung, einen Anreiz, eine Erregung des Willens, ein stilles Begreifen im Denken und eine darauf folgende Ermahnung, Zerknirschung, und folglich durch das Gewissen und einen daraus erfolgenden Antrieb, einen Gehorsam gegen die Zehn Gebote und das Wort Gottes wie bei einem Kind oder einem Weisen, oder durch irgendein anderes ähnliches Mittel. Denn wie könnten sie sonst Früchte des Glaubens heißen?“

Doch der Geistliche antwortete: „Nein, das ist bei ihnen nicht der Fall. Und wenn sie gleich sagen, die guten Werke würden durch derartige Mittel hervorgebracht, so drücken sie es doch in ihren Reden durch Wörter aus, aus denen hervorgeht, dass sie ihrer Meinung nach nicht aus dem Glauben stammen. Einige von ihnen lehren in der Tat solche Dinge, aber nur als Zeichen des Glaubens, keineswegs als etwas, was den Glauben mit der Liebe verbindet. Indessen haben doch einige eine Verbindung beider durch das Wort erdacht.“ Darauf fragte man den Priester: „Gibt es denn eine Verbindung dieser Art nicht?“ Er aber antwortete: „Doch, aber sie stellen sie sich nicht so vor, sondern meinen, sie komme durch das bloße Hören des Wortes zustande, da sie ja behaupten, alle Vernunft und alles Wollen von Seiten des Menschen sei unrein und gehe lediglich auf Verdienst aus, weil der Mensch in geistigen Belangen ebenso wenig verstehen, wollen, wirken und mitwirken könne wie ein Klotz.“

Einer von ihnen aber sprach, nachdem er diese Ansicht über das Verhältnis zwischen dem Menschen und allen Dingen des Glaubens und des Heils vernommen hatte: „Ich hörte einmal, wie jemand sagte: Ich habe einen Weinberg gepflanzt und will nun Wein trinken bis zur Berauschung. Da fragte ihn aber ein anderer: Wie willst du denn den Wein trinken, etwa aus deinem Becher, den du mit deiner rechten Hand hältst? Er aber sagte: Keineswegs, vielmehr werde ich ihn aus einem unsichtbaren Becher trinken, den ich mit einer unsichtbaren Hand halte. Da erwiderte der andere: Dann wirst du gewiss keinen Rausch bekommen!“ Derselbe Mann fuhr gleich darauf fort: „Hört mich doch! Ich sage euch, ihr müsst den Wein aus dem verstandenen Wort trinken. Wisst ihr denn nicht, dass der Herr selbst das Wort ist? Ist nicht das Wort aus dem Herrn hervorgegangen und ist nicht er selbst darin? Wenn ihr also aus dem Wort heraus Gutes tut, tut ihr es dann nicht aus dem Herrn heraus, aus seinem Mund und Willen? Blickt ihr dann auf den Herrn, so wird er euch auch führen und lehren, ihr aber werdet aus euch mit der Kraft des Herrn handeln. Welcher Mensch, der etwas auf Grund eines königlichen Befehls tut, dürfte sagen, er habe selbst auf Grund seines eigenen Willens den Befehl dazu gegeben?“ Darauf wandte er sich an die Geistlichen und sagte: „Verführt die Herde nicht, ihr Diener Gottes!“

Auf diese Worte trat der größte Teil der linken Herde zur rechten Herde über, und einige von den Geistlichen sagten nun: „Wir haben gehört, was wir früher nie gehört hatten. Wir sind die Hirten, wir wollen unsere Schafe nicht verlassen.“ Und nun traten auch sie zur rechten Herde über und sprachen: „Der Mann hat ein wahres Wort gesprochen. Welcher Mensch, der vom Wort, also im Geist des Herrn, nach den Anweisungen seines Mundes und Willens handelt, darf wohl sagen, er tue es aus sich? Oder welcher Mensch, der auf Grund eines königlichen Befehls, nach der Anweisung des königlichen Mundes und Willens handelt, möchte wohl sagen, er tue das aus sich? Nun sehen wir die göttliche Vorsehung, weshalb keine Verbindung zwischen dem Glauben und den Werken gefunden wurde, die von der Gemeinschaft der Kirche anerkannt worden wäre; sie konnte nicht gefunden werden, weil sie nicht möglich war, gab es doch keinen Glauben an den Herrn, der das Wort ist, somit gab es auch keinen Glauben aus dem Wort.“ Die übrigen Geistlichen hingegen, die bei der Herde der Ziegenböcke blieben, gingen hinweg, schwangen ihre Hüte und riefen: „Der bloße Glaube, der bloße Glaube, er soll dennoch leben!“

  
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