289. In ihrem geistigen und himmlischen Sinn enthalten die zehn Gebote alle Vorschriften der Lehre und des Lebens, die es gibt, also alles, was zum Glauben und zur Nächstenliebe gehört. Das beruht darauf, dass der Buchstabe des Wortes im Ganzen wie im Einzelnen, im Allgemeinen wie im Besonderen jene beiden inneren Sinne enthält, von denen des öfteren die Rede war: den geistigen und den himmlischen. In ihnen sind die göttliche Wahrheit in vollem Licht und die göttliche Güte in voller Wärme. Infolge dieser Beschaffenheit des Wortes ist es notwendig, die zehn Gebote des Dekalogs nach allen drei Sinnen, dem natürlichen, geistigen und himmlischen, zu erklären. Im Kapitel von der Heiligen Schrift oder dem Wort (Nr. 193 bis 208) wurde der Nachweis geführt, dass das Wort diese Beschaffenheit hat.

193. DAS WORT GOTTES ENTHÄLT EINEN BIS JETZT UNBEKANNTEN GEISTIGEN SINN

Wer möchte nicht der Behauptung zustimmen, das Wort sei infolge seiner Göttlichkeit dem Innersten nach geistig? Wer hat aber bis jetzt gewusst, was daran geistig ist und wo? Der erste Punkt soll am Schluss dieses Kapitels anhand eines denkwürdigen Erlebnisses enthüllt werden, der zweite im nun Folgenden. Das Wort ist deshalb in seinem Innersten geistig, weil es vom Herrn Jehovah herabkam und durch die Engelshimmel hindurch drang. Der an sich unaussprechliche und unfassbare göttliche Gehalt wurde im Herniedersteigen zuerst der Fassungskraft der Engel, dann derjenigen der Menschen angepasst. Daher stammt der geistige Sinn, der im natürlichen Text auf ähnliche Weise verborgen ist wie die Seele im Menschen, wie der Gedanke in der Rede oder wie die Neigung in der Handlung. Wenn ein Vergleich mit der natürlichen Welt erlaubt ist: der geistige Sinn ruht im natürlichen wie das Gehirn als Ganzes in seinen Häuten oder Decken, wie die jungen Schosse eines Baumes in ihren Rinden und im Bast, oder auch wie alle Anlagen zum Entstehen eines Kükens innerhalb der Schale des Eies usw. Aber niemand hat bis jetzt aus göttlicher Eingebung geahnt, dass ein solcher geistiger Sinn im Text des Wortes enthalten ist. Daher ist es notwendig, dass dieses Geheimnis, das an sich alle anderen bisher enthüllten überragt, dem Verstand offen dargelegt wird. Das soll nun in folgender Ordnung geschehen:

I. Was ist der geistige Sinn?

II. Der geistige Sinn ist sowohl im Ganzen wie in jedem einzelnen Teil des göttlichen Wortes vorhanden.

III. Dass das Wort von Gott eingegeben und in jedem Wörtchen heilig ist, beruht auf seinem geistigen Sinn.

IV. Dieser Sinn war bisher unbekannt.

V. Er wird in Zukunft nur denen gegeben, die die reinen Wahrheiten vom Herrn aufgenommen haben.

VI. Wundererscheinungen, die aus dem geistigen Sinn des Wortes hervorgehen.

Diese Punkte sind nun im Einzelnen zu entwickeln.