Wahre Christliche Religion # 62
62. Wohl zu beachten ist, dass die Wahrnehmung von Gegensätzen etwas anderes ist als die Wahrnehmung von Verhältnissen. Gegensätze nämlich sind außerhalb und stellen sich wider das, was sich innerhalb befindet; denn ein Gegensatz entsteht, sobald ein Ding ganz aufhört zu bestehen und ein anderes sich erhebt mit dem Bestreben, im entgegengesetzten Sinn zu wirken, etwa wie ein Rad, das sich gegen ein anderes Rad dreht, oder wie ein Strom, der einem anderen zuwiderläuft. Die Verhältnisse dagegen ergeben sich aus der Zusammenstellung vieler und vielgestaltiger Dinge in eine Ordnung, in der sie ein Ganzes bilden und miteinander übereinstimmen, etwa wie verschiedenfarbige Edelsteine im Halsband einer Königin oder wie die verschiedenfarbigen Blumen einer Girlande, die dem Auge eine Freude sind. In jedem der beiden Gegensätze finden sich also bestimmte Verhältnisse, im Guten ebenso wie im Bösen, im Wahren wie im Falschen, also im Himmel ebenso wie in der Hölle. Die Verhältnisse in der Hölle sind jedoch den Verhältnissen im Himmel entgegengesetzt. Da nun Gott aus seiner eigenen Ordnung heraus alle Verhältnisse im Himmel innewird, sieht und erkennt, daraus aber auch alle Verhältnisse in der Hölle, wie aus dem oben Gesagten folgt, so ist offenkundig, dass Gott allwissend ist in der Hölle wie im Himmel und ebenso bei den Menschen in der Welt. Gott nimmt also ihr Böses und Falsches wahr, sieht und erkennt es aus seinem Guten und Wahren, das Seinem Wesen nach er selbst ist; denn es heißt: „Stiege ich in den Himmel, so bist du da, bettete ich mich in die Unterwelt, siehe, so bist du auch dort.“ (Psalm 139:8) und bei Amos: „Grüben sie auch durch die Unterwelt, meine Hand würde sie von da zurückholen.“ (Amos 9:2 f.)