Wahre Christliche Religion #814

Por Emanuel Swedenborg

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814. Die Deutschen haben keine Rede- und Schreibfreiheit wie Holländer und Briten, weil sie in jedem ihrer Einzelstaaten unter einem besonderen zwingherrlichen Regiment stehlen. Wird aber die Rede- und Schreibfreiheit eingeschränkt, so ist damit zugleich auch die Freiheit zu denken, d. h. die Dinge in umfassender und erschöpfender Weise zu durchschauen, in Schranken gehalten. 1 Diese Einschränkung gleicht einer hohen Mauer, die um das Becken einer Quelle errichtet wurde und bewirkt, dass das Wasser darin bis zur Einmündung der Wasserader steigen muss, so dass diese selbst nicht mehr springt. Das Denken ist wie die Wasserader, die Rede aus dem Denken wie der Wasserbehälter. Mit einem Wort: der Einfluss richtet sich nach dem Ausfluss, ebenso wie das von oben stammende Verständnis nach der Freiheit, das Gedachte auszusprechen und auszuführen. Deshalb widmet sich diese edle Nation weniger den Gegenständen der Urteilskraft als denen des Gedächtnisses. Das ist der Grund, weshalb sie besonders die Literaturgeschichte pflegen und sich in ihren Schriften gern auf jene berufen, die als angesehen und gelehrt gelten. Urteile solcher Männer zitieren sie in Menge, um sich dann einem derselben anzuschließen. In der geistigen Welt wird dieser Zustand durch einen Mann dargestellt, der einen Packen Bücher unter dem Arm trägt, und, sobald jemand über irgendeinen Gegenstand der Urteilskraft zu streiten beginnt, erklärt: „Wart, ich will dir die Antwort darauf geben,“ eines der Bücher unter dem Arm hervorzieht und eine entsprechende Stelle daraus vorliest.

Notas a pie de página:

1. Lion Feuchtwanger lässt in seinem Roman «Das gelobte Land» den Cornel folgendes sagen: „ … Freiheit ist etwas sehr Bestimmtes, Greifbares. Wenn ich mir überlegen muss, ob ich das, was ich zu sagen habe, sagen darf, dann wird mein Leben enger, ich werde ärmer, ich kann schließlich nicht mehr ungehindert denken, ich zwinge mich, gegen meinen Willen, nurmehr das Erlaubte zu denken. Ich verkomme, ich sperre mich ein in tausend armselige Rücksichten und Bedenklichkeiten, statt unbehindert ins Weite und Große zu schauen, mein Gehirn verfettet. In der Knechtschaft atmet man: leben kann man nur in der Freiheit.”

  
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