from the Writings of Emanuel Swedenborg

 

Himmel und Hölle #1

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1. I. DER HIMMELVORBEMERKUNGEN DES VERFASSERS

Als der Herr zu den Jüngern von der „Vollendung des Zeitlaufs“, der letzten Zeit der Kirche, sprach 1 , führte er am Ende der Vorhersagen über ihre aufeinanderfolgenden Zustände im Hinblick auf Liebe und Glaube 2 aus:

„Bald aber nach der Trübsal jener Tage wird die Sonne sich verfinstern und der Mond seinen Schein nicht geben, und die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden. Und dann wird erscheinen das Zeichen des Menschensohnes am Himmel. Und es werden heulen alle Geschlechter auf Erden und werden kommen sehen des Menschen Sohn in den Wolken des Himmels in großer Kraft und Herrlichkeit. Und er wird senden seine Engel mit hellen Posaunen, und sie werden sammeln seine Auserwählten von den vier Winden, von einem Ende des Himmels bis zum anderen“. (Matthäus 24:29-31)

Wer diese Worte nur ihrem buchstäblichen Sinn nach versteht, muß annehmen, daß in der Endzeit, die auch das letzte Gericht genannt wird, alle diese Dinge buchstäblich geschehen würden, daß also nicht nur Sonne und Mond sich tatsächlich verfinstern und die Sterne vom Himmel fallen werden, daß das Zeichen des Herrn am Himmel erscheinen wird und man ihn in den Wolken und zugleich Engel mit Posaunen sehen werde, sondern auch, daß – nach den anderweitigen Vorhersagen – die ganze sichtbare Welt vergehen und dann ein neuer Himmel samt einer neuen Erde entstehen werde. Das ist heutzutage die herrschende Meinung innerhalb der Kirche.

Wer aber so glaubt, weiß nichts von den Geheimnissen, die im Einzelnen des Wortes verborgen liegen; denn jede Einzelheit des Wortes hat einen inneren Sinn, in dem es nicht um natürliche und weltliche Dinge geht, wie im Buchstabensinn, sondern um geistige und himmlische Dinge. Und zwar gilt dies nicht nur vom Sinn zusammenhängender Sätze, sondern auch von jedem einzelnen Wort 3 . Das Göttliche Wort ist nämlich in lauter Entsprechungen verfaßt worden, damit jede Einzelheit einen inneren Sinn enthalte. Wie dieser Sinn beschaffen ist, kann man aus all dem entnehmen, was darüber in den „Himmlischen Geheimnissen“ zusammengestellt wurde.

In gleicher Weise ist auch zu verstehen, was der Herr in der oben angeführten Stelle von seiner Ankunft in den Wolken des Himmels gesagt hat. Durch die Sonne, die verfinstert werden soll, wird der Herr hinsichtlich der Liebe bezeichnet 4 ; durch den Mond der Herr hinsichtlich des Glaubens 5 ; durch die Sterne die Erkenntnisse des Guten und Wahren oder der Liebe und des Glaubens 6 ; durch das Zeichen des Menschensohnes am Himmel die Erscheinung des Göttlich-Wahren 7 ; durch die Geschlechter der Erde, welche heulen werden, alle Dinge des Wahren und Guten oder des Glaubens und der Liebe 8 ; durch die Ankunft des Herrn in den Wolken des Himmels mit großer Kraft und Herrlichkeit seine Gegenwart im Wort und die Offenbarung 9 . Die Wolken bezeichnen den buchstäblichen Sinn des Wortes 10 und die Herrlichkeit den inneren Sinn des Wortes 11 ; die Engel mit der hellen Posaune den Himmel, aus dem das Göttlich-Wahre herniedersteigt 12 .

Das alles sollte ersichtlich machen, was unter den angeführten Worten des Herrn zu verstehen ist: Am Ende der Kirche, wenn keine Liebe und darum auch kein Glaube mehr vorhanden ist, wird der Herr das Wort nach seinem inneren Sinn aufschließen und die Geheimnisse des Himmels offenbaren. Die Geheimnisse, die nachstehend geoffenbart werden, betreffen den Himmel und die Hölle ebenso wie auch das Leben des Menschen nach dem Tode. Der Mensch der Kirche weiß heutzutage kaum etwas über Himmel und Hölle, sowie über sein Leben nach dem Tode, obwohl sich alles im Worte Gottes beschrieben findet. Viele, die innerhalb der Kirche geboren wurden, leugnen diese Dinge sogar, indem sie bei sich sagen: »Wer ist von dort zurückgekommen und hat davon berichten können?« Damit nun ein solches Leugnen, wie es besonders bei Gebildeten herrscht, nicht auch jene anstecke und verderbe, die einfältigen Herzens und Glaubens sind, wurde mir verliehen, mit den Engeln zusammen zu sein und mit ihnen zu reden, wie ein Mensch mit dem andern. Ebenso durfte ich auch (und nun schon während über 13 Jahren) Dinge sehen, die sich in den Himmeln und Höllen finden, und nach dem Gesehenen und Gehörten beschreiben – in der Hoffnung, daß so die Unkenntnis aufgeklärt und der Unglaube zerstreut werde. Eine solche unmittelbare Offenbarung findet heutzutage statt; unter ihr ist die Ankunft des Herrn zu verstehen.

V:

1. Die Vollendung des Zeitlaufs ist die letzte Zeit der Kirche, Himmlische Geheimnisse 4535, 10622.

2. Was der Herr von der Vollendung des Zeitlaufs und von seiner Ankunft, somit von der allmählichen Verwüstung der Kirche und vom letzten Gericht vorhergesagt hatte bei Matthäus, Kap. 24 und 25, wird erklärt in den Eingängen zu den Kap. 26-40 der Genesis, und zwar dort Nr. 3353-3356, 3486-3489, 3650-3655, 3751-3757, 3897-3901, 4056-4060, 4229-4231, 4332-4335, 4422-4424, 4635-4638, 4661-4664, 4807-4810, 4954-4959, 5063-5071.

3. Im Wort, sowohl als Ganzem wie in seinen Teilen ist ein innerer oder geistiger Sinn, Nr. 1143, 1984, 2135, 2333, 2395, 2495, 4442, 9048, 9063, 9086.

4. Das Wort ist in Entsprechungen geschrieben und bezeichnet lauter geistige Dinge, Nr. 1404, 1408, 1409, 1540, 1619, 1659, 1709, 1783, 2900, 9086.

5. Die Sonne im Wort bezeichnet den Herrn als die Liebe und die Liebe zum Herrn, Nr. 1529, 1837, 2441, 2495, 4060, 4696, 4996, 7083, 10809.

6. Der Mond meint den Herrn als den Glauben und den Glauben an den Herrn, Nr. 1529, 1530, 2495, 4060, 4996, 7083.

7. Die Sterne bedeuten die Erkenntnisse des Guten und Wahren, Nr. 2495, 2849, 4697.

8. Die Stämme bezeichnen Gutes und Wahres im Ganzen, d.h. alle Dinge des Glaubens und der Liebe, Nr. 3858, 3926, 4060, 6335.

9. Die Ankunft des Herrn meint seine Gegenwart im Wort und die Offenbarung, Nr. 3900, 4060.

10. Wolken bedeuten den Buchstabensinn im Wort, 4060, 4391, 5922, 6343, 6752, 8106, 8781, 9430, 10551, 10574.

11. Herrlichkeit ist das Göttlich-Wahre sowohl im Himmel wie im inneren Sinne des Wortes, 4809, 5292, 5922, 8267, 8427, 9429, 10574.

12. Posaunen und Trompeten bezeichnen das Göttlich-Wahre im Himmel und seine Offenbarung, 8415, 8823, 8915; das gilt auch für die Stimme, Nr. 6971, 9926.

  
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Bibliorum

 

Matthaeus 25

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1 Dann wird das Himmelreich gleich sein zehn Jungfrauen, die ihre Lampen nahmen und gingen aus, dem Bräutigam entgegen.

2 Aber fünf unter ihnen waren töricht, und fünf waren klug.

3 Die törichten nahmen Öl in ihren Lampen; aber sie nahmen nicht Öl mit sich.

4 Die klugen aber nahmen Öl in ihren Gefäßen samt ihren Lampen.

5 Da nun der Bräutigam verzog, wurden sie alle schläfrig und schliefen ein.

6 Zur Mitternacht aber ward ein Geschrei: Siehe, der Bräutigam kommt; geht aus ihm entgegen!

7 Da standen diese Jungfrauen alle auf und schmückten ihre Lampen.

8 Die törichten aber sprachen zu den klugen: Gebt uns von eurem Öl, denn unsere Lampen verlöschen.

9 Da antworteten die klugen und sprachen: Nicht also, auf daß nicht uns und euch gebreche; geht aber hin zu den Krämern und kauft für euch selbst.

10 Und da sie hingingen, zu kaufen, kam der Bräutigam; und die bereit waren, gingen mit ihm hinein zur Hochzeit, und die Tür ward verschlossen.

11 Zuletzt kamen auch die anderen Jungfrauen und sprachen: Herr, Herr, tu uns auf!

12 Er antwortete aber und sprach: Wahrlich ich sage euch: Ich kenne euch nicht.

13 Darum wachet; denn ihr wisset weder Tag noch Stunde, in welcher des Menschen Sohn kommen wird.

14 Gleichwie ein Mensch, der über Land zog, rief seine Knechte und tat ihnen seine Güter aus;

15 und einem gab er fünf Zentner, dem andern zwei, dem dritten einen, einem jedem nach seinem Vermögen, und zog bald hinweg.

16 Da ging der hin, der fünf Zentner empfangen hatte, und handelte mit ihnen und gewann andere fünf Zentner.

17 Desgleichen, der zwei Zentner empfangen hatte, gewann auch zwei andere.

18 Der aber einen empfangen hatte, ging hin und machte eine Grube in die Erde und verbarg seines Herrn Geld.

19 Über eine lange Zeit kam der Herr dieser Knechte und hielt Rechenschaft mit ihnen.

20 Da trat herzu, der fünf Zentner empfangen hatte, und legte andere fünf Zentner dar und sprach: Herr, du hast mir fünf Zentner ausgetan; siehe da, ich habe damit andere fünf Zentner gewonnen.

21 Da sprach sein Herr zu ihm: Ei, du frommer und getreuer Knecht, du bist über wenigem getreu gewesen, ich will dich über viel setzen; gehe ein zu deines Herrn Freude!

22 Da trat auch herzu, der zwei Zentner erhalten hatte, und sprach: Herr, du hast mir zwei Zentner gegeben; siehe da, ich habe mit ihnen zwei andere gewonnen.

23 Sein Herr sprach zu ihm: Ei du frommer und getreuer Knecht, du bist über wenigem getreu gewesen, ich will dich über viel setzen; gehe ein zu deines Herrn Freude!

24 Da trat auch herzu, der einen Zentner empfangen hatte, und sprach: Herr, ich wußte, das du ein harter Mann bist: du schneidest, wo du nicht gesät hast, und sammelst, wo du nicht gestreut hast;

25 und fürchtete mich, ging hin und verbarg deinen Zentner in die Erde. Siehe, da hast du das Deine.

26 Sein Herr aber antwortete und sprach zu ihm: Du Schalk und fauler Knecht! wußtest du, daß ich schneide, da ich nicht gesät habe, und sammle, da ich nicht gestreut habe?

27 So solltest du mein Geld zu den Wechslern getan haben, und wenn ich gekommen wäre, hätte ich das Meine zu mir genommen mit Zinsen.

28 Darum nehmt von ihm den Zentner und gebt es dem, der zehn Zentner hat.

29 Denn wer da hat, dem wird gegeben werden, und er wird die Fülle haben; wer aber nicht hat, dem wird auch, was er hat, genommen werden.

30 Und den unnützen Knecht werft hinaus in die Finsternis; da wird sein Heulen und Zähneklappen.

31 Wenn aber des Menschen Sohn kommen wird in seiner Herrlichkeit und alle heiligen Engel mit ihm, dann wird er sitzen auf dem Stuhl seiner Herrlichkeit,

32 und werden vor ihm alle Völker versammelt werden. Und er wird sie voneinander scheiden, gleich als ein Hirte die Schafe von den Böcken scheidet,

33 und wird die Schafe zu seiner Rechten stellen und die Böcke zu seiner Linken.

34 Da wird dann der König sagen zu denen zu seiner Rechten: Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters ererbt das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt!

35 Denn ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mich gespeist. Ich bin durstig gewesen, und ihr habt mich getränkt. Ich bin Gast gewesen, und ihr habt mich beherbergt.

36 Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich bekleidet. Ich bin krank gewesen, und ihr habt mich besucht. Ich bin gefangen gewesen, und ihr seid zu mir gekommen.

37 Dann werden ihm die Gerechten antworten und sagen: Wann haben wir dich hungrig gesehen und haben dich gespeist? oder durstig und haben dich getränkt?

38 Wann haben wir dich als einen Gast gesehen und beherbergt? oder nackt und dich bekleidet?

39 Wann haben wir dich krank oder gefangen gesehen und sind zu dir gekommen?

40 Und der König wird antworten und sagen zu ihnen: Wahrlich ich sage euch: Was ihr getan habt einem unter diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.

41 Dann wird er auch sagen zu denen zur Linken: Gehet hin von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln!

42 Ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mich nicht gespeist. Ich bin durstig gewesen, und ihr habt mich nicht getränkt.

43 Ich bin ein Gast gewesen, und ihr habt mich nicht beherbergt. Ich bin nackt gewesen, und ihr habt mich nicht bekleidet. Ich bin krank und gefangen gewesen, und ihr habt mich nicht besucht.

44 Da werden sie ihm antworten und sagen: HERR, wann haben wir dich gesehen hungrig oder durstig oder als einen Gast oder nackt oder krank oder gefangen und haben dir nicht gedient?

45 Dann wird er ihnen antworten und sagen: Wahrlich ich sage euch: Was ihr nicht getan habt einem unter diesen Geringsten, das habt ihr mir auch nicht getan.

46 Und sie werden in die ewige Pein gehen, aber die Gerechten in das ewige Leben.

   

from the Writings of Emanuel Swedenborg

 

Himmlische Geheimnisse #3900

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3900. „Alsdann, wenn jemand euch sagen wird: siehe hier ist Christus oder dort, so glaubet es nicht“ bedeutet, sie sollen sich hüten vor ihrer Lehre.

„Christus“ ist der Herr in Ansehung des göttlich Wahren, daher ist Er es auch in Ansehung des Wortes und in Ansehung der Lehre aus dem Wort. Daß Er hier das Gegenteil bezeichnet, nämlich das verfälschte göttlich Wahre oder die Lehre des Falschen, leuchtet ein. Daß „Jesus“ bezeichnet das göttlich Gute und „Christus“ das göttlich Wahre, sehe man Nr. 3004, 3005, 3008, 3009. „Denn es werden aufstehen falsche Christi und falsche Propheten“ bedeutet das Falsche jener Lehre. Daß falsche Christi sind verfälschte Lehrsätze aus dem Wort oder nicht göttliche Wahrheiten, wird aus dem gleich oben Gesagten klar; man sehe Nr. 3010, 3732 E, und daß falsche Propheten diejenigen sind, die Falsches lehren: Nr. 2534. Die, welche Falsches lehren, sind in der Christenheit hauptsächlich diejenigen, die ihre eigene Auszeichnung und weltliche Wohlhabenheit zum Zweck haben; denn solche verkehren die Wahrheiten des Wortes zu ihren Gunsten. Hat man nämlich die Selbst- und Weltliebe zum Zweck, so denkt man auf nichts anderes. Das sind die falschen Christi und die falschen Propheten.

Und „werden tun große Zeichen und Wunder“ bedeutet Bekräftigendes und Beredendes aus äußeren Scheinbarkeiten und Täuschungen, wodurch die Einfältigen sich verführen lassen. Daß dieses bedeutet Zeichen und Wunder tun, wird anderwärts, aus göttlicher Barmherzigkeit des Herrn, gezeigt werden.

„Daß sie verführen, wenn möglich, auch die Auserwählten“ bedeutet diejenigen, die im Leben des Guten und Wahren sind, und daher beim Herrn. Diese sind es, die im Wort die Auserwählten genannt werden. Diese erscheinen selten in der Versammlung derer, die einen unheiligen Gottesdienst unter einem heiligen verhüllen, oder wenn sie erscheinen, werden sie nicht erkannt; denn der Herr verbirgt sie und schützt sie dadurch; denn ehe sie begründet sind, lassen sie sich leicht durch äußere Heiligkeiten verführen, aber nachdem sie begründet worden sind, beharren sie; denn sie werden vom Herrn in der Gemeinschaft der Engel erhalten, ohne daß sie selbst es wissen, und dann ist es unmöglich, daß sie von jener ruchlosen Rotte verführt werden.

„Siehe, Ich habe es euch vorhergesagt“ bedeutet die Ermahnung zur Klugheit, daß sie nämlich sich hüten sollen; denn sie leben unter den falschen Propheten, die in Schafskleidern erscheinen, aber inwendig reißende Wölfe sind: Matthaeus 7:15. Jene falschen Propheten sind die Kinder der Welt, die klüger sind, d.h. listiger als die Kinder des Lichts in ihrem Geschlecht, wovon bei Lukas 16:8. Deswegen ermahnt sie der Herr mit den Worten: „Siehe, Ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe; seid also klug wie die Schlangen und einfältig (d.h. ohne Falsch) wie die Tauben“: Matthaeus 10:16. „Wenn sie nun euch sagen werden: siehe, in der Wüste ist er, so geht nicht hinaus; siehe, in den Gemächern, so glaubt es nicht“ bedeutet, man soll nicht glauben, was sie reden vom Wahren, auch nicht was sie reden vom Guten und dergleichen mehr.

Daß dieses es ist, was bezeichnet wird, kann niemand sehen, als wer den inneren Sinn kennt; daß ein Geheimnis in jenen Worten enthalten ist, kann man daraus wissen, daß der Herr sie geredet hat, und daß ohne einen anderen innerlich verborgenen Sinn es ein Nichts wäre, nämlich, wenn man sagen werde: „Christus sei in der Wüste, so sollen sie nicht hinausgehen, und wenn man sagen werde, er sei in den Gemächern, so sollen sie es nicht glauben“; sondern das verwüstete Wahre ist es, das durch die Wüste, und das verwüstete Gute ist es, was durch die Gemächer oder Kammern bezeichnet wird.

Daß das verwüstete Wahre durch die Wüste bezeichnet wird, kommt daher, weil von der Kirche, wenn sie verwüstet ist, d.h. wenn in ihr keine göttliche Wahrheit mehr ist, weil kein Gutes mehr, oder keine Liebe zum Herrn und Liebtätigkeit gegen den Nächsten, alsdann gesagt wird, sie sei eine Wüste oder sie sei in der Wüste; denn unter der Wüste wird verstanden alles das, was nicht angebaut oder bewohnt ist: Nr. 2708, sodann was zu wenig lebenskräftig: Nr. 1927, wie alsdann das Wahre in der Kirche. Hieraus wird klar, daß die Wüste bezeichnet die Kirche, in der kein Wahres ist.

Die Gemächer aber oder Kammern bedeuten im inneren Sinn die Kirche in Ansehung des Guten, ferner einfach das Gute. Die Kirche, die im Guten ist, wird Haus Gottes genannt, Gemächer sind Gutes und was im Haus ist. Daß Haus Gottes ist das göttlich Gute und Haus im allgemeinen das Gute, das Sache der Liebe und Liebtätigkeit ist, man sehe Nr. 2233, 2234, 2559, 3142, 3652, 3720. Daß man nicht glauben soll, was sie reden vom Wahren und was sie reden vom Guten, davon ist die Ursache, weil sie das Falsche wahr und das Böse gut nennen; denn die, welche sich selbst und die Welt als Zweck im Auge haben, verstehen unter dem Wahren und Guten nichts anderes, als daß man sie anbeten und ihnen Gutes erweisen müsse; und wenn sie Frömmigkeit einflößen, so geschieht es nur, damit sie in Schafskleidern erscheinen.

Außerdem, weil das Wort, das der Herr geredet hat, Unzähliges in sich enthält und die Wüste ein Wort von weiter Bedeutung ist (denn alles wird Wüste genannt, was nicht angebaut und bewohnt ist, und Gemächer alles, was inwendiger ist), darum wird auch durch Wüste bezeichnet das Wort des Alten Testaments, denn dieses wird für nicht mehr gültig erklärt, und durch die Gemächer das Wort des Neuen Testaments, weil es das Inwendigere oder den inneren Menschen betreffende lehrt. Ebenso heißt auch das ganze Wort eine Wüste, wenn es nicht mehr zu den Lehren dient, und Gemächer werden genannt Menschensatzungen, die, weil sie von den Geboten und Einsetzungen des Wortes abweichen, machen, daß das Wort eine Wüste ist, wie auch in der Christenheit bekannt ist. Diejenigen, die in einem heiligen äußeren Gottesdienst sind und in einem unheiligen inneren, schaffen wegen der Neuerungen, die auf ihre Erhebung über alle und auf ihre Wohlhabenheit vor allen abzielen, das Wort ab, und sogar in dem Grade, daß sie nicht einmal gestatten wollen, daß es von anderen gelesen werde; und diejenigen, die nicht in einem solchen unheiligen Gottesdienst sind, halten zwar das Wort heilig und gestatten, daß es unter dem Volke sei, biegen und erklären aber gleichwohl alles nach ihren Lehrsätzen, und dieses macht, daß das übrige im Wort, das ihren Lehrsätzen nicht gemäß ist, eine Wüste ist, wie genugsam erhellen kann an denen, die das Heil in den alleinigen Glauben setzen und die Liebtätigkeitswerke verachten. Solche machen wie zu einer Wüste alles das, was der Herr selbst in Neuen Testament und so oft im Alten von der Liebe und Liebtätigkeit geredet hat, und wie zu Gemächern alles, was dem Glauben ohne Werke angehört.

Hieraus wird klar, was durch: „Wenn sie zu euch sagen werden, siehe, in der Wüste ist er, so geht nicht hinaus; siehe, in den Gemächern, so glaubet es nicht“ bezeichnet wird.

„Denn gleich wie der Blitz ausgeht vom Aufgang und scheint bis zum Niedergang, so wird auch sein die Zukunft des Sohnes des Menschen“ bedeutet, daß es mit der inwendigen Verehrung des Herrn so war wie mit dem Blitze, der sogleich wieder verschwindet; denn durch „Blitz“ wird bezeichnet das, was dem himmlischen Licht angehört, somit was von der Liebe und dem Glauben gesagt wird; denn dieses gehört dem himmlischen Licht an.

„Aufgang“ im höchsten Sinn ist der Herr, im inneren Sinn das Gute der Liebe, der Liebtätigkeit und des Glaubens vom Herrn, man sehe Nr. 101, 1250, 3249. „Niedergang“ aber ist im inneren Sinn, was hingesunken ist oder zu sein aufgehört hat, somit die Nichtanerkennung des Herrn und die Nichtanerkennung des Guten der Liebe, der Liebtätigkeit und des Glaubens. Der „Blitz“, der ausgeht vom Aufgang und scheint bis zum Niedergang, bezeichnet also das Verschwinden. Die „Zukunft des Herrn“ bedeutet nicht nach dem Buchstaben, daß Er wieder erscheinen werde in der Welt, sondern Seine Gegenwart in einem jeden, die so oft da ist, als das Evangelium gepredigt und an das Heilige gedacht wird.

„Denn wo nur immer ein Leichnam ist, da werden sich versammeln die Adler“ bedeutet, daß die Begründungen des Falschen durch Vernünfteleien in der verwüsteten Kirche sich mehren werden. Solange die Kirche ohne das Gute und daher ohne das Wahre des Glaubens ist, oder wenn sie verwüstet ist, heißt sie tot; denn ihr Leben kommt aus dem Guten und Wahren; daher wird sie, wenn sie tot ist, verglichen mit einem Leichnam. Die Vernünfteleien über Gutes und Wahres, daß dieses nur soweit wirklich sei, als man es begreift und die Begründungen des Bösen und Falschen durch jene sind die Adler, wie aus dem gleich Folgenden erhellen kann.

Daß der Leichnam hier bezeichnet die Kirche ohne das Leben der Liebtätigkeit und des Glaubens, wird klar aus den Worten des Herrn, wo von der Vollendung des Weltlaufs (die Rede ist), bei Lukas 17:37: „Die Jünger sprachen: wo, Herr (die Vollendung des Weltlaufs oder das Letzte Gericht)? Jesus sprach zu ihnen: wo der Leib ist, da werden sich sammeln die Adler“: Leib steht hier statt Leichnam; denn es ist ein toter Leib, der hier verstanden wird und bedeutet die Kirche. Daß aber das Gericht am Hause Gottes oder an der Kirche anfangen werde, erhellt hie und da aus dem Wort.

Dies ist es nun, was die oben angeführten und erklärten Worte im inneren Sinn bedeuten. Daß sie in der schönsten Aufeinanderfolge sind, obwohl es nicht so im Buchstabensinn erscheint, kann demjenigen einleuchten, der sie im Zusammenhang nach der Erklärung betrachtet.

  
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Übersetzung von J.F.I. Tafel, 1867-1869. Schlussredaktion Friedemann Horn, 1998.