The Bible

 

1 Mose 2

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1 So wurden vollendet der Himmel und die Erde und all ihr Heer.

2 Und Gott hatte am siebten Tage sein Werk vollendet, (Eig. vollendete… sein Werk) das er gemacht hatte; und er ruhte am siebten Tage von all seinem Werk, das er gemacht hatte.

3 Und Gott segnete den siebten Tag und heiligte ihn; denn an demselben ruhte er von all seinem Werk, das Gott geschaffen hatte, indem er es machte.

4 Dies ist die Geschichte (Eig. sind die Erzeugungen, Geschlechter; so auch Kap. 6,9;37,2) des Himmels und der Erde, als sie geschaffen wurden, an dem Tage, da Jehova Gott Erde und Himmel machte,

5 und ehe alles Gesträuch des Feldes auf der Erde war, und ehe alles Kraut des Feldes sproßte; denn Jehova Gott hatte nicht regnen lassen auf die Erde, und kein Mensch war da, um den Erdboden zu bebauen.

6 Ein Dunst aber stieg auf von der Erde und befeuchtete die ganze Oberfläche des Erdbodens.

7 Und Jehova Gott bildete den Menschen, Staub von dem Erdboden, und hauchte in seine Nase den Odem des Lebens; und der Mensch wurde eine lebendige Seele.

8 Und Jehova Gott pflanzte einen Garten in Eden (Wonne, Lieblichkeit) gegen Osten, und er setzte dorthin den Menschen, den er gebildet hatte.

9 Und Jehova Gott ließ aus dem Erdboden allerlei Bäume wachsen, lieblich anzusehen und gut zur Speise; und den Baum des Lebens in der Mitte des Gartens, und den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen.

10 Und ein Strom ging aus von Eden, den Garten zu bewässern; und von dort aus teilte er sich und wurde zu vier Flüssen. (W. Häuptern, d. i. Flußanfängen)

11 Der Name des ersten ist Pison; dieser ist es, der das ganze Land Hawila umfließt, wo das Gold ist;

12 und das Gold dieses Landes ist gut; daselbst ist das Bdellion (Hebr. Bedolach; ein durchsichtiges, wohlriechendes Harz) und der Stein Onyx. (O. Beryll)

13 Und der Name des zweiten Flusses: Gihon; dieser ist es, der das ganze Land Kusch umfließt.

14 Und der Name des dritten Flusses: Hiddekel; (der Tigris) dieser ist es, der vor Assyrien fließt. Und der vierte Fluß, das ist der Phrath. (der Euphrath)

15 Und Jehova Gott nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, ihn zu bebauen und ihn zu bewahren.

16 Und Jehova Gott gebot dem Menschen und sprach: Von jedem Baume des Gartens darfst du nach Belieben essen;

17 aber von dem Baume der Erkenntnis des Guten und Bösen, davon sollst du nicht essen; denn welches Tages du davon issest, wirst du gewißlich sterben.

18 Und Jehova Gott sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; ich will ihm eine Hülfe machen, seines Gleichen. (Eig. ihm entsprechend)

19 Und Jehova Gott bildete aus dem Erdboden alles Getier des Feldes und alles Gevögel des Himmels, und er brachte sie zu dem Menschen, um zu sehen, wie er sie nennen würde; und wie irgend der Mensch ein lebendiges Wesen nennen würde, so sollte sein Name sein.

20 Und der Mensch gab Namen allem Vieh und dem Gevögel des Himmels und allem Getier des Feldes. Aber für Adam fand er keine Hülfe seines Gleichen.

21 Und Jehova Gott ließ einen tiefen Schlaf auf den Menschen fallen, und er entschlief. Und er nahm eine von seinen ippen und verschloß ihre Stelle mit Fleisch;

22 und Jehova Gott baute aus der ippe, die er von dem Menschen genommen hatte, ein Weib, (dasselbe Wort wie Männin in v 23; so auch v 24 und später) und er brachte sie zu dem Menschen.

23 Und der Mensch sprach: Diese ist einmal Gebein von meinen Gebeinen und Fleisch von meinem Fleische; diese soll Männin heißen, denn vom Manne ist diese genommen.

24 Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seinem Weibe anhangen, und sie werden ein (Eig. zu einem) Fleisch sein.

25 Und sie waren beide nackt, der Mensch und sein Weib, und sie schämten sich nicht.

   

From Swedenborg's Works

 

Wahre Christliche Religion #48

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48. Ein denkwürdiges Erlebnis.

Ich sprach einst mit zwei Engeln, von denen der eine aus dem östlichen, der andere aus dem südlichen Himmel stammte. Als sie bemerkten, dass ich über die Geheimnisse der Weisheit nachsann, die sich auf die Liebe beziehen, fragten sie mich, ob ich schon etwas von den Schulen der Weisheit in ihrer Welt wüsste. Auf meine Antwort, dass dies nicht der Fall sei, sagten sie: „Es gibt deren eine ganze Reihe. Auf ein gegebenes Zeichen hin kommen dort jene zusammen, die eine geistige Neigung zu den Wahrheiten haben, das heißt die Wahrheiten lieben, weil sie Wahrheiten sind und durch sie die Weisheit entsteht. Sie besprechen sich miteinander und fassen Beschlüsse über Themen, die eingehender Forschung bedürfen.“ Darauf nahmen sie mich bei der Hand und sagten: „Begleite uns, und du wirst selbst sehen und hören. Gerade heute ist das Zeichen zur Versammlung gegeben worden.“ Ich wurde nun über eine Ebene zu einem Hügel geleitet, und siehe, am Fuß des Hügels öffnete sich eine Palmenallee, die bis zum Gipfel hinaufführte und die wir nun betraten, um den Hügel zu erklimmen. Oben zeigte sich ein Hain, zwischen dessen Bäumen die Erde etwas erhöht war und eine Art von Bühne bildete, auf welcher es eine mit vielfarbigen Steinplättchen belegte Ebene gab. Darum herum standen im Quadrat Sessel, auf denen die Freunde der Weisheit saßen. Im Mittelpunkt des Th eaters aber stand ein Tisch, darauf lag ein versiegeltes Schriftstück.

Wir wurden von den Sitzenden eingeladen, auf einigen der noch freien Sessel Platz zu nehmen, doch lehnte ich dies mit den Worten ab: „Ich bin von den beiden Engeln hierher geführt worden, um zu sehen und zu hören, nicht um einen Sitz einzunehmen.“ Die beiden Engel gingen zu dem Tisch in der Mitte, entsiegelten das Schriftstück und lasen den Versammelten daraus die Geheimnisse der Weisheit vor, die sie nun besprechen und entwickeln sollten. Bei diesen Geheimnissen, die von Engeln des dritten Himmels geschrieben und auf den Tisch herabgelassen worden waren, handelte es sich um folgende Fragen:

„Erstens, was ist das Bild und was ist die Ähnlichkeit Gottes, in die der Mensch geschaffen wurde? Zweitens, warum wird nicht auch der Mensch in die Kenntnis irgendeiner Liebe hinein geboren, da doch die Säugetiere und Vögel, edle wie unedle, in die Kenntnisse aller ihrer Triebe hinein geboren werden? Drittens, was ist zu verstehen unter dem Baum des Lebens, dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen und unter dem Essen von diesen Bäumen?“ Am Schluss aber hieß es: „Verbindet eure Antworten auf diese drei Fragen zu einem zusammenhängenden Gedanken, schreibt ihn auf einen frischen Bogen und legt diesen auf diesem Tisch nieder. Wir wollen dann sehen. Erscheint euer Beschluss nach unserem Urteil ausgewogen und richtig, so wird jedem von euch ein Preis für seine Weisheit verliehen werden.“

Nachdem die beiden Engel dies vorgelesen hatten, entfernten sie sich und wurden wieder in ihren eigenen Himmel erhoben. Nun begann die Versammlung die vorgelegten Geheimnisse zu untersuchen und zu entwickeln. Die auf ihren Sesseln Sitzenden äußerten sich der Reihe nach, und zwar zuerst jene, die gegen Norden saßen, dann die im Westen, hernach jene, die gegen Süden saßen, und zuletzt die im Osten. Sie nahmen nun den ersten Gegenstand der Erörterung vor: „Was ist das Bild und was ist die Ähnlichkeit Gottes, in die der Mensch geschaffen wurde?“ Ehe die eigentlichen Erörterungen begannen, wurden zuerst folgende Worte aus dem Buch der Schöpfung verlesen:

„Und Gott sprach, lasset uns den Menschen machen in unser Bild, nach unserer Ähnlichkeit. Und Gott schuf den Menschen in sein Bild, in das Bild Gottes schuf er ihn.“ (1 Mose 1:26 f.) „An dem Tage, da Gott den Menschen schuf, machte er ihn in die Ähnlichkeit Gottes.“ (1 Mose 5:1)

Nun begannen die gegen Norden Sitzenden und sagten: „Das Bild Gottes und die Ähnlichkeit Gottes sind die beiden Leben, die Gott den Menschen eingehaucht hat, das Leben des Willens und das Leben des Verstandes; denn es heißt wörtlich:

„Jehovah Gott bildete den Menschen, Staub vom Boden, und blies ihm den Odem der Leben 1 in die Nase, und der Mensch wurde zur lebendigen Seele“. (1 Mose 2:7)

Dies scheint zu bedeuten, dass ihm der Wille zum Guten und das Innewerden des Wahren, somit der Odem der beiden Formen des Lebens eingehaucht wurde, und weil er ihm von Gott eingehaucht wurde, bedeuten das Bild und die Ähnlichkeit Gottes die Reinheit aus der Liebe und Weisheit sowie aus der Gerechtigkeit und dem Gericht in ihm.“ Dies fand die Zustimmung derer, die gegen Westen saßen, die aber hinzufügten, der dem Adam bei der Schöpfung von Gott eingehauchte Zustand der Reinheit werde auch noch jedem Nachkommen Adams eingehaucht, er werde aber im Menschen auf bewahrt, und der Mensch sei ein Bild und eine Ähnlichkeit Gottes je nach seiner Aufnahme. Darauf sagten die Angehörigen der dritten Gruppe, die ihre Plätze gegen Süden hatten: „Bild und Ähnlichkeit Gottes sind zwei verschiedene Dinge, doch sind sie im Menschen von der Schöpfung her vereinigt, und wir sehen wie in einer Art inneren Lichts, dass der Mensch zwar das Bild Gottes in sich zerstören kann, nicht aber die Ähnlichkeit Gottes. Dies kann man wie durch ein sehr feines Gitter hindurch daran sehen, dass Adam, nachdem er das Ebenbild Gottes eingebüßt hatte, die Gottähnlichkeit erhalten blieb, denn noch nach der Verfluchung heißt es:

„Siehe, der Mensch ist geworden wie einer von uns, wissend Gutes und Böses“ (1 Mose 3:22), und später wird er noch ‚Ähnlichkeit Gottes‘ genannt, nicht aber ,Bild Gottes‘ (1 Mose 5:1). Doch überlassen wir es unseren Mitbrüdern, die gegen Osten sitzen und daher in einem reineren Licht sind, uns zu erklären, was es eigentlich mit dem Bild und mit der Ähnlichkeit Gottes auf sich hat.“ Nachdem Ruhe eingetreten war, erhoben sich jetzt die gegen Osten Sitzenden von ihren Plätzen und richteten ihre Blicke zum Herrn empor. Nach einer Weile setzten sie sich wieder und sprachen dann: „Das Bild Gottes ist dazu geschaffen, den Einfluss Gottes zu empfangen, und weil Gott die Liebe und Weisheit selbst ist, so ist es die Fähigkeit des Menschen, die göttliche Liebe und Weisheit aufzunehmen. Die Ähnlichkeit Gottes aber ist die vollkommene Ähnlichkeit und der völlige Anschein, als ob Liebe und Weisheit im Menschen selbst, also gänzlich sein eigen wären. Der Mensch empfindet es nämlich nicht anders, als ob er von sich aus liebe, von sich aus weise sei, das Gute wolle und das Wahre verstehe. In Wirklichkeit freilich stammt all dies von Gott und in keiner Weise aus ihm; Gott allein liebt und ist weise von sich, denn er ist die Liebe und Weisheit an sich. Die Ähnlichkeit oder der Anschein, als ob Liebe und Weisheit, Gutes und Wahres des Menschen eigene Leistung seien, stellt die Voraussetzung seines Menschseins und seiner Verbindung mit Gott dar, aus der er ewiges Leben hat. Daraus folgt also, dass der Mensch Mensch ist, weil er ganz wie von sich das Gute wollen und das Wahre verstehen und doch zu gleicher Zeit wissen und glauben kann, dass es von Gott stammt; denn je nachdem wie er dies weiß und glaubt, legt Gott sein Bild im Menschen an. Würde er hingegen glauben, Liebe und Weisheit stammten von ihm und nicht von Gott, wäre dies nicht möglich.“ Kaum hatten sie dies gesprochen, da überkam sie ein Eifer, der ihrer Wahrheitsliebe entsprang und sie zu folgenden Feststellungen veranlasste: „Wie könnte der Mensch nur das Geringste von Liebe und Weisheit in sich aufnehmen, im Gedächtnis behalten und später wieder äußern, wenn er es nicht als sein eigen empfände, und wie sollte durch Liebe und Weisheit eine Verbindung mit Gott entstehen, wenn dem Menschen nicht ein Gegengewicht der Verbindung gegeben wäre? Ohne ein solches ist doch eine Verbindung unmöglich! Und dieses Gegengewicht besteht darin, dass der Mensch Gott liebt und seinen Willen tut wie von sich, dabei aber doch glaubt, dass Gott ihm dazu verhilft. Und ferner: wie könnte der Mensch ewig leben, wenn er nicht mit dem ewigen Gott verbunden wäre, wie könnte also der Mensch Mensch sein ohne diese Ähnlichkeit Gottes in ihm?“

Diese Äußerungen fanden die Zustimmung aller Anwesenden, und nun einigte man sich auf folgenden Beschluss: „Der Mensch ist in der Lage, Gott aufzunehmen, und heißt deshalb Bild Gottes. Da nun Gott die Liebe und Weisheit selbst ist, so nimmt der Mensch diese auf. Je nach der Intensität dieser Aufnahme wird er zu einem Ebenbild Gottes. Eine Ähnlichkeit Gottes ist der Mensch dadurch, dass er, was von Gott stammt, in sich als sein eigen fühlt, aber aus dieser Ähnlichkeit wird er nur in dem Maß zu einem Ebenbilde Gottes, wie er anerkennt, dass Liebe und Weisheit, Gutes und Wahres in ihm nicht sein Eigentum, also nicht von ihm, sondern allein in Gott und also von Gott sind.“

Danach nahm man den anderen Gegenstand der Erörterung vor: „Warum wird nicht auch der Mensch in die Kenntnis irgendeiner Liebe hinein geboren, da doch die Säugetiere und Vögel, edle wie unedle, in die Kenntnisse aller ihrer Triebe hinein geboren werden?“ Die Wahrheit dieses Satzes wurde zuerst durch alles Mögliche bestätigt, z. B. werde der Mensch nicht einmal in die Kenntnis der ehelichen Liebe hinein geboren. Von einigen anwesenden Forschern erfuhr man auf Befragen, dass der Säugling nicht einmal die Mutterbrust aus angeborenem Wissen kenne, vielmehr lerne er sie erst kennen, wenn er von der Mutter oder Amme angelegt werde; lediglich zu saugen wisse er, aber auch dies nur von den beständigen Saugbewegungen, die er bereits im Mutterleibe ausführe. Hernach kann das Kind zunächst weder gehen noch seine Laute zu irgendeiner menschlichen Sprache formen. Es kennt auch im Unterschied zu den Tieren nicht die ihm zuträgliche Nahrung, sondern nimmt in den Mund, was ihm gerade in die Finger kommt, es sei rein oder unrein. Die Forscher erklärten, ohne eine Anleitung wisse der Mensch ferner auch überhaupt nichts von der Art und Weise, wie man das andere Geschlecht zu lieben hat; noch nicht einmal die Jungfrauen und Jünglinge wüssten dies ohne Aufklärung von anderer Seite. Mit einem Wort, der Mensch wird körperlich geboren wie ein Wurm, und er bleibt körperlich, es sei denn, dass er von anderen lernt, sich Wissen anzueignen, zu verstehen und weise zu sein. Darauf führten sie den Nachweis, dass sämtliche Tiere, edle wie unedle, Landtiere, Vögel, Kriechtiere, Fische und Insekten in alle Kenntnisse ihrer Lebenstriebe geboren werden. Zum Beispiel wissen sie alles, was zu ihrer Ernährung, Behausung, zur Geschlechtsliebe und Fortpflanzung sowie zur Aufzucht ihrer Jungen notwendig ist. Sie bekräftigten dieses durch die wunderbaren Dinge, die sie sich ins Gedächtnis zurückriefen aus all dem, was sie in der natürlichen Welt, in der sie früher gelebt hatten, gesehen, gehört und gelesen hatten, und in der es nicht sinnbildliche, sondern wirkliche Tiere gibt. Nachdem auf diese Weise die Wahrheit des Satzes völlig bewiesen war, schickte man sich an, die Ursachen zu erforschen und herauszufinden, wie man dieses Geheimnis enthüllen und ans Licht bringen könnte. Alle stimmten überein, dass die genannten Erscheinungen einzig von der göttlichen Weisheit herrühren könnten und nichts anderes bezweckten, als dass der Mensch Mensch und das Tier Tier sei. Auf diese Weise sei gerade die Unvollkommenheit der Geburt des Menschen seine Vollkommenheit, die Vollkommenheit der Geburt des Tieres aber seine Unvollkommenheit.

Hierauf begannen zuerst die Geister von der Nordseite ihre Ansicht zu eröffnen. Sie sagten, der Mensch werde ohne Kenntnisse geboren, damit er imstande sei, alle Kenntnisse zu erlangen. Würde er hingegen schon mit Kenntnissen geboren, so könnte er außer den angeborenen nicht eine einzige andere dazu erwerben. Sie beleuchteten dies durchfolgenden Vergleich: „Der neugeborene Mensch ist wie ein Boden, auf dem noch kein Same gesät ist, der aber bereit ist, alle Arten von Samen aufzunehmen, keimen und Frucht bringen zu lassen. Das Tier hingegen ist wie ein bereits besäter, mit Gräsern und Kräutern bewachsener Boden, der neu hinzukommenden Samen nicht mehr aufzunehmen vermöchte, sondern ersticken würde. Daher braucht der Mensch viele Jahre um heranzuwachsen, während welcher er wie ein Boden angebaut werden kann, um dann gleichsam alle Arten von Saaten, Blumen und Bäumen hervorzubringen. Das Tier aber erreicht seine Reife in wenigen Jahren, in denen es zu nichts anderem als dem ihm Angeborenen ausgebildet werden kann.“

Nun begannen die Geister der westlichen Seite und erklärten: „Der Mensch wird im Unterschied zum Tier nicht als ein Wissender geboren, sondern mit Fähigkeiten und Neigungen, fähig zu wissen und mit der Neigung zu lieben. Ja mehr noch, er wird mit der Fähigkeit geboren, nicht allein das Seinige und die Welt zu lieben, sondern auch was göttlich und himmlisch ist. Mit anderen Worten, der Mensch wird geboren als ein Organ, das durch seine äußeren Sinne nur spärliches Leben hat, durch die inneren aber gar keines, mit dem Ziel, dass er allmählich ins Leben treten und nacheinander ein natürlicher, ein vernünft iger und zuletzt ein geistiger Mensch werden könne. Dies wäre nicht möglich, würde er gleich den Tieren bereits mit Kenntnissen und Trieben geboren. Denn gerade die angeborenen Kenntnisse und Vorlieben setzen jener Entwicklung Grenzen, die angeborenen Fähigkeiten und Neigungen dagegen nicht. Daher kann der Mensch auf dem Gebiet der Wissenschaft, Einsicht und Weisheit bis in Ewigkeit entwickelt werden.“

Nun kam die Reihe an jene, die im Süden saßen. Sie erklärten Folgendes: „Es ist dem Menschen unmöglich, irgendein Wissen in sich selbst zu finden. Er muss es vielmehr von anderen empfangen, weil er keine angeborenen Kenntnisse hat. Das bedeutet aber, dass er auch keinerlei Liebe in sich selbst findet; denn wo kein Wissen ist, da ist auch keine Liebe. Wissen und Liebe sind unzertrennliche Gefährten, man kann sie ebenso wenig trennen wie Wille und Verstand, Neigung und Gedanke, ja ebenso wenig wie Wesen und Form. Daher gesellt sich zum Wissen, das der Mensch von anderen empfängt, auch die Liebe als dessen Gefährte. Und zwar ist es die universelle Liebe, die sich dem Wissen beigesellt, die Liebe zu wissen und weiter auch zu verstehen und weise zu sein. Diese Liebesarten fließen von Gott ein und finden sich allein beim Menschen, nicht bei irgendeinem Tier. Wir stimmen mit unseren Brüdern aus dem Westen darin überein, dass der Mensch mit keinerlei Liebe und folglich auch ohne jegliches Wissen geboren wird, sondern allein mit einer Neigung zu lieben, und von da aus auch mit der Fähigkeit, Kenntnisse in sich aufzunehmen – freilich nicht von sich, sondern von anderen, oder vielmehr durch andere. Durch andere, so möchten wir betonen, weil ja auch diese nichts von sich selbst besitzen, sondern ursprünglich alles von Gott empfangen haben. Wir sind auch mit unseren Brüdern der nördlichen Reihe darin einig, dass der neugeborene Mensch einem unbestellten Boden gleicht, der jedoch alle Arten von Samen, edle wie unedle, aufzunehmen fähig ist. Aus diesem Grund wird er homo (Mensch) genannt von humus (Boden, Erdreich) sowie Adam (Mensch) von adamah (das heißt ebenfalls Boden). Wir möchten noch beifügen, dass die Tiere mit Naturtrieben und diesen entsprechenden Kenntnissen geboren werden, dass sie aber trotz dieser Kenntnisse in Wirklichkeit gar nichts wissen, denken und verstehen, geschweige denn daraus weise sind, sondern dass sie nur durch ihre Triebe zu den Kenntnissen geleitet werden, beinahe wie Blinde sich von ihren Hunden durch die Straßen leiten lassen. In Bezug auf den Verstand nämlich sind die Tiere blind oder wie Nachtwandler, die bei eingeschläfertem Verstand aus blindem Wissen handeln“.

Zuletzt sprachen die der östlichen Reihe und sagten: „Wir stimmen all dem bei, was unsere Brüder gesagt haben. Der Mensch weiß nichts von sich aus, sondern allein von anderen und durch andere, damit er einsehen und anerkennen möge, dass alles von Gott stammt, was er weiß, versteht und worin er weise ist. Nicht anders kann der Mensch vom Herrn gezeugt und geboren werden und zu Gottes Bild und Ähnlichkeit heranreifen. Zum Bild Gottes wird er nämlich durch die Anerkennung und den Glauben, dass ihm alles Gute der Liebe und Nächstenliebe, alles Wahre der Weisheit und des Glaubens von Gott gegeben wurde und ständig gegeben wird, dass es aber nicht seinem Eigenen entstammt. Gott ähnlich aber ist er dadurch, dass er all dies fühlt, als ob es in ihm selber wäre. Und zwar hat er dieses Gefühl gerade deshalb, weil er nicht mit Kenntnissen geboren wird, sondern sie empfängt, und weil, was er empfängt, ihm so erscheint, als ob es aus ihm selber stamme. Diese Empfindung wird dem Menschen ebenfalls von Gott verliehen, damit er Mensch sei und nicht Tier; denn eben dadurch, dass er will, denkt, liebt, weiß, versteht und weise ist wie aus sich, nimmt er Kenntnisse auf und erhöht sie zur Einsicht und – wenn er sie anwendet – zur Weisheit. So verbindet Gott den Menschen mit sich und der Mensch seinerseits sich mit Gott. Hätte Gott nicht dafür gesorgt, dass der Mensch in gänzlicher Unwissenheit geboren wird, wäre dies unmöglich.“

Nach dieser Feststellung wünschten alle, dass das Besprochene zum Beschluss erhoben werde, was auch geschah. Der Beschluss aber hatte folgenden Wortlaut: „Der Mensch wird ohne jedes Wissen geboren, damit er zu jeglichem Wissen gelangen und zur Einsicht, durch diese aber zur Weisheit fortschreiten könne. Er wird auch mit keiner Liebe geboren, damit er durch einsichtsvolle Anwendung der Kenntnisse zu jeder Art der Liebe gelangen könne, und dass er insbesondere durch die Liebe zum Nächsten die Liebe zu Gott gewinnen, mit Gott verbunden und so zum Menschen werden und ewig leben möge.“

Danach nahmen sie wieder das Schrift stück, um daraus den dritten Gegenstand der Untersuchung zu entnehmen. Dieser lautete: „Was ist zu verstehen unter dem Baum des Lebens, dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen und was unter dem Essen von diesen Bäumen?“ Die Östlichen wurden nun von allen anderen gebeten, dieses Geheimnis zu entwickeln, da es eine Angelegenheit tieferer Einsicht sei und sie in einem flammenden Licht, das heißt in der Weisheit der Liebe ständen, jener Weisheit, die durch den Garten Eden bezeichnet wird, in dem sich die beiden Bäume befanden. Die Östlichen erklärten sich dazu bereit, aber weil der Mensch nichts aus sich nehmen könne, sondern alles allein von Gott empfange, wollten sie es unter seinem Einfluss sagen, gleichwohl aber wie von sich selbst. Und nun sagten sie: „Durch den Baum wird der Mensch dargestellt und durch die Frucht das Gute des Lebens. Der „Baum des Lebens“ bedeutet daher den aus Gott lebenden Menschen. Liebe und Weisheit, Nächstenliebe und Glaube, das Gute und Wahre bilden das Leben Gottes im Menschen, und so stellt der Baum des Lebens den Menschen dar, in dem diese Tendenzen von Gott her sind und der von daher ewiges Leben hat. Etwas Ähnliches bedeutet auch der Baum des Lebens, von dem, wie es in der Offenbarung (Offenbarung 2:7; 22:2, 14) heißt, zu essen gegeben werden wird. Der „Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen“ steht für den Menschen, der aus sich und nicht aus Gott zu leben glaubt, für den Menschen, der infolgedessen Liebe und Weisheit, Nächstenliebe und Glauben, das heißt das Gute und Wahre nicht für Gottes Eigentum, sondern für sein eigenes hält, und zwar deshalb, weil er ja allem Anschein nach denkt und will, redet und handelt wie aus sich. Weil sich der Mensch infolgedessen einredet, auch er sei Gott, so sagte die Schlange:

„Gott weiß, dass welches Tages ihr davon (nämlich von der Frucht des Baumes) essen werdet, eure Augen sich auftun, und ihr sein werdet wie Gott, wissend Gutes und Böses.“ ( 1 Mose 3:5)

Das Essen bedeutet die Aufnahme und Aneignung, das Essen vom Baum des Lebens die Aufnahme des ewigen Lebens, das Essen vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen die Aufnahme der Verdammnis. Unter der Schlange ist der Teufel zu verstehen in Bezug auf die Selbstliebe und den Dünkel eigener Einsicht. Die Selbstliebe ist gleichsam der Besitzer jenes Baumes, und Menschen, die den Dünkel der Selbstliebe nähren, stellen solche Bäume dar. Wer also glaubt, Adam sei weise gewesen und habe das Gute aus sich selbst getan und das Wesen seiner Unschuld habe eben darin bestanden, irrt sich gewaltig. Adam wurde ja gerade wegen dieses Glaubens verflucht; denn das Essen vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen stellt diesen falschen Glauben dar, und darum verlor er auch im selben Augenblick seine Unschuld, in der er nur war, solange er glaubte, aus Gott und nicht aus sich selbst weise zu sein und das Gute zu tun. Dies nämlich wird durch das Essen vom Baume des Lebens bezeichnet. Der Herr allein war während seines Erdenlebens weise aus sich selbst und vollbrachte ebenso auch das Gute aus eigener Kraft, wohnte doch Gottes Liebe und Weisheit von Geburt an in ihm und war sein eigen. So wurde er auch aus eigener Macht unser Erlöser und Heiland.“

Aus all dem kamen sie nun zu folgendem Beschluss: „Der Baum des Lebens, der Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sowie das Essen von diesen Bäumen stellen die Tatsache dar, dass der ihm innewohnende Gott für den Menschen das Leben ist, und dass ihm aus dessen Gegenwart der Himmel und das ewige Leben erwachsen, während es den geistigen Tod über den Menschen bringt, wenn er sich im Glauben begründet, nicht Gott sei sein Leben, sondern er selbst, und dass ihm daraus die Hölle, der ewige Tod und die Verdammnis erwachsen.“

Hierauf nahmen sie nochmals das von den Engeln auf dem Tisch zurückgelassene Schriftstück zur Hand und lasen im Nachwort die Aufforderung, ihre drei Antworten zusammenzufassen. Als sie sich daran machten, dies zu tun, entdeckten sie, dass alle drei Beschlüsse eine zusammenhängende Gedankenkette bildeten, und zwar wie folgt: „Der Mensch ist dazu geschaffen, Liebe und Weisheit von Gott aufzunehmen, und zwar dem Anschein nach so, als ob er sie von selbst fände, denn um der Aufnahme und Verbindung willen ist dies unerlässlich. Der Mensch wird deshalb nicht mit irgendeiner Liebe oder irgendeinem Wissen geboren, ja nicht einmal mit der Fähigkeit, aus eigener Kraft zu lieben und weise zu sein. Er wird daher ein lebendiger Mensch, wenn er alles Gute der Liebe und alles Wahre der Weisheit Gott zuerkennt; spricht er es aber sich selbst zu, so wird er ein toter Mensch.“ Dies schrieben sie auf ein neues Blatt und legten es auf dem Tisch nieder. Und siehe, plötzlich erschienen Engel in einer glänzenden Wolke und trugen das Blatt in den Himmel. Nachdem man es dort gelesen hatte, vernahmen die Versammelten die Worte: „Gut, gut, gut!“ Und augenblicklich zeigte sich die Erscheinung eines Engels. Er schien vom Himmel herab zufliegen und an Füßen und Schläfen je zwei Flügel zu tragen. Er führte die Preise mit sich: Kleider, Hüte und Lorbeerkränze. Nun ließ er sich schließlich nieder und begann mit der Verteilung, und zwar gab er denen, die in der nördlichen Reihe saßen, Kleider von Opalfarbe und denen in der westlichen Reihe Kleider von scharlachroter Farbe; die gegen Süden Sitzenden jedoch empfingen Hüte, deren Ränder mit Goldund Perlenbändern geschmückt und an der linken, etwas erhöhten Hälft e mit blumenförmig geschnittenen Diamanten verziert waren. Die Delegierten der östlichen Reihe endlich erhielten Lorbeerkränze, die von Rubinen und Saphiren schimmerten. Als alle ihre Preise empfangen hatten, gingen sie freudig aus der Schule der Weisheit nach Hause.

Footnotes:

1. wörtliche Übersetzung des hebräischen Textes

  
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