226. I. Das Wort ist ohne Lehre nicht zu verstehen.
Das Wort besteht nämlich im Buchstabensinn aus lauter Entsprechungen, damit erstens die geistigen und himmlischen Dinge gleichzeitig in ihm gegenwärtig sind und damit ihnen zweitens jedes Wort zur Hülle und Stütze dienen kann. Aus diesem Grund sind die göttlichen Wahrheiten im Buchstabensinn selten nackte, sondern meist bekleidete Wahrheiten, äußere Erscheinungen des Wahren genannt, und vieles ist dem Fassungsvermögen einfacher Menschen angepasst, die ihr Denken nicht über die vor Augen liegenden Dinge erheben. Einiges scheint sich auch zu widersprechen, obwohl es im Wort, sobald man es in seinem geistigen Licht betrachtet, keinerlei Widerspruch gibt. Ferner werden in einigen Stellen bei den Propheten Namen von Orten und Personen aufgezählt, die keinerlei Sinn ergeben. All das zeigt, dass das Wort ohne Lehre nicht zu verstehen ist.
Einige Beispiele mögen es beleuchten. Es heißt, dass es „den Jehovah gereue.“ (2 Mose 32:12, 14; Jona 3:9; 4:2) Es heißt aber auch, dass es „den Jehovah nicht gereue.“ (4 Mose 23:19; 1 Samuel 15:29) Wie ließe sich das ohne Lehre in Übereinstimmung bringen? Es heißt, „Jehovah suche die Missetat der Väter an den Söhnen heim bis ins dritte und vierte Glied.“ (4 Mose 14:18) Andererseits aber heißt es, „der Vater solle nicht um des Sohnes und der Sohn nicht um des Vaters willen, sondern ein jeglicher in seiner eigenen Sünde sterben.“ (5 Mose 24:16) Nach der Lehre widerspricht sich das nicht, sondern stimmt überein. Jesus sagt: „Bittet, so wird euch gegeben, suchet, so werdet ihr finden, klopfet an, so wird euch aufgetan werden.“ (Matthäus 7:7 f. Matthäus 21:21 f.) Ohne Lehre müsste man glauben, jeder werde erhalten, worum er bittet. Die Lehre aber zeigt, dass dem Menschen gegeben wird, was er in Übereinstimmung mit dem Herrn erbittet. So lehrt auch der Herr: „Wenn ihr in mir bleibt und meine Wort in euch bleiben, so bittet, was ihr wollt, und es wird euch geschehen.“ (Johannes 15:7) Der Herr sagt ferner: „Selig sind die Armen, denn ihrer ist das Himmelreich.“ (Lukas 6:20) Ohne Lehre könnte man denken, der Himmel sei nur für die Armen und nicht für die Reichen da. Die Lehre aber zeigt, dass hier die Armen im Geist zu verstehen sind, denn der Herr sagt: „Selig sind die Armen im Geist, denn ihrer ist das Himmelreich.“ (Matthäus 5:3) Des weiteren sagt der Herr: „Richtet nicht, auf dass ihr nicht gerichtet werdet; denn mit welcherlei Gericht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden.“ (Matthäus 7:1 f.; Lukas 6:37) Ohne Lehre könnte man sich dazu verleiten lassen, damit die Ansicht zu begründen, dass man einen bösen Menschen nicht böse nennen dürfe. Nach der Lehre darf man jedoch ein solches Urteil abgeben, vorausgesetzt, es ist gerecht; denn der Herr sagt: „Richtet ein gerechtes Gericht.“ (Johannes 7:24) Jesus sagt: „Ihr sollt euch nicht Lehrer nennen, denn einer ist euer Lehrer: Christus. Nennet niemanden auf der Erde euren Vater denn einer ist euer Vater: der in den Himmeln. Ihr sollt euch auch nicht Meister nennen lassen, denn einer ist euer Meister: Christus.“ (Matthäus 23:8-10) Ohne Lehre hieße das, es sei verboten, irgendjemanden als Lehrer, Vater oder Meister zu bezeichnen. Aus der Lehre aber weiß man, dass man dies sehr wohl tun darf, freilich nur im natürlichen, nicht im geistigen Sinn. Jesus sagte zu den Jüngern: „Wenn des Menschen Sohn sitzen wird auf dem Thron seiner Herrlichkeit, so werdet auch ihr sitzen auf zwölf Th ronen und richten die zwölf Stämme Israels.“ (Matthäus 19:28) Aus diesen Worten könnte man den Schluss ziehen, auch die Jünger des Herrn würden als Richter beigezogen, während sie doch niemanden richten können. Die Lehre nun wird dieses Geheimnis so erklären, dass der Herr allein, der Allwissende, der die Herzen aller kennt, richten wird und richten kann, und dass man unter seinen zwölf Jüngern die Kirche zu verstehen hat in Bezug auf alle Grundsätze des Wahren und Guten, die ihr vom Herrn durch das Wort zuteil geworden sind. Daraus folgert die Lehre, dass diese jeden richten werden, entsprechend den Worten des Herrn bei Johannes 3:17 f. und Johannes 12:47 f. Viele andere Stellen im Wort sind ganz ähnlich wie die angeführten, die uns deutlich zeigen, dass das Wort ohne Lehre nicht zu verstehen ist.