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Himmel und Hölle #0

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 EMANUEL SWEDENBORG

HIMMEL und HÖLLE

Visionen & Auditionen

Aus dem Lateinischen von Dr. Friedemann Horn SWEDENBORG-VERLAG ZÜRICH

Titel des lateinischen Originals von 1758:

DE COELO ET EJUS MIRABILIBUS, ET DE INFERNO

EX AUDITIS ET VISIS

Auflage 2005

© 1992 by Swedenborg-Verlag Zürich Satz: Swedenborg-Verlag Zürich Druck und Bindung: CPI Books, Ebner & Spiegel Buch GmbH, Ulm.

Printed in Germany ISBN 3-85927-241-1

INHALTSVERZEICHNIS

Vorwort des Übersetzers

I. DER HIMMEL

Vorbemerkungen des Verfassers

Der Herr ist der Gott des Himmels 2-6

Das Göttliche des Herrn bildet den Himmel 7-12

Dieses Göttliche ist die Liebe zu Ihm und zum Nächsten 13-19

Der Himmel besteht aus zwei Reichen 20-28

Es gibt drei Himmel. 29-40

Die Himmel bestehen aus unzähligen Gesellschaften 41-50

Jede Gesellschaft und jeder Einzelne ist ein kleinerer Himmel 51-58

Der Himmel im ganzen stellt einen einzigen Menschen dar 59-67

Jede Gesellschaft in den Himmeln stellt einen Menschen dar 68-72

Jeder Engel hat daher eine vollkommene menschliche Gestalt 73-77

All dies beruht auf dem Göttlich-Menschlichen des Herrn 78-86

Der Herr und sein Göttlich-Menschliches (Leitsätze aus den HG)

Die Entsprechung des Himmels mit dem Menschen 87-102

Die Entsprechung des Himmels mit den irdischen Dingen 103-115

Die Sonne im Himmel 116-125

Licht und Wärme im Himmel 126-140

Die vier Hauptrichtungen im Himmel 141-153

Zustandsveränderungen bei den Engeln im Himmel 154-161

Die Zeit im Himmel 162-169

Die Vorbildungen und Erscheinungen im Himmel 170-176

Die Gewänder der Engel

Wohnungen und Heimstätten der Engel

Der Raum im Himmel

Die Wirkung der Form des Himmels

Die Regierungen im Himmel

Vom Gottesdienst im Himmel

Die Macht der Engel

Die Sprache der Engel

Wie die Engel mit den Menschen reden

Himmlische Schriften

Die Weisheit der Engel

Der Zustand der Unschuld bei den Engeln

Der Zustand des Friedens im Himmel

Die Verbindung des Himmels mit dem Menschengeschlecht

Verbindung von Himmel und Mensch durch das Wort

Himmel und Hölle sind aus dem menschlichen Geschlecht

Heiden und andere Nichtchristen im Himmel

Die Kinder im Himmel

Weise und Einfältige im Himmel

Über die Wissenschaften (Leitsätze aus den HG)

Reiche und Arme im Himmel

Die Ehen im Himmel

Die Tätigkeiten der Engel im Himmel

Die himmlische Freude und Glückseligkeit

Die Unermeßlichkeit des Himmels

II. DIE GEISTERWELT

Was ist die Geisterwelt?

Jeder Mensch ist seinem Inneren nach ein Geist

Auferweckung von den Toten und Eintritt ins ewige Leben

Der Mensch hat nach dem Tod vollkommene Menschengestalt

Er hat dann alle Sinne, Gedächtnis, Denken und Neigungen

Der Mensch ist nach dem Tod so, wie sein Leben in der Welt war

Die Lebensfreuden verwandeln sich in ihre Entsprechungen

Erster Zustand des Menschen nach dem Tode

Zweiter Zustand des Menschen nach dem Tode

Dritter Zustand des Menschen nach dem Tode

Kein Einlaß in den Himmel durch unmittelbare Barmherzigkeit

Das zum Himmel führende Leben ist nicht so schwer

III. DIE HÖLLE

Der Herr regiert die Höllen

Der Geist selbst wirft sich in die Hölle

Die Höllischen sind aufgrund ihrer Selbst und Weltliebe im Bösen und in dem daraus entspringenden Falschen

Das höllische Feuer und Zähneknirschen

Bosheiten und verruchte Kunstgriffe der höllischen Geister

Äußere Erscheinung, Lage und Vielfalt der Höllen

Das Gleichgewicht zwischen Himmel und Hölle

Dieses Gleichgewicht erhält den Menschen in der Freiheit

Die Freiheit des Menschen (Leitsätze aus den HG)

Anmerkungen (Leitsätze aus den HG)

VORWORT DES ÜBERSETZERS

ZUR REVIDIERTEN AUFLAGE VON 1992

„Himmel und Hölle“ ist wahrscheinlich das populärste Werk des schwedischen Sehers. Im Jahre 1758 zu London in lateinischer Sprache veröffentlicht, hat es seither einige hundert Auflagen in den verschiedensten Sprachen erlebt. Schon Hyde’s „Bibliography of Swedenborg’s Works“ (Bibliographie der Werke Swedenborgs) vom Jahre 1906 erwähnt allein 95 verschiedene englische Ausgaben, dazu 1 arabische, 2 dänische, 2 holländische, 8 französische, 11 deutsche, 1 hindustanische, 1 italienische, 1 polnische, 1 russische, 6 schwedische, 1 walisische – nebst Dutzenden von Auszügen des Werkes in den genannten und weiteren Sprachen.

Da seit dieser Aufzählung 86 Jahre vergangen sind, kann man damit rechnen, daß die Anzahl der Auflagen in den verschiedenen Sprachen heute bei 200 liegt.

Was nun die deutschen Ausgaben des Werkes anbelangt, so ist die erste bereits 1774, also zwei Jahre nach Swedenborgs Tod, in Leipzig erschienen. Ihre Übersetzung war von keinem geringeren als dem berühmten „schwäbischen Vater“, nämlich Prälat Friedrich Christoph Oetinger veranlaßt, der als erster in deutschen Landen für eine vorurteilslose Prüfung Swedenborgs eingetreten und dafür von seinem Konsistorium recht übel behandelt worden war. Oetingers Übersetzung erlebte insgesamt 5 Auflagen, und es ist sicher, daß die großen Geister der deutschen Klassik und Romantik, sowie des Deutschen Idealismus ihre Swedenborg betreffenden Kenntnisse zumeist aus diesen und den anderen auf Oetinger zurückgehenden Swedenborg-Ausgaben bezogen haben. 1830 steuerte L. Hofaker eine weitere, freilich bei weitem weniger erfolgreiche Übersetzung des Werkes bei, bis endlich im Jahre 1854 die „klassische“, bis heute mindestens zehnmal nachgedruckte Übertragung des Tübinger Universitäts-Bibliothekars Prof. Immanuel Tafel erschien.

ZUR ÜBERSETZUNG

Was die Genauigkeit der Tafelschen Übersetzung angeht, so dürfte sie kaum zu übertreffen sein. Käme es allein darauf an, so hätte ein weiterer Nachdruck genügt. Aber 120 Jahre sind eine lange Zeit. Das Sprachgefühl hat sich wesentlich verändert. Tafels deutscher Stil, der sich so nahe als überhaupt möglich an Swedenborgs Latein hält, würde selbst bei gründlicher Revision dem heutigen Leser noch Mühe machen. Daher hatte die Verlagsleitung den Eindruck, daß – ähnlich wie bei dem Anfang der 60er Jahre neu herausgebrachten Werk „Die Wahre Christliche Religion“ – allein eine ganz neue Übertragung zweckdienlich wäre, eine Übertragung, die absolute Treue gegenüber dem Inhalt mit besserer Lesbarkeit verbindet.

Diesem obersten Grundsatz hatte sich alles andere unterzuordnen. Zunächst einmal galt es, die im Original oftmals schier endlosen „Schachtelsätze“ auseinanderzunehmen und den Zusammenhang der Ideen auf andere Weise, nämlich durch entsprechende Bindewörter oder auch durch Umstellungen durchsichtig zu machen. Das erforderte oftmals sehr langwierige Überlegungen, sollte auch nicht eine Schattierung dieser Zusammenhänge verloren gehen. Der Schachtelsatz ist ja an sich gerade für derart komplexe Ideen, wie sie Swedenborg vorbringt, das geeignetste Mittel der Darstellung. Nur wird man heutzutage kaum mehr mit der Bereitschaft der Leser rechnen dürfen, derartige Sätze zu lesen, zumal wenn sie massiert auftreten. Dies war die schwerste Hürde für den Übersetzer, der sich der Treue gegenüber dem Autor und der Rücksicht gegenüber dem Leser gleichermaßen verpflichtet fühlte.

Ferner galt es, für eine Reihe von lateinischen Wörtern andere deutsche Übersetzungen zu finden, vorweg für das fast auf jeder Seite vorkommende Wort charitas (= caritas). Tafel hat dafür von Oetinger die Wortbildung Liebtätigkeit übernommen, die sich jedoch im Deutschen in neuerer Zeit nirgends findet und die auch – von Ausnahmen abgesehen – nicht vollständig ausdrückt, was gemeint ist. Da bei uns das Wort Liebestätigkeit ein fest umrissener Begriff ist, der die praktische Ausübung von Nächstenliebe bezeichnet (man denke an das katholische Hilfswerk „Caritas“!), so können beim Lesen des Wortes Liebtätigkeit Irrtümer kaum ausbleiben. Swedenborg meint nämlich mit charitas fast durchwegs die der praktischen Ausübung zugrunde liegende wohlwollende Gesinnung, und diese ist nun einmal am allgemeinverständlichsten in dem gebräuchlichen Wort Nächstenliebe ausgedrückt. Deshalb habe ich charitas fast immer mit „Nächstenliebe“ wiedergegeben, ausnahmsweise auch mit „tätiger Liebe“.

Ein anderes Beispiel: Swedenborg spricht oft von der mit jeder Liebe oder Neigung – sie sei gut oder böse – verbundenen, besonderen Freude. „Omnia jucunda profluunt ex amore“. Man sieht, jucunda ist ein substantivisch gebrauchtes Adjektiv. Jucundus, -a, -um heißt eigentlich „förderlich“, und von daher „angenehm, erfreulich“. Eigentlich müßte man also den zitierten Satz und alle ähnlichen Stellen übersetzen: „Alles, was angenehm (erfreulich) ist, geht aus einer Liebe hervor“, oder auch: „Alle angenehmen (Dinge) gehen aus einer Liebe hervor.“ Tafel hat nun – mit Recht – übersetzt, als ob das Substantiv jucunditas dort stünde. Es ist nur nicht einzusehen, warum er dafür meist das in der neueren deutschen Literatur unbekannte Wort „Lustreiz“ verwendet. Das Wort ruft unwillkürlich Vorstellungen ungeistiger Art hervor. Ich habe mich im allgemeinen an Oetinger gehalten, der jucundus gewöhnlich mit „Freude“ übersetzt. Hin und wieder habe ich auch – mich enger an den eigentlichen Sinn des Wortes haltend – jucundus mit „das Angenehme“ oder mit „das, was angenehm ist“ wiedergegeben.

DIE IN KAUF ZU NEHMENDEN NACHTEILE

Der Nachteil, von Tafel in diesen und anderen Fällen abzuweichen, liegt auf der Hand: „Liebtätigkeit“ und „Lustreiz“ haben sich seit bald eineinhalb Jahrhunderten bei den Freunden Swedenborgs im deutschen Sprachbereich derart eingebürgert, daß sie diese Ausdrücke für „typisch neukirchlich“ und daher für unverzichtbar halten, obwohl das gar nicht zutrifft. Die Tatsache, daß die genannten Wörter außerhalb der deutschsprachigen Swedenborg-Literatur nicht begegnen, bestärkt sie noch in dieser Meinung.

Ich habe es mir reiflich überlegt, ob ich mit der von Tafel begründeten Tradition brechen sollte – auch aus einem weiteren, womöglich noch gewichtigeren Grunde:

Man hat des öfteren beklagt, daß Swedenborg bei seiner umwälzend neuen Formulierung der „Lehren des Herrn für Seine Neue Kirche“ nicht eine ebenso umwälzend neue Sprache benutzt hat, sich vielmehr fast ausnahmslos der von einer ganz anderen Theologie geprägten Ausdrucksweise bediente. Mißverständnisse konnten daher nicht ausbleiben, und vielleicht war sich Swedenborg – ohne es ändern zu können – auch darüber klar.

Möglicherweise haben wir hierin auch einen der wichtigsten Gründe dafür zu suchen, daß er in jedem neuen Kapitel seine von den herkömmlichen Begriffen so stark abweichenden, aber doch mit den herkömmlichen Fachausdrücken formulierten Anschauungen beharrlich – aber für manche Leser ermüdend – wiederholt. An einer Stelle seiner etwa 20000 Seiten umfassenden religiösen Werke sagt Swedenborg einmal sinngemäß: Um zu verhindern, daß man seine Werke irgendwo aufschlage und sich dann ein rasches und ungerechtes Urteil bilde, wiederhole er die Grundwahrheiten immer wieder – eben um zu zeigen, daß der von ihm benützte traditionelle theologische Wortschatz in seiner Sicht eine ganz neue Bedeutung erhält.

ALTE WÖRTER MIT NEUEM INHALT

Einige Beispiele zur Verdeutlichung: Herkömmlicherweise stellt man sich unter den „Engeln“ Wesen vor, die als solche von Gott erschaffen wurden und den „Himmel“ bevölkern. Ab und zu kommen sie zur Erde herab, um eine Botschaft von Gott auszurichten. Man stellt sie gewöhnlich mit Flügeln dar, einmal um verständlich zu machen, daß sie vom Himmel herab auf die Erde kommen können, zum anderen, um sie von den Menschen zu unterscheiden, die an die materielle Welt gebunden sind.

Seit Renaissance, Barock und Rokoko die Engel gern als „Putten“, d.h. als eine Art Mischung zwischen den antiken Eroten und christlichen Engeln darstellten, wurde es üblich, verniedlichend von den „Engelchen“ zu reden und sie als eine Art frommer Märchenfiguren in der Welt der kindlichen Psyche anzusiedeln. Rilkes Aussage in der 1. Duineser Elegie, „ein jeder Engel ist schrecklich“ (nämlich übermächtig) bezeichnet so etwas wie eine Wende in der langanhaltenden Abwertung der Engel im christlich-jüdischen Kulturkreis. Da Rilke von Swedenborgs „Himmel und Hölle“ so beeindruckt war, daß er es einst seinem mir bekannten Freunde, dem Maler RR Junghanns, schenkte, dürfen wir in dem zitierten Wort eine Einwirkung von Swedenborgs Engellehre vermuten.

Aber Swedenborg hat die Engel nicht nur als wirkliche und höchst wirkungsmächtige Wesen beschrieben, deren Verniedlichung geradezu kindisch erscheinen muß – damit hätte er im Grunde nichts Neues gesagt –, vielmehr hat er die Kühnheit besessen, ihre Herkunft und ihr Wesen völlig neu zu begründen: In Swedenborgs Schau sind Engel Menschen, d.h. sie sind auf unserem oder einem der zahllosen anderen Erdkörper im Weltall geboren und nach ihrem Tode für tauglich befunden worden, in den Himmel einzugehen. Swedenborg zufolge gibt es also keine als solche erschaffenen Engel.

Das zweite Beispiel: In der traditionellen Theologie ist der „Himmel“ ein Zustand „ewiger Seligkeit“, in dem die Engel samt allen „selig“ Verstorbenen Gott schauen, preisen und loben. Kein Wunder, daß viele Menschen wenig mit der „ewigen Seligkeit“ anzufangen wissen und den Teufel samt seiner Hölle im Grunde „interessanter“, zumindest anschaulicher, finden! Swedenborg bedient sich zwar derselben Ausdrücke – doch wie ganz anders ist, was er „aufgrund von Gehörtem und Gesehenem“ unter dem Himmel und der Hölle versteht! Leiden die herkömmlichen Schilderungen des Himmels, ganz im Gegensatz zu den höchst anschaulichen Darstellungen der Hölle und des Teufels, gewissermaßen an Blutleere, so ist es bei Swedenborg eher umgekehrt: bei ihm erscheint der Himmel im Grunde anschaulicher als die Hölle. In seiner Darstellung sind die Engel Menschen, die auf der Stufenleiter der Entfaltung des wahren Menschentums zum „Bilde Gottes“ ein gutes Stück weiter sind als wir, aber im Prinzip sind auch wir dazu bestimmt, Engel zu werden.

„Nutzwirkungen“ hoher und höchster Art verleihen dem Leben der Engel im Himmel Inhalt und Wert, geradeso wie die bescheideneren Nutzwirkungen, die wir verrichten, unser Leben lebenswert erscheinen und als Vorbereitung für den Himmel dienen lassen. Swedenborgs Engel plagt nicht jene gähnende Langeweile, die den traditionellen Himmel so wenig attraktiv macht. Oetinger hat einmal das himmlische Leben, wie es von Swedenborg geschildert wird, „die intensivere Seinsweise“ genannt.

Was die „Hölle“ betrifft, so ist sie herkömmlicherweise ein Zustand ewiger Qual, der „Teufel“ aber jenes bocksbeinige, geschwänzte Wesen, das uns, wenn wir auf Erden nicht zum Glauben hindurchgedrungen waren, „drüben“ in Ewigkeit im höllischen Feuer spießen, braten und sieden werde. Natürlich gibt es auch weniger primitive Vorstellungen. Swedenborg kennt keinen Teufel als eine Art Gegen-Gott, sondern versteht unter dem Teufel die Hölle im Inbegriff. Des weiteren ist in seinen Augen die Hölle „der Himmel für die Bösen“. Gott verdammt niemanden zur Hölle, aber wer sein irdisches Leben dazu mißbraucht hat, das Böse zu bevorzugen, der stürzt sich nach dem Tode selber in die Hölle, weil er es im Himmel gar nicht aushielte. Die Qualen, die nun einmal zur Hölle gehören, sind das Ergebnis jener Liebe zum Bösen, die das unveränderliche Grundwesen ihrer Bewohner darstellt. Da es deren größte Freude (hier wäre Tafels „Lustreiz“ eher angebracht!) ist, ihren Mitgeschöpfen Schaden und Leid zuzufügen, kann es nicht ausbleiben, daß dasselbe auch ihnen geschieht. Dieses Gesetz der „Wiedervergeltung“ ist universal, es gilt auch im Himmel, nur ist es dort nicht die Selbstund Weltliebe, sondern die Liebe zum Herrn und zum Nächsten, die alle beseelt.

Wir könnten Beispiel auf Beispiel häufen, um zu zeigen, daß Swedenborg den übernommenen theologischen Begriffen einen derart neuen Inhalt gegeben hat, daß – zumindest in vielen Fällen – die Verwendung einer neuen Ausdrucksweise angebracht gewesen wäre. Es kann jedoch nicht die Aufgabe des Übersetzers sein, diesem Mangel abzuhelfen.

ZUM INHALT

Der Leser dieses Buches sollte sich von vorneherein über drei Dinge klar sein:

1. Es ist wichtiger denn je, sich mit dem zu beschäftigen, was mit unserem unvermeidlichen Tode auf uns zukommt. Die Weigerung vieler heutiger Theologen, das Thema auch nur anzuschneiden, beruht auf einem verhängnisvollen Mißverständnis – oft genug übrigens auch auf mangelndem Glauben. „Vor einigen Jahren schrieb ein Theologe: «Der Tod ist kein Thema mehr für uns». Das war töricht. Und wie töricht es war, zeigt die Fülle von Literatur, die inzwischen zum ‹Thema Tod› erschienen ist“ (Theo Schaller, pfälz. Kirchenpräsident i. R., 1975). Die Gründe für die Verdrängung des Todes und aller damit zusammenhängenden Fragen aus dem Denken vieler heutiger Theologen sind komplex und können hier leider nicht besprochen werden. Sicher ist aber, daß der bedeutende Seelenforscher C. G. Jung weiß, was er sagt, wenn er schreibt: „Der Mensch sollte einen Mythus vom Tode haben, denn die ‹Vernunft› zeigt ihm nichts als die dunkle Grube, in die er fährt. Der Mythus aber könnte ihm andere Bilder vor Augen führen, hilfreiche und bereichernde Bilder des Lebens im Totenland“ („Erinnerungen etc.“, S. 308).

2. Swedenborg war ein Seher, kein Spiritist, d.h. ihm wurde gegeben, während der Spiritist von sich aus in die Geheimnisse hinter dem „Vorhang“ einzudringen trachtet. Das ist ein grundlegender Unterschied. Wie sehr sich Swedenborg des Offenbarungscharakters seiner Schau bewußt war, zeigt nicht zuletzt auch die Tatsache, daß er sich soweit als nur irgend möglich auf die biblische Offenbarung abstützt. Seine Grundthesen sind samt und sonders biblisch fundiert.

3. Swedenborg blieb sich auch bewußt, daß die Erscheinungen der geistigen Welt nicht beschrieben werden können, wie sie an sich sind, sondern nur durch entsprechende Bilder aus dem irdischen Erfahrungsbereich des Menschen. Es ist wichtig, dies bei der Lektüre stets vor Augen zu haben, dann vergißt man nicht, daß Swedenborg Geistiges bildhaft darstellt, und man wird vermeiden, daß einem die geschilderten Einzelheiten den Blick für die allein wichtigen Gesetzmäßigkeiten des uns alle erwartenden nachtodlichen Daseins verschleiern. Was Swedenborg über den „Zustand des Friedens im Himmel“ schreibt, gilt im Grunde für seine ganze Darstellung des Lebens im Himmel und in der Hölle:

„Wer den Frieden des Himmels nicht selbst erlebt hat, kann den Frieden nicht begreifen, in dem sich die Engel befinden. Solange der Mensch im Körper lebt, kann er diesen Frieden auch gar nicht in sich aufnehmen und begreifen, weil die Erkenntnis des Menschen dem Natürlichen verhaftet ist. Wer ihn begreifen will, muß so beschaffen sein, daß sein Denken erhoben und er vom Körper weggeführt, in den Geist versetzt werden und dann bei den Engeln sein kann. Da ich nun auf diese Weise den Frieden des Himmels empfunden habe, kann ich ihn auch beschreiben – freilich nicht wie er an sich ist, denn menschliche Worte reichen dazu nicht aus –, sondern nur durch den Vergleich mit der Seelenruhe derer, von denen es heißt, daß sie in Gott vergnügt seien.“ (Nr. 284).

Wer das Buch des „gewürdigten Sehers unserer Zeiten“ (Goethe) unter den genannten Voraussetzungen liest, wird ohne Zweifel reichen Gewinn davon tragen und über das, was ihn nach dem Tode erwartet, „im Bilde“ sein.

Großen Dank schulde ich meiner lieben Frau für ihre aufopfernde Mitarbeit, sowie Herrn Grob für das Lesen der letzten Korrektur der revidierten Auflage von 1992 und seine zahlreichen stilistischen Verbesserungsvorschläge, die der Lesbarkeit sehr zugute kommen. Friedemann Horn

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Arcana Coelestia #4697

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4697. ‘Et undecim stellae’: quod significet cognitiones boni et veri, constat a significatione ‘stellarum’ quod sint cognitiones boni et veri; quod ‘stellae’ in Verbo illas significent, est quia sunt parva luminaria quae lucent noctu, et a se in nostram atmosphaeram tunc emittunt scintillas lucis, similiter ac cognitiones illa quae sunt boni et veri: quod per ‘stellas’ cognitiones illae 1 significentur, constare potest a pluribus locis in Verbo 2 , ut apud Jeremiam,

Dixit Jehovah, dans solem in lucem diei, statuta lunae et stellarum in lucem noctis, commovens mare, ut tumultuentur fluctus ejus, 31:35;

ubi de nova Ecclesia; 3 per ‘dare solem in lucem diei’ significatur bonum amoris et charitatis, et per ‘statuta lunae et stellarum in lucem noctis’, verum et cognitiones:

[2] similiter apud Davidem,

Jehovah Qui fecit luminaria magna, ... solem in dominium in die, ... lucam et stellas in dominium in nocte, Ps. 136:7-9; qui non sensum internum Verbi novit, credet quod per ‘solem’ hic sol mundi et per ‘lunam et stellas’ luna et stellae intelligantur 4 , at inde nullus sensus spiritualis et caelestis exsurgit, cum tamen Verbum in singulis est caeleste; inde quoque patet quod sint bona amoris et charitatis et vera fidei, cum cognitionibus eorum, quae significantur:

[3] similiter quae in capite primo Geneseos, ubi de nova creatione hominis caelestis agitur, Dixit Deus, Sit luminaria in expanso caelorum, ad distinguendum inter diem et inter noctem, et erunt in signa et in stata tempora, et in dies et in annos; et erunt in luminaria in expanso caelorum, ad lucem dandum super terra, et factum ita: et fecit Deus duo luminaria magna, luminare magnum ad dominandum die, et luminare minus ad dominandum nocte, et stellas; et posuit illa Deus in expanso caelorum ad lucem dandum super terra, et ad dominandum in die et innocte, et ad distinguendum inter lucem et inter tenebras, vers. 5 14-18; videatur n. 30-38:

[4] apud Matthaeum, Statim post afflictionem dierum istorum, sol obscurabitur, et luna non dabit lumen suum, et stellae cadent de caelo, et potentiae caelorum commovebuntur, 24:29; quod per ‘solem et lunam’ ibi significetur amor et charitas, seu bonum et verum, et per ‘stellas’ cognitiones, videatur n. 6 4060; et quia ibi de ultimo die seu ultimo statu Ecclesiae agitur, per quod ‘sol obscurabitur et luna non dabit lumen suum’ significatur quod tunc peribit bonum amoris et charitatis, et per quod ‘stellae cadent de caelo’, quod etiam cognitiones boni et veri;

[5] quod illa significentur, patet a propheticis Verbi ubi 7 similia dicuntur de ultimo Ecclesiae; ut apud Esaiam,

Ecce dies Jehovae veniet crudelis, ... ad ponendum terram in vastitatem, et peccatores perdet ex illa, nam stellae caelorum et sidera eorum non lucebunt luce sua, obscurabitur sol in ortu suo, et luna non splendere faciet lucem suam, 13:9, 10:

apud Joelem,

Propinquus est dies Jehovae, ... sol et luna atrati sunt, et stellae contraxerunt splendorem suum, Joel 3:14, 15:

apud Ezechielem,

Obtegam cum exstinxero te caelos, et atrabo stellas eorum, solem nube obtegam, et luna non lucere faciet lumen suum, omnia luminaria lucis in caelo 8 atrabo super te, et dabo tenebras super terra tua, 32:7, 8:

et apud Johannem, Quartus angelus clanxit, et percussa est tertia pars solis, et tertia pars lunae, et tertia pars stellarum, ut obtenebraretur tertia pars eorum, et dies non luceret tertia sui parte, noxque similiter, Apoc. 8:12.

[6] Praeterea quod ‘stellae’ sint cognitiones 9 boni et veri, patet ab his locis:

apud Danielem,

Ex uno cornu hirci caprarum crevit cornu unum de exiguo, et crevit valde versus meridiem, et versus ortum, et versus decus, et crevit usque ad exercitus caelorum, et dejecit in terram de exercitu, et de stellis, et conculcavit ea, 8:9, 10:

et apud Johannem, Draco magnus cauda sua traxit tertiam partem stellarum caeli: et projecit eas in terram, Apoc. 12:4;

quod non stellae hic intelligantur 10 , patet; agitur 11 apud Danielem et apud Johannem de Ecclesiae statu ultimis temporibus:

[7] similiter apud Davidem,

Jehovah numerat numerum stellarum, omnibus nomina vocat, Ps. 147:4:

apud eundem,

Laudate Jehovam sol et luna, laudate Ipsum omnes stellae lucis, Ps. 148:3 12 :

apud Johannem,

Signum magnum visum est in caelo, mulier circumdata solem, et luna sub pedibus ejus, et super capite ejus corona 13 duodecim 14 stellarum, Apoc. 12:1.

[8] Quia per ‘stellas’ significantur cognitiones boni et veri, per illas significantur doctrinalia Ecclesiae, nam haec sunt cognitione doctrinale de fide separata a charitate ultimis temporibus per ‘stellam’ ita describitur apud Johannem,

15 Tertius angelus clanxit, et cecidit e caelo stella magna ardens sicut lampas, et cecidit super tertiam partem fluviorum, et super fontes aquarum: nomen stellae dicitur absinthium, [unde fit tertia pars aquarum absinthium, '] et multi homines mortui sunt in aquis, quia amarae factae sunt, Apoc. 8:10, 11;

aquae quae ex stella illa factae sunt amarae' sunt vera, et ‘fluvii ac fontes aquarum’ sunt inde intelligentia et sapientia ex Verbo; quod ‘aquae’ sint vera, videatur n. 2702, 3058, 3424; quod ‘fluvii’ sint intelligentia, n. 3051; quodque ‘fontes’ sapientia ex Verbo, n. 2702, 3424.

Footnotes:

1. boni et veri

2. The Manuscript places this after stellas.

3. The Manuscript inserts et.

4. significentur

5. The editors of the third Latin edition made a minor correction here. For details, see the end of the appropriate volume of that edition.

6. The editors of the third Latin edition made a minor correction here. For details, see the end of the appropriate volume of that edition.

7. The Manuscript inserts paene.

8. caelis

9. cogitationes, in the First Latin Edition

10. significentur

11. The Manuscript inserts enim et.

12. The editors of the third Latin edition made a minor correction here. For details, see the end of the appropriate volume of that edition.

13. The following two (or in some cases more) words are transposed in the Manuscript.

14. undecim, in the First Latin Edition, a mistake arising possibly from the eleven stars with which this [ ] deals.

15. The Manuscript inserts Post.

  
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This is the Third Latin Edition, published by the Swedenborg Society, in London, between 1949 and 1973.

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Himmlische Geheimnisse #3704

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3704. „Und der Gott Jischaks“, 1 Mose 28:13, bedeutet den Herrn in Ansehung des Göttlich-Menschlichen.

Dies erhellt aus der vorbildlichen Bedeutung Jischaks, sofern er ist das göttlich Vernünftige des Herrn, und weil es das Vernünftige ist, in dem das Menschliche seinen Anfang nimmt: Nr. 2194, und so aus welchem und durch welches das Menschliche ist, darum wird hier durch den Gott Jischaks bezeichnet das Göttlich-Menschliche des Herrn.

Weil alles und jedes im Himmel und alles und jedes beim Menschen, ja in der ganzen Natur sich auf das Gute und Wahre bezieht, darum wird auch das Göttliche des Herrn unterschieden in das göttlich Gute und das göttlich Wahre; und das göttlich Gute des Herrn wird genannt der Vater und das göttlich Wahre der Sohn.

Aber das Göttliche des Herrn ist eben nur das Gute, ja das Gute selbst, dagegen das göttlich Wahre ist das göttlich Gute des Herrn, das so erscheint im Himmel oder vor den Engeln. Es verhält sich dies wie die Sonne. Die Sonne selbst ist in ihrem Wesen eben nur Feuer, aber das Licht, das daraus erscheint, ist nicht in der Sonne, sondern von der Sonne.

Daß der Herr in Ansehung des göttlich Guten durch die Sonne vorgebildet wird und auch, daß Er im anderen Leben die Sonne für den gesamten Himmel ist, sehe man in Nr. 1053, 1521, 1529, 1530, 1531, 2495, 3636, 3643;

und daß der Herr im Ansehung des göttlich Wahren durch das Licht vorgebildet wird und auch im anderen Leben das Licht für den gesamten Himmel steht: Nr. 1053, 1521, 1529, 1530, 2776, 3138, 3195, 3222, 3223, 3339, 3341, 3636, 3643. Somit ist der Herr in seinem Wesen eben nur das göttlich Gute, und zwar in beiderlei Hinsicht, nämlich in Ansehung des Göttlichen Selbst und des Göttlich-Menschlichen. Aber das göttlich Wahre ist nicht im göttlich Guten, sondern vom göttlich Guten; denn so erscheint, wie oben gesagt, das göttlich Gute im Himmel. Und weil das göttlich Gute als das göttlich Wahre erscheint, darum wird um der Fassungskraft des Menschen willen das Göttliche des Herrn unterschieden in das göttlich Gute und das göttlich Wahre; und das göttlich Gute ist es, was im Wort der Vater heißt, und das göttlich Wahre, was der Sohn heißt. Dieses Geheimnis ist es, das darin verborgen liegt, daß der Herr selbst so oft von Seinem Vater redet als unterschieden von Ihm und gleichsam ein anderer als Er, und doch anderswo, daß Er eins mit Ihm sei.

Daß der Vater im inneren Sinn das Gute ist und im höchsten Sinn der Herr in Ansehung des göttlich Guten, ist Nr. 3703 gezeigt worden, und daß der Sohn das Wahre ist und der Sohn Gottes und der Sohn des Menschen der Herr ist in Ansehung des göttliche Wahren: Nr. 1729, 1730, 2159, 2803, 2813, dies erhellt auch aus allen jenen Stellen, wo der Herr Seinen Vater nennt und Sich den Sohn.

Daß der Herr im Wort des Alten Testaments es ist, der Jehovah genannt wird, sehe man Nr. 1343, 1736, 2921; daß Er aber auch dort Vater heißt, erhellt aus folgenden Stellen:

Jesaja 9:6: „Ein Knabe ist uns geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und das Fürstentum wird sein auf Seiner Schulter, und es wird Sein Name genannt werden: Wunderbar, Rat, Gott, Held, Vater der Ewigkeit, Fürst des Friedens“: es liegt offen am Tage, daß der uns geborene Knabe und der uns gegebene Sohn der Herr ist, somit der, welcher genannt wird der Vater der Ewigkeit.

Jeremia 31:9: „Ich werde sein dem Israel zum Vater, und Ephraim, mein erstgeborener Sohn“: hier ist die Rede vom Herrn, und daß dieser ist der Gott Israels und der Heilige Israels, sehe man Nr. 3305: hier heißt Er der Vater Israels.

Maleachi 2:10: „Haben wir nicht alle einen Vater, hat nicht ein Gott uns geschaffen?“: schaffen hier im inneren Sinn für wiedergebären, wie auch anderwärts im Wort, man sehe Nr. 16, 88, 472; und weil der Herr allein Wiedergebärer ist und Erlöser, so ist Er es, der hier Vater und Gott heißt, wie auch

Jesaja 63:16: „Du bist unser Vater, denn Abraham kennt uns nicht und Israel anerkennt uns nicht, Du, Jehovah, unser Vater, unser Erlöser von Ewigkeit ist dies Dein Name“.

Jesaja 22:21-24: „Bekleiden werde Ich Ihn mit Deinem Rock und mit Deinem Gürtel Ihn stärken und Deine Herrschaft geben in Seine Hand, daß Er sei zum Vater dem Einwohner Jerusalems und dem Hause Jehudahs, und werde geben den Schlüssel des Hauses Davids auf Seine Schulter, und Er wird öffnen, daß niemand schließt, und Er wird schließen, daß niemand öffnet, und werde Ihn stecken als Nagel an einen getreuen Ort, daß Er sei zum Thron der Herrlichkeit Seines Vaters, an dem sie aufhängen sollen alle Herrlichkeit des Hauses Seines Vaters, der Söhne und Enkel, alle Gefäße des Kleinen, von den Gefäßen der Becher bis zu allen Gefäßen der Harfen“: daß der Herr es ist, der im inneren Sinn hier vorgebildet und bezeichnet wird und Vater dem Einwohner Jerusalems und dem Hause Jehudahs genannt wird, liegt offenbar am Tage; denn Er ist es, auf dessen Schulter der Schlüssel des Hauses Davids ist, der öffnet, so daß niemand zuschließt, und der zuschließt, so daß niemand öffnet; man sehe die Vorrede zu 1. Mose Kapitel 22, und Ihm gehört der Thron der Herrlichkeit Seines Vaters, und auf Ihm und von Ihm sind alle heiligen Dinge, die hier Gefäße genannt werden, himmlisch Heiliges Gefäße der Becher, und geistig Heiliges Gefäße der Harfen.

Weil die Könige und Priester den Herrn vorbildeten, die Könige durch das königliche Amt, das sie hatten, den Herrn in Ansehung des göttlich Wahren und die Priester den Herrn in Ansehung des göttlich Guten: Nr. 3670, darum wurden die Priester genannt Väter, wie erhellen kann im Buch der Richter 17:10: „Es sprach Micha zu dem Leviten: bleibe bei mir und sei mir zum Vater und Priester“; ebenso sagten die Söhne Dans zu demselben: „Schweige, lege die Hand auf deinen Mund und gehe weg mit uns und sei uns zum Vater und Priester“: Richter 18:19. Daß die Könige selbst sie ebenso nannten, sehe man im 2 Koenige 6:21, 22: „Der König Israels sprach zu Elisa: Soll ich schlagen, mein Vater? er sprach: du sollst nicht schlagen“; und der König Joasch zu Elisa, als er starb: „Joasch, der König, weinte vor seinen Angesichten und sprach: mein Vater, mein Vater, Wagen Israels und seine Reiter“: 2 Koenige 13:14. Die Könige nannten sie so, weil sie den Herrn vorbildeten in Ansehung des göttlich Wahren und die Priester in Ansehung des göttlich Guten, und weil das Wahre zum Guten sich verhält wie der Sohn zum Vater, denn das Wahre ist vom Guten.

Dies ist eine im anderen Leben gar wohl bekannte Wahrheit, und weil es so ist, darum nennt man im Himmel keinen anderen den Vater und wird beim Vater im Wort der Evangelisten keinen anderen inne als den Herrn; man sehe Nr. 15, 1729. Alle Kinder dort werden, wenn sie ins Gute der Liebe und das Wahre desselben eingeweiht werden, gelehrt, allein den Herrn als Vater anzuerkennen; ja auch mit angelegentlicher Sorgfalt die Neulinge, die in den Himmel kommen, daß Gott einer ist und die, welche zur Kirche gehört haben, daß die ganze Dreieinigkeit im Herrn ist; denn aus der Christenheit bringen fast alle die Vorstellung von drei Göttern mit sich, obwohl sie mit dem Munde gesagt hatten, es sei nur ein Gott; denn einen denken, wenn die Vorstellung von dreien zuvor eingedrungen ist und ein jeder von diesen Gott genannt und auch nach den Eigenschaften und Werken von dem anderen unterschieden und auch besonders verehrt wird, das ist nicht menschlich (d.h. dem Menschen nicht möglich); daher kommt es, daß die Verehrung dreier Götter im Herzen ist, dagegen die des einen bloß im Munde.

Daß im Herrn die ganze Dreieinigkeit sei, ist in der Christenheit bekannt, aber dennoch wird im anderen Leben wenig an den Herrn gedacht, auch Sein Menschliches ist vielen ein Ärgernis, weil sie das Menschliche vom Göttlichen unterscheiden und nicht glauben, daß es göttlich sei. Der Mensch sagt, er werde gerechtfertigt und dadurch rein und beinahe heilig gemacht, aber daß der Herr verklärt, d.h. Sein Menschliches göttlich gemacht worden ist, daran denkt man nicht, da Er doch von Jehovah selbst empfangen wurde, und außerdem kann auch niemand gerechtfertigt, noch weniger geheiligt werden, als vom Göttlichen, und zwar vom Göttlich-Menschlichen des Herrn, was vorgebildet und bezeichnet wird im heiligen Abendmahl, wo mit klaren Worten gesagt wird, daß das Brot Sein Leib ist, und der Wein Sein Blut.

Daß der Herr einer ist mit dem Vater, und daß Er von Ewigkeit, und daß Er das Weltall regiert, und daß Er das göttlich Gute und das göttlich Wahre selbst ist, erhellt augenscheinlich aus dem Worte.

Daß Er einer ist mit dem Vater, (wird gesagt) bei

Johannes 1:18: „Gott hat keiner je gesehen, (sondern nur) der Eingeborene Sohn, der im Schoß des Vaters ist“,

Johannes 5:18-47: „Die Juden suchten Jesum zu töten, weil Er gesagt, Sein eigener Vater sei Gott, indem Er Sich selbst Gott gleich machte; Jesus antwortete und sprach: Amen, amen, Ich sage euch; nichts kann der Sohn von Sich selbst tun, als was Er sieht den Vater tun; was nämlich derselbige tut, das tut gleich auch der Sohn; gleichwie der Vater die Toten auferweckt und lebendig macht, so macht auch der Sohn, die Er will, lebendig; auch richtet der Vater niemand, sondern alles Gericht hat Er dem Sohn gegeben, auf daß alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren; gleichwie der Vater das Leben hat in Ihm selbst, so hat Er auch dem Sohn gegeben, das Leben zu haben in Ihm selbst. Der Vater, der Mich gesandt hat, derselbe hat gezeuget von Mir; weder Seine Stimme habt ihr jemals gehört, noch Seine Gestalt habt ihr gesehen; durchforschet die Schriften, sie sind es, die von Mir zeugen“: unter dem Vater wird dort verstanden das göttlich Gute und unter Sohn das göttlich Wahre, beides im Herrn. Vom göttlich Guten, das der Vater, kann nichts anderes herkommen oder ausgehen als das Göttliche, und das, was herkommt oder ausgeht, ist das göttlich Wahre, das der Sohn.

Johannes 6:44-48: „Jeder, der es gehört hat vom Vater und gelernt hat, kommt zu Mir; nicht daß den Vater jemand gesehen, außer der beim Vater ist, der hat den Vater gesehen“.

Johannes 8:18, 19: „Sie sprachen zu ihm: wer ist Dein Vater? Jesus antwortete: weder Mich kennet ihr noch Meinen Vater; wenn ihr Mich kennetet, so würdet ihr auch Meinen Vater kennen“.

Johannes 10:30, 38: „Ich und der Vater sind eins, wenn ihr nun Mir nicht glauben möget, so glaubet den Werken, auf daß ihr erkennet und glaubet, daß der Vater in Mir und Ich im Vater“.

Johannes 12:44-46: „Jesus sprach: Wer an Mich glaubet, glaubet nicht an Mich, sondern an Ihn, der Mich gesandt hat, und wer Mich siehet, siehet Ihn, der Mich gesandt hat; Ich bin als das Licht in die Welt gekommen, auf daß jeder, der an Mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibe“: daß Ihn der Vater gesandt hat, bedeutet im inneren Sinn, Er komme her vom Vater; so hier und sonst, wo der Herr sagt, der Vater habe Ihn gesandt; daß das Licht das göttlich Wahre ist, sehe man oben.

Johannes 14:6-11: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben, niemand kommt zum Vater außer durch Mich; wenn ihr Mich erkannt habt, habt Ihr auch Meinen Vater erkannt, und von nun an habt ihr Ihn erkannt und habt Ihn gesehen; spricht Philippus: Herr, zeige uns den Vater; Jesus sprach: so lange Zeit bin Ich bei euch, und du kennst Mich nicht Philippus? wer Mich gesehen hat, der hat den Vater gesehen; wie sagst du nun: zeige uns den Vater? Glaubst du nicht, daß Ich im Vater und der Vater in Mir ist? Die Worte, die Ich zu euch rede, rede Ich nicht von Mir selbst, der Vater, der in Mir bleibet, derselbe tut die Werke; glaubet Mir, daß Ich im Vater bin und der Vater in Mir; alles, was ihr bittet in Meinem Namen, das werde Ich tun, auf daß der Vater verherrlicht werde im Sohn“.

Johannes 14:22, 23: „Wer meine Gebote hat und tut sie, der ist es, der Mich liebet, wer Mich aber liebet, der wird geliebt werden von Meinem Vater, und Ich werde ihn lieben und ihm Mich selbst offenbaren; wenn jemand Mich liebet, so wird er Mein Wort halten, und Mein Vater wird ihn lieben, und Wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen“: im göttlich Wahren sind die, welche die Gebote haben und sie tun, und im göttlich Guten sind die, welche Ihn lieben; daher wird gesagt, er wird geliebt werden vom Vater, und Wir werden zu ihm kommen und Bleibstätte (Wohnung) bei ihm machen, nämlich das göttlich Gute und das göttlich Wahre;

darum heißt es Johannes 14:20: „An jenem Tage werdet ihr erkennen, daß Ich in Meinem Vater bin, und ihr in Mir“.

und anderwärts Johannes 17:11: „Heiliger Vater, erhalte sie in Deinem Namen, daß sie eins seien wie Wir“.

Aus diesem erhellt, daß der Herr Vater sagt wegen des göttlich Guten, das Er hatte, und Sohn wegen des göttlich Wahren, das aus dem göttlich Guten (hervorgeht); daß somit nicht zwei sind, sondern eins; daß aber der Herr so geredet hat, geschah deswegen, damit das Wort angenommen werden möchte sowohl auf Erden wie im Himmel, und auch weil Er, ehe der Herr verherrlicht war, das göttlich Wahre war, das aus dem göttlich Guten; hingegen da Er verherrlicht worden, ist Er das göttlich Gute selbst nach beiderlei Wesen, und es kommt alles vom Ihm, das göttlich Gute und das göttlich Wahre.

Daß Er von Ewigkeit gewesen, kann daraus erhellen, daß der Herr es ist, der durch die Propheten geredet hat, und daß Er sowohl deswegen, als auch darum, weil von Ihm das göttlich Wahre kam, das Wort genannt wurde, wovon bei

Johannes 1:1-4, 14: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort; dieses war im Anfang bei Gott alles ist durch dasselbige geworden, und ohne dasselbige ist nichts geworden, was geworden ist; in Ihm war Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Wort ist Fleisch geworden und hat gewohnet unter uns, und wir sahen Seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des Eingeborenen vom Vater“: das Wort (steht) für alles Wahre in den Himmeln und auf Erden, das vom Göttlichen (stammt).

Daß (Er) von Ewigkeit sei, lehrt er offenbar bei

Johannes 1:15, 27, 30: „Dieser war es, der nach mir kommt, und ist vor mir gewesen, weil Er eher war, denn ich, mitten unter euch steht Er, den ihr nicht kennet; dieser ist es, der nach mir kommen soll, und der vor mir gewesen ist“.

Johannes 6:62: „Wenn ihr sehet den Sohn des Menschen aufsteigen, wo Er vorher war“.

Johannes 8:58: „Jesus sprach: Amen, amen, Ich sage euch, ehe denn Abraham war, bin Ich“.

Johannes 13:3: „Er wußte, daß Er von Gott ausgegangen war, und zu Gott hingehe“.

Johannes 16:27, 28: „Er selbst, der Vater, liebet euch, weil ihr Mich geliebt und geglaubt habt, daß Ich von Gott ausgegangen bin; Ich bin ausgegangen vom Vater und gekommen in die Welt, wiederum verlasse Ich die Welt und gehe zum Vater“.

Johannes 17:5, 24: „Ich habe Dich verherrlicht auf der Erde, das Werk habe Ich vollendet, das Du Mir gegeben hast, daß Ich es tun soll, und nun verherrliche Mich, Vater, bei Dir selbst mit der Herrlichkeit, die Ich hatte, ehe die Welt war, bei Dir. Daß sie sehen Meine Herrlichkeit, die Du Mir gegeben hast, weil Du Mich geliebt hast vor Gründung der Welt“.

Jesaja 9:6: „Ein Knabe ist uns geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und genannt wird werden Sein Name: Wunderbar, Rat, Gott, Held, Vater der Ewigkeit, Fürst des Friedens“.

Daß der Herr das Weltall regiert, erhellt bei Matthaeus 11:27: „Alles ist Mir übergeben von Meinem Vater“; Matthaeus 28:18: „Jesus sprach zu den Jüngern: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden“.

Johannes 3:35, 36: „Der Vater hat alles gegeben in die Hand des Sohnes, wer da glaubt an den Sohn, der hat ewiges Leben“; Johannes 5:22: „Der Vater richtet niemand, sondern alles Gericht hat Er dem Sohne gegeben;

Johannes 13:3: „Jesus wußte, daß Ihm der Vater alles in die Hände gegeben“;

Johannes 16:15: Alles, was der Vater hat, ist Mein“;

Johannes 17:1, 2: „Jesus sprach: Verherrliche Deinen Sohn, daß auch Dein Sohn Dich verherrlichen möge, gleichwie Du Ihm gegeben hast die Macht über alles Fleisch“;

Johannes 17:10, 11: „Alles Meinige ist Dein, und das Deinige Mein, aber Ich bin verherrlicht in ihnen, nicht mehr bin Ich in der Welt, denn Ich komme zu Dir“.

Lukas 10:22: „Alles ist Mir übergeben von Meinem Vater“

Aus diesem erhellt nun, daß das göttlich Gute es ist, das der Vater genannt wird und das göttlich Wahre, das der Sohn; und daß der Herr aus dem göttlich Guten durch das göttlich Wahre alles samt und sonders im Weltall regiert.

Weil es sich so verhält, und dieses so offenbar aus dem Wort hervorgeht, so ist es zu verwundern, daß man nicht in der Christenheit, wie im Himmel, den Herrn allein anerkennt und anbetet und so einen Gott; denn man weiß und lehrt, daß alles Dreieinige im Herrn ist. Daß der Heilige Geist, der auch als ein vom Sohn und Vater unterschiedener Gott verehrt wird, das Heilige des Geistes ist, oder das Heilige, das durch die Geister oder Engel ausgeht vom Herrn, d.h. von Seinem göttlich Guten durch das göttlich Wahre, wird anderwärts, aus göttlicher Barmherzigkeit des Herrn, kundgegeben werden.

  
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Übersetzung von J.F.I. Tafel, 1867-1869. Schlussredaktion Friedemann Horn, 1998.