from the Writings of Emanuel Swedenborg

 

Himmel und Hölle #1

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1. I. DER HIMMELVORBEMERKUNGEN DES VERFASSERS

Als der Herr zu den Jüngern von der „Vollendung des Zeitlaufs“, der letzten Zeit der Kirche, sprach 1 , führte er am Ende der Vorhersagen über ihre aufeinanderfolgenden Zustände im Hinblick auf Liebe und Glaube 2 aus:

„Bald aber nach der Trübsal jener Tage wird die Sonne sich verfinstern und der Mond seinen Schein nicht geben, und die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden. Und dann wird erscheinen das Zeichen des Menschensohnes am Himmel. Und es werden heulen alle Geschlechter auf Erden und werden kommen sehen des Menschen Sohn in den Wolken des Himmels in großer Kraft und Herrlichkeit. Und er wird senden seine Engel mit hellen Posaunen, und sie werden sammeln seine Auserwählten von den vier Winden, von einem Ende des Himmels bis zum anderen“. (Matthäus 24:29-31)

Wer diese Worte nur ihrem buchstäblichen Sinn nach versteht, muß annehmen, daß in der Endzeit, die auch das letzte Gericht genannt wird, alle diese Dinge buchstäblich geschehen würden, daß also nicht nur Sonne und Mond sich tatsächlich verfinstern und die Sterne vom Himmel fallen werden, daß das Zeichen des Herrn am Himmel erscheinen wird und man ihn in den Wolken und zugleich Engel mit Posaunen sehen werde, sondern auch, daß – nach den anderweitigen Vorhersagen – die ganze sichtbare Welt vergehen und dann ein neuer Himmel samt einer neuen Erde entstehen werde. Das ist heutzutage die herrschende Meinung innerhalb der Kirche.

Wer aber so glaubt, weiß nichts von den Geheimnissen, die im Einzelnen des Wortes verborgen liegen; denn jede Einzelheit des Wortes hat einen inneren Sinn, in dem es nicht um natürliche und weltliche Dinge geht, wie im Buchstabensinn, sondern um geistige und himmlische Dinge. Und zwar gilt dies nicht nur vom Sinn zusammenhängender Sätze, sondern auch von jedem einzelnen Wort 3 . Das Göttliche Wort ist nämlich in lauter Entsprechungen verfaßt worden, damit jede Einzelheit einen inneren Sinn enthalte. Wie dieser Sinn beschaffen ist, kann man aus all dem entnehmen, was darüber in den „Himmlischen Geheimnissen“ zusammengestellt wurde.

In gleicher Weise ist auch zu verstehen, was der Herr in der oben angeführten Stelle von seiner Ankunft in den Wolken des Himmels gesagt hat. Durch die Sonne, die verfinstert werden soll, wird der Herr hinsichtlich der Liebe bezeichnet 4 ; durch den Mond der Herr hinsichtlich des Glaubens 5 ; durch die Sterne die Erkenntnisse des Guten und Wahren oder der Liebe und des Glaubens 6 ; durch das Zeichen des Menschensohnes am Himmel die Erscheinung des Göttlich-Wahren 7 ; durch die Geschlechter der Erde, welche heulen werden, alle Dinge des Wahren und Guten oder des Glaubens und der Liebe 8 ; durch die Ankunft des Herrn in den Wolken des Himmels mit großer Kraft und Herrlichkeit seine Gegenwart im Wort und die Offenbarung 9 . Die Wolken bezeichnen den buchstäblichen Sinn des Wortes 10 und die Herrlichkeit den inneren Sinn des Wortes 11 ; die Engel mit der hellen Posaune den Himmel, aus dem das Göttlich-Wahre herniedersteigt 12 .

Das alles sollte ersichtlich machen, was unter den angeführten Worten des Herrn zu verstehen ist: Am Ende der Kirche, wenn keine Liebe und darum auch kein Glaube mehr vorhanden ist, wird der Herr das Wort nach seinem inneren Sinn aufschließen und die Geheimnisse des Himmels offenbaren. Die Geheimnisse, die nachstehend geoffenbart werden, betreffen den Himmel und die Hölle ebenso wie auch das Leben des Menschen nach dem Tode. Der Mensch der Kirche weiß heutzutage kaum etwas über Himmel und Hölle, sowie über sein Leben nach dem Tode, obwohl sich alles im Worte Gottes beschrieben findet. Viele, die innerhalb der Kirche geboren wurden, leugnen diese Dinge sogar, indem sie bei sich sagen: »Wer ist von dort zurückgekommen und hat davon berichten können?« Damit nun ein solches Leugnen, wie es besonders bei Gebildeten herrscht, nicht auch jene anstecke und verderbe, die einfältigen Herzens und Glaubens sind, wurde mir verliehen, mit den Engeln zusammen zu sein und mit ihnen zu reden, wie ein Mensch mit dem andern. Ebenso durfte ich auch (und nun schon während über 13 Jahren) Dinge sehen, die sich in den Himmeln und Höllen finden, und nach dem Gesehenen und Gehörten beschreiben – in der Hoffnung, daß so die Unkenntnis aufgeklärt und der Unglaube zerstreut werde. Eine solche unmittelbare Offenbarung findet heutzutage statt; unter ihr ist die Ankunft des Herrn zu verstehen.

V:

1. Die Vollendung des Zeitlaufs ist die letzte Zeit der Kirche, Himmlische Geheimnisse 4535, 10622.

2. Was der Herr von der Vollendung des Zeitlaufs und von seiner Ankunft, somit von der allmählichen Verwüstung der Kirche und vom letzten Gericht vorhergesagt hatte bei Matthäus, Kap. 24 und 25, wird erklärt in den Eingängen zu den Kap. 26-40 der Genesis, und zwar dort Nr. 3353-3356, 3486-3489, 3650-3655, 3751-3757, 3897-3901, 4056-4060, 4229-4231, 4332-4335, 4422-4424, 4635-4638, 4661-4664, 4807-4810, 4954-4959, 5063-5071.

3. Im Wort, sowohl als Ganzem wie in seinen Teilen ist ein innerer oder geistiger Sinn, Nr. 1143, 1984, 2135, 2333, 2395, 2495, 4442, 9048, 9063, 9086.

4. Das Wort ist in Entsprechungen geschrieben und bezeichnet lauter geistige Dinge, Nr. 1404, 1408, 1409, 1540, 1619, 1659, 1709, 1783, 2900, 9086.

5. Die Sonne im Wort bezeichnet den Herrn als die Liebe und die Liebe zum Herrn, Nr. 1529, 1837, 2441, 2495, 4060, 4696, 4996, 7083, 10809.

6. Der Mond meint den Herrn als den Glauben und den Glauben an den Herrn, Nr. 1529, 1530, 2495, 4060, 4996, 7083.

7. Die Sterne bedeuten die Erkenntnisse des Guten und Wahren, Nr. 2495, 2849, 4697.

8. Die Stämme bezeichnen Gutes und Wahres im Ganzen, d.h. alle Dinge des Glaubens und der Liebe, Nr. 3858, 3926, 4060, 6335.

9. Die Ankunft des Herrn meint seine Gegenwart im Wort und die Offenbarung, Nr. 3900, 4060.

10. Wolken bedeuten den Buchstabensinn im Wort, 4060, 4391, 5922, 6343, 6752, 8106, 8781, 9430, 10551, 10574.

11. Herrlichkeit ist das Göttlich-Wahre sowohl im Himmel wie im inneren Sinne des Wortes, 4809, 5292, 5922, 8267, 8427, 9429, 10574.

12. Posaunen und Trompeten bezeichnen das Göttlich-Wahre im Himmel und seine Offenbarung, 8415, 8823, 8915; das gilt auch für die Stimme, Nr. 6971, 9926.

  
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Arcana Coelestia #1837

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1837. ‘Fuit sol ad occidendum’: quod significet tempus et statum ante consummationem, constat a significatione ‘solis’; sol in sensu interno significat Dominum, et inde caelestia quae sunt amoris et charitatis, proinde ipsam amorem et charitatem, de qua prius n. 30-38, et n. 1053; inde patet quod ‘occasus solis’ sit ultimam tempus Ecclesiae, quod vocatur consummatio, cum amplius nulla charitas. Ecclesia Domini comparatur quoque temporibus diei, prima ejus aetas ortui solis seu aurorae et mane, ultima occasui solis seu vesperae et umbris quae tunc, nam se similiter habent; pariter comparatur temporibus anni, prima ejus aetas veri cum omnia florent, quae ante ultimam autumno, cum incipiunt torpescere; immo etiam comparatur metallis, prima ejus aetas appellatur aurea, ultima ferrea et argillacea, ut apud Dan. 2:31-33. Ex his patet quid significatur per quod ‘sol esset ad occidendum’; et quod significet tempus et statum ante consummationem, quia nondum sol occidit; in sequentibus agitur de statu Ecclesiae cum sol occidit, quod tunc caligo facta, et fumus furni et fax ignis transiret inter segmenta.

  
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This is the Third Latin Edition, published by the Swedenborg Society, in London, between 1949 and 1973.

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Himmlische Geheimnisse #901

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901. Daß der „siebenundzwanzigste Tag“ das Heilige bedeutet,

1. Mose 8:14, erhellt aus dem vorigen, weil er zusammengesetzt ist aus drei, mit sich selbst zweimal multipliziert; drei mit sich multipliziert sind neun, und diese neun wieder mit drei multipliziert sind siebenundzwanzig, daher in dieser Zahl die drei herrschen; so rechneten die Uralten mit ihren Zahlen (supputabant suos numeros) und verstanden unter denselben lediglich nichts als Sachen.

Daß drei dasselbe bedeuten, was sieben, kann erhellen aus dem, was kurz zuvor gesagt worden ist: der geheime Grund hiervon ist, daß der Herr am dritten Tage auferstand. Die Auferstehung des Herrn selbst (ipsa) schließt in sich alles Heilige und die Auferstehung aller, daher in der jüdischen Kirche diese Zahl vorbildlich wurde und im Worte eine heilige ist; ebenso wie im Himmel, wo keine Zahlen sind, sondern statt drei und sieben die allgemeine heilige Idee der Auferstehung und Zukunft des Herrn ist: daß drei und sieben Heiliges bedeuten, erhellt aus folgenden Stellen im Worte:

4. Mose 19:11, 12, 16, 19: „Wer einen Toten anrührt, ist unrein sieben Tage, der soll sich entsündigen am dritten Tage, und am siebenten Tage wird er rein sein; und wenn er sich nicht entsündigt hat am dritten Tage, so wird er auch am siebenten Tage nicht rein sein. Wer anrührt einen mit dem Schwert Erstochenen oder einen Toten oder das Gebein eines Menschen oder ein Grab, soll unrein sein sieben Tage; der Reine soll spritzen auf den Unreinen am dritten Tage und siebenten Tage und soll ihn entsündigen am siebenten Tage; und er soll waschen seine Kleider und sich baden in den Wassern, und er wird rein sein am Abend“: daß dies Vorbilder sind, oder daß das Äußere bezeichnet Inneres, erhellt offenbar daraus daß unrein sein sollte, wer angerührt hatte einen Toten, einen Erstochenen, das Gebein eines Menschen, ein Grab, welches alles im inneren Sinne bezeichnet des Menschen Eigenes, das tot und unheilig ist; dann auch, daß er sich waschen sollte in den Wassern, und daß er am Abend rein (werde): so sind auch der dritte Tag und der siebente Tag vorbildlich, indem sie das Heilige bedeuten, weil er an denselben entsündigt werden und so rein sein sollte.

Ebenso, die zurückkehrten von der Schlacht gegen die Midianiten, von denen es heißt im 4 Mose 31:19: „Lagert euch draußen außerhalb des Lagers sieben Tage, jeder, der eine Seele getötet hat, und jeder, der einen Erschlagenen berührt hat, einen Erstochenen; ihr sollt euch entsündigen am dritten Tage und am siebenten Tage“: wenn dies ein bloßer Gebrauch wäre und der dritte und siebente Tag nicht etwas das Heilige oder die Versöhnung Vorbildendes oder Bezeichnendes, so wäre es etwas Totes, wie wenn etwas ohne Ursache und die Ursache ohne Zweck ist, oder wenn etwas getrennt ist von der Ursache, und diese von ihrem Zweck, somit keineswegs göttlich.

Daß der dritte Tag vorbildlich und somit das Heilige bezeichnend war, erhellt klar aus dem Kommen des Herrn auf den Berg Sinai, 2 Mose 19:10, 11, 15, 16, wobei also befohlen worden war: „Jehovah sprach zu Mose: Gehe hin zum Volk und heilige sie, heute und morgen, daß sie ihre Kleider waschen und bereit seien auf den dritten Tag, weil am dritten Tage Jehovah herabkommen wird vor den Augen alles Volks auf den Berg Sinai“.

Ebenso daß Josua über den Jordan ging am dritten Tage, wovon es heißt Josua 1:11; 3:2: „Josua gebot, gehet mitten durch das Lager und gebietet dem Volk und sprechet, bereitet euch Zehrung, weil nach drei Tagen ihr über diesen Jordan gehet, um hinzukommen und das Land zu besitzen“: der Übergang über den Jordan bildete vor die Einführung der Kinder Israels, d.h. der Wiedergeborenen in das Reich des Herrn; Josua, der sie einführte, den Herrn selbst, und dies am dritten Tage. Weil der dritte Tag heilig war wie der siebente, so wurde verordnet, daß das Jahr der Zehnten das dritte Jahr sein und sie alsdann sich heilig erzeigen sollten durch Werke der Liebtätigkeit, 5 Mose 26:12-19: die Zehnten bildeten vor die Überreste, die, weil allein des Herrn, heilig sind.

Daß Jonas in den Eingeweiden des Fisches drei Tage und drei Nächte war, Jona 2:1, bildete augenscheinlich vor das Begräbnis und die Auferstehung des Herrn am dritten Tage: Matthaeus 12:40. Daß drei dieses Heilige bedeuten, erhellt auch bei den Propheten, wie:

Hosea 6:2: „Jehovah wird uns lebendig machen nach zwei Tagen, am dritten Tag uns erwecken, daß wir vor Ihm leben“: wo der dritte Tag auch offenbar für die Zukunft des Herrn und die Auferstehung steht.

Sacharja 13:8: „Es wird geschehen im ganzen Lande, zwei Teile in ihm werden ausgerottet werden, werden hinsterben, und das Drittel wird übriggelassen werden in ihm, und Ich will den dritten Teil durchs Feuer führen und will sie schmelzen, wie man das Silber schmelzt und will sie erproben, wie man das Gold erprobt“: wo der dritte Teil oder drei für das Heilige steht; der dritte Teil schließt gleiches in sich, wie drei, sodann das Drittel des dritten Teils, wie hier, denn drei sind das Drittel des dritten Teils von siebenundzwanzig.

  
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Übersetzung von J.F.I. Tafel, 1867-1869. Schlussredaktion Friedemann Horn, 1998.